Fachkräfte aus Kenia sollen nach Deutschland kommen
5. Mai 2023"Wir sehen in Kenia ein großes Potenzial für die Fachkräftemigration in vielen Bereichen unserer Wirtschaft", sagte Bundeskanzler Olaf Scholz in Nairobi nach einem Gespräch mit Kenias Präsidenten William Ruto.
Deutschland wolle die reguläre Zuwanderung von Arbeitskräften stärken und gleichzeitig die illegale Migration zurückdrängen. "Das ist eine Win-Win-Situation für die Länder, die daran teilnehmen", so Scholz.
Die Regierung in Berlin hat sich vorgenommen, Fachkräfte-Einwanderung deutlich zu erleichtern. Arbeitsminister Hubertus Heil hatte vergangene Woche im Bundestag dazu gesagt: "Wenn wir das nicht tun, fehlen uns bis 2035 sieben Millionen Arbeits- und Fachkräfte."
Der kenianische Präsident unterstützte den deutschen Ansatz und sprach von einem "Export von Fachkräften nach Deutschland". Die Bundesregierung habe seine Unterstützung bei der Nutzung der Ausbildungs- und Fortbildungsmöglichkeiten in Kenia angeboten, sagte Ruto und führte aus, Kenia habe die Zahl seiner sogenannten Exzellenzzentren für die Berufsausbildung von drei auf sieben erhöht. Zudem soll mit Unterstützung aus Deutschland der Deutschunterricht in den Schulen gefördert werden, kündigte der Präsident an.
Aus Kenia könnten vor allem Fachkräfte aus der IT- und Digitalwirtschaft interessant für Deutschland sein. Kenias Hauptstadt Nairobi wird in Anlehnung an den Hochtechnologie-Standort Silicon Valley an der Westküste der USA bisweilen als Silicon Savannah bezeichnet und hat eine innovative Start-up-Szene.
Gesprächsthema Klimawandel
Kenia ist nach Äthiopien die zweite Station der Afrika-Reise von Scholz. Bei seinem Treffen mit Präsident Ruto ging es auch um den Klimawandel. Dabei würdigte Scholz das Engagement des ostafrikanischen Landes im Kampf gegen die Erderwärmung.
Kenia will schon ab 2030 sämtlichen Strom aus erneuerbaren Energien beziehen. Ruto unterstrich seinen Einsatz für den Klimaschutz mit der Ankündigung, dem internationalen Klimaclub beitreten zu wollen. Die G7-Staatengruppe demokratischer Wirtschaftsmächte hatte den Club Ende 2022 auf Initiative von Scholz ins Leben gerufen. Dabei wollen besonders ehrgeizige Länder im Kampf gegen die Erderwärmung zusammenarbeiten.
Ruto forderte gleichzeitig auch mehr Engagement von den Industriestaaten bei der Unterstützung Afrikas im Kampf gegen den Klimawandel. Neben zusätzlichem Geld sei auch die Förderung nachhaltiger Wirtschaftsprojekte nötig.
Kenia gilt als Vorreiter der Energiewende und will schon ab 2030 sämtlichen Strom aus erneuerbaren Energien beziehen. Derzeit gewinnt das Land zwischen 80 und 92 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Quellen und liegt damit weltweit im oberen Drittel. Die Zahlen müssen allerdings im Kontext betrachtet werden. Kenia produziert laut der Internationalen Organisation für erneuerbare Energien rund 12 Gigawattstunden Strom, das Industrieland Deutschland fast 50 Mal so viel.
uh/AR (dpa, afp)