Faktencheck: Viele Fakes zu Taylor Swift
31. Januar 2024Taylor Swift ist einer der einflussreichsten und erfolgreichsten Popstars der vergangenen Jahre – ihre Musikalben und Tourneen brechen Rekorde und ihre riesige internationale Fangemeinde hat sogar einen Namen ("Swifties"). Doch ihr Ruhm hat auch unerwünschte Nebenwirkungen: Online kursieren viele Falschinformationen und Fakes zu der 34-Jährigen. Wir haben vier kürzlich aufgetauchte Behauptungen und Bilder gecheckt.
Taylor Swift hat sich nicht in pornografischen Posen fotografieren lassen
Behauptung: Bilder, die vor allem auf X millionenfach geteilt wurden, zeigen angeblich die nahezu nackte Taylor Swift in anzüglichen Posen zwischen Fans der Football-Mannschaft Kansas City Chiefs.
DW-Faktencheck: Fake.
Taylor Swift ist seit vergangenem Jahr mit dem Chiefs-Star Travis Kelce liiert und seither regelmäßig bei den Spielen des Titelverteidigers der US-Profiliga NFL zu sehen. Dass es sich dennoch um Fake-Bilder handelt, liegt auf der Hand: Warum sollte sich der Megastar auf derart kompromittierende Weise in der Öffentlichkeit zeigen? Ja, Swift spielt auf der Bühne und auf roten Teppichen mit ihren weiblichen Reizen. Dass sie sich aber nur mit einem Tanga und etwas roter Körperfarbe bedeckt einer solchen Situation ausliefert, darf man getrost anzweifeln.
Wer das nicht tut, könnte sich fragen, wie es sein kann, dass es von der Szene nur ein paar wenige, stark inszenierte "Fotos" gibt? Hätte sie nicht zumindest eine Handvoll der Zehntausenden Stadionbesuchern mit dem Handy dokumentiert und ebenfalls in die sozialen Netzwerke gestellt?
Die Antwort: Nein, denn es hat diese Szene nie gegeben. Die Bilder sind mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) erzeugt worden.
DW-Faktencheck hat mehrere der auf X mittlerweile gelöschten Bilder im Internet gefunden und analysiert. Obwohl sie technisch recht gut gemacht sind, weisen sie einige Ungereimtheiten auf, die typisch sind für KI-generierte Bilder. So ist die Masse der Zuschauer im Hintergrund der Bilder ungewöhnlich unscharf und unnatürlich verzerrt. Auf einem der Bilder sind mehrere Gesichter in gleicher Entfernung zur (imaginären) Kamera unterschiedlich scharf. Das wäre auf einem Foto nicht der Fall.
Besonders klar wird die digitale Herkunft der Bilder an sachlichen Fehlern: So trägt einer der Fans ein Chiefs-Trikot, auf dessen Ärmel eine zweistellige Zahl zu sehen ist, auf der Brust prangt jedoch nur eine einzelne Ziffer. Auf einem anderen Trikot ist eine eine Fantasieziffer zu sehen: eine Mischung aus einer Drei und einer Null oder eine unvollständige Acht - je nachdem, wie man es betrachtet.
Auf einem weiteren Bild hält ein Mann seinen linken Arm über dem Bauch, die Hand dazu liegt aber auf dem rechten Oberarm, als hätte der Mann seine Arme vor der Brust verschränkt. Auffällig ist auch der Mund der angeblichen Taylor Swift auf einem der Bilder: Die Unterlippe scheint unter der herausgestreckten Zunge einfach aufzuhören. Oberhalb der Zunge geht sie dann nach oben versetzt weiter. Solche Details können ein KI-generiertes Bild verraten.
Ob die Urheber dieser Fotos eine bestimmte Absicht verfolgen oder einfach Spaß daran haben, mit KI zu experimentieren und damit Aufmerksamkeit zu erregen, ist reine Spekulation. Denn es gehört kaum noch Spezialwissen dazu, solche Bilder zu erzeugen, meint Bernie Hogan, Computer- und Sozialwissenschaftler der Universität Oxford. Und besonders gut gelängen solche Deepfakes bei bekannten Persönlichkeiten: "Besonders einfach geht das mit Promis, denn von ihnen gibt es eine Menge Quellmaterial, mit dem sich die KI arbeiten kann." Dazu muss man wissen: Je mehr Quellmaterial - in diesem Fall unterschiedliche Fotos - künstliche Intelligenz zur Verfügung hat, um so authentischer sind später die Inhalte, die sie produziert.
Taylor Swift hat dieses Anti-Trump-T-Shirt nicht getragen
Behauptung: In den sozialen Netzwerken zirkulierte in den vergangenen Wochen Bilder, auf denen Taylor Swift ein T-Shirt mit einer politischen Message trägt. "Nope not again" (Nein, nicht wieder) ist eine Anspielung auf die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen, mit der sich Swift angeblich gegen den voraussichtlichen Kandidaten der Republikaner, Donald Trump, positioniert.
DW-Faktencheck: Fake
Viele Nutzende haben unterschiedliche Bilder von Taylor Swift auf Facebook und X, ehemals Twitter, geteilt, oftmals mit einem Link zur Website, auf der das Shirt erhältlich ist. Dabei glaubten die meisten, dass es sich um ein authentisches Foto der Pop-Sängerin handle - doch das stimmt nicht, die Bilder sind manipuliert.
