Für Freihandel zwischen Deutschland und Asien
2. November 2018Der Mann strahlt über das ganze Gesicht. Prijono Sugiarta ist Präsident von PT Astra International, mit weit über 200.000 Beschäftigen eines der größten indonesischen Industrieunternehmen. Astra baut in Lizenz Autos, liefert Maschinen aller Art, bietet Finanzdienstleistungen und vieles mehr. Die Geschäfte laufen hervorragend.
"Dieses Jahr wird ein außergewöhnlicher Rekord für Astra International. Wir haben gerade die Geschäftszahlen für unser drittes Quartal veröffentlicht und unsere Einnahmen sind um 16 Prozent gestiegen und Gewinne um 21 Prozent."
Prunkvoller Empfang
Sugiarto empfängt Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier im prunkvollen Hauptquartier des Unternehmens in Jakarta. Deutsche und indonesische Fahnen sind aufgestellt, ein Buffet vorbereitet. Der indonesische Industrieminister ist da. Stolz stellen die Indonesier ihr Ausbildungszentrum vor. Vorbild ist das duale Ausbildungssystem in Deutschland, eine Kombination aus Praxis und Theorie. Diese Zusammenarbeit sei vorbildlich, lobt der Bundeswirtschaftsminister und wirbt für weitere Partnerschaften, zum Beispiel bei der Digitalisierung industrieller Abläufe.
Dann eilt er weiter zu einem Termin mit dem indonesischen Präsidenten Widodo. Es geht unter anderem um den freien Welthandel, der sichere den Wohlstand, betont Peter Altmaier später auch im Gespräch mit der DW.
"Offener und freier Zugang zu Märkten bedeutet eine optimale Ressourcenallokation und ein besserer und höherer Lebensstandard für Millionen von Menschen weltweit. Deutschland wird als Teil der Lösung wahrgenommen, nicht Teil des Problems, daher gibt es ein wachsendes Interesse an einer Zusammenarbeit mit Deutschland und deutschen Unternehmen", sagt der Minister.
Chancen und Risiken für Asien-Pazifik
Diese optimistische Einschätzung teilen viele der Anwesenden auf der Asien-Pazifik-Konferenz der deutschen Wirtschaft. Sie sind in die indonesische Hauptstadt gereist, um über Marktchancen und -risiken zu sprechen. Fast 1000 Teilnehmer sind zu der Konferenz gekommen, unter ihnen auch Siemens-Chef Joe Kaeser und Deutsche Post CEO Frank Appel sowie Minister aus Vietnam, Australien, Thailand oder den Philippinen. Nationalem Protektionismus wird in den Diskussionen eine Absage erteilt.
Allerdings schütze doch auch China seine Märkte, ebenso wie die Europäer, betont ein indonesischer Teilnehmer. "99 Prozent unseres Marktes in Deutschland sind offen, jeder kann hier investieren", hält Hubertus Lienhard, Vorsitzender des Asian-Pazifik Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, dagegen.
Die deutschen Manager wirken etwas angestrengt. Die Geschäfte werden schwieriger, so viel ist ihnen klar. In Asien aber stehen die Zeichen grundsätzlich weiterhin auf Wachstum. Der Internationale Währungsfonds (IWF) ermittelte, dass 2017 bereits 34 Prozent des weltweiten Bruttosozialprodukts, Messgröße für die Wirtschaftskraft, in der Asien-Pazifik-Region erwirtschaftet wird. Und die Region wächst weiter.
Kooperation auch mit Startups
Clas Neumann, Chef von SAP Labs kann dem nur zustimmen. Er lebt und arbeitet in Schanghai, muss aber oft zu den anderen Unternehmensstandorten in der Region reisen. Über 24.000 Beschäftige hat der deutsche Softwarehersteller bereits in Asien.
"Unser Geschäft im Asien-Pazifik-Raum wächst stärker als in der restlichen Welt. Das bedeutet, dass die Region für SAP immer wichtiger wird", betont er und erzählt, wie sein Unternehmen versucht, asiatischen Innovationsgeist in die eigene Unternehmenskultur zu integrieren. "Wir bieten ausgewählten Startups die Möglichkeit, ein Jahr bei uns zu arbeiten und ihre Anwendungen zu entwickeln. Das kann in Bangalore, Schanghai oder auch woanders in Asien sein."
Tatsächlich hat allein Indonesien bereits vier sogenannte Unicorns - junge digitale Unternehmen mit einem Marktwert von über einer Milliarde US Dollar. Deutsche Manager staunen mitunter, wie aufgeschlossen asiatische Konsumenten für digitale Lösungen sind.
E-Commerce entwickelt sich rasant und auch Social Media wird intensiv genutzt. In Jakarta ist das Tag für Tag zu beobachten. Wenn die Dunkelheit anbricht, stehen tausende Motorräder vor kleinen Imbissständen. Die Fahrer lassen Essen einpacken und liefern es dann aus. Bestellt wurde digital, bezahlt auch.