Herausfinden lässt sich das mit einer Bilderrückwärtssuche. Da der Verdacht naheliegt, dass Swifts Gesicht in mit einem Bildbearbeitungsprogramm wie Photoshop hinzugefügt wurde, haben wir die Bildpartie des Kopfes ausgeschnitten und dann nur diesen Bildausschnitt in die Bilderrückwärtssuche eingegeben. So gelangen wir zur Originalquelle für diesen Teil der Bilder: Die Aufnahmen von Taylor Swift stammen von einer Gala 2019 in New York City.
Während das Bild also manipuliert wurde und Taylor Swift keine Werbung für das Anti-Trump-Shirt gemacht hat, stimmt es jedoch, dass sie die Demokraten unterstützt und sich wiederholt kritisch über den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump geäußert hat. Bei mehr als 279 Millionen Followern auf Instagram, knapp 95 Millionen auf X und knapp 24 Millionen auf Tiktok glauben einige Beobachter, dass sie die im November anstehenden US-Präsidentschaftswahlen möglicherweise beeinflussen könnte.
Nein, Swift hat nicht mit Jeffrey Epstein posiert
Behauptung: Anfang Januar wurden neue Gerichtsdokumente zum Missbrauchsskandal um den mittlerweile verstorbenen US-Millionär Jeffrey Epstein veröffentlicht. Die Dokumente enthielten Namen zahlreicher Prominenter, die mit dem Sexualstraftäter in Verbindung gestanden haben sollen. Kurz darauf teilten Internetnutzende verstärkt ein Bild, das angeblich Taylor Swift mit Epstein zeigt: Sie sitzen zusammen auf einer Mauer und Swift prostet in die Kamera.
DW-Faktencheck: Falsch
Das vielfach geteilte Bild ist zwar kein Fake, wurde also nicht manipuliert. Doch bei dem Mann auf dem Bild handelt es sich nicht um Jeffrey Epstein, der einen Ring zur sexuellen Ausbeutung Minderjähriger unterhalten haben soll und 2019 im Gefängnis starb. Sondern um Monte Lipman: Er ist Gründer und CEO von Republic Records, dem Plattenlabel, bei dem Swift und zahlreiche weitere bekannte Musikerinnen und Musiker unter Vertrag stehen.
Wir haben das mithilfe einer Bilderrückwärtssuche herausgefunden, die zu einem Reddit-Eintrag eines Taylor-Swift-Fanaccounts mit eben dieser Information führt. Sucht man im Internet weiter nach Monte Lipman, finden sich weitere Fotos und Seiten, die seine Identität und sein Aussehen bestätigen. Der Geschäftsmann hat tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit mit Epstein.
Taylor Swift ist nicht Teil einer "NATO-Operation"
Behauptung: Im Nachrichtensender Fox News erklärte Moderator Jesse Watters Taylor Swifts beispiellosen Erfolg damit, dass sie seit 2019 für die NATO in einer geheimen Mission zur psychologischen Kriegsführung gegen Fake News arbeite.
DW-Faktencheck: Unbelegt
Taylor Swift als verdeckte NATO-Agentin? Für diese abenteuerliche These werden keine Beweise geliefert. Alles, was der Fox-News-Moderator Jesse Watters an Indizien vorzuweisen hat, ist, dass der Name "Taylor Swift" 2019 auf der jährlichen Konferenz des NATO-Zentrums für Cyber-Sicherheit (CCDCOE) fiel. Um seine These zu untermauern, spielte Watters in seiner Show drei zusammengeschnittene Schnipsel eines Vortrags von der Konferenz ein, die so kurz sind, dass ihr Sinn objektiv kaum zu erkennen ist. Watters aber liefert seine Interpretation: Dort sei eine Pentagon-Angestellte zu sehen, die der NATO vorschlage, "Taylor Swift zu einem Asset zu machen", also sie für eigene Zwecke zu nutzen - und zwar für eine "PsyOp" - eine Operation der psychologischen Kriegsführung.
Immerhin: Dass er keine Beweise liefert, räumt Watters im Laufe seiner Ausführungen selbst ein, wissen wolle er aber schon, ob seine - offenkundig ausgedachte - These stimmt!
Wohl eher nicht: Bei der Referentin handelt es sich um die Datenwissenschaftlerin Alicia Marie Bargar, die nach eigenen Aussagen gegenüber dem "Business Insider" keinerlei Verbindungen zum Pentagon oder zur NATO hat. Sie habe auf der Konferenz lediglich wissenschaftliche Ergebnisse vorgestellt, nach denen berühmte Persönlichkeiten gesellschaftlichen Einfluss in sozialen Medien geltend machen und damit auch das Verhalten anderer Menschen beeinflussen könnten. Taylor Swift sei lediglich ein - mehr oder weniger zufällig gewähltes - Beispiel gewesen. In dem Paper, das Bargar als Forscherin der Johns Hopkins University zu der NATO-Tagung eingereicht hat, kommt Swift nicht einmal vor. Der nach der Konferenz herausgegebene Sammelband enthält mehrere Dutzend wissenschaftliche Artikel.
Eine Pentagon-Sprecherin nannte Watters These eine "Verschwörungstheorie" und äußerte die Hoffnung, diese schon bald "abzuschütteln" - eine Anspielung auf Taylor Swifts Hit "Shake it off".