Frau Mugabe geht in die Politik
28. Oktober 2014"Meet the people" lautet der Slogan der Werbetour, mit der Grace Mugabe in diesen Tagen durch Simbabwe zieht. Die Gattin des greisen Präsidenten Robert Mugabe hat ein ehrgeiziges Ziel: selbst Präsidentin werden. Am vergangenen Donnerstag (23.10.2014) kündigte sie an, bei den nächsten Wahlen 2018 zu kandidieren. "Warum auch nicht? Bin ich denn etwa keine Simbabwerin?", kommentierte Grace Mugabe auf einer Kundgebung nahe der Hauptstadt Harare ihre Ambitionen. Sollte sie Erfolg haben, würde die 49-Jährige ihren mehr als 40 Jahre älteren Mann im höchsten Staatsamt des Landes beerben.
Hang zum Luxus und zur Diffamierung
Doch politisch ist Grace Mugabe bisher kaum in Erscheinung getreten. Unter Simbabwern kursieren für die First Lady Spitznamen wie "Gucci-Grace" oder "Grabbing Grace" - wegen ihrer ausschweifenden Shoppingtouren und des luxuriösen Kleiderstils.
Die in Südafrika geborene frühere Sekretärin bewegt sich erst seit kurzem auf der politischen Bühne. Den Anfang machte ihre Nominierung für den Vorsitz der Frauenliga der Regierungspartei Zanu-PF - ein machtvolles Amt, mit dem Grace Mugabe auch Anspruch auf eine Führungsposition im allmächtigen Politbüro der Partei hätte. Der Hergang ihrer Wahl war fadenscheinig: Eigentlich verlangen die Statuten der Zanu-PF für dieses Amt 15 Jahre Mitgliedschaft und herausragende Leistungen im Befreiungskampf. "Grace ist keine Politikerin", sagt Wilf Mbanga, Chefredakteur der Onlinezeitung The Zimbabwean. "Grace Mugabe hat weder Erfahrungen in der Zanu-PF noch in der Politik im Allgemeinen."
Machtkampf mit Rivalen
Als aussichtsreichere Kandidaten für die Nachfolge von Robert Mugabe gelten bislang Justizminister Emmerson Mnangagwa und Joice Mujuru, die jetzige Vize-Präsidentin. Mujuru, Witwe eines hochrangigen Kommandeurs in Simbabwes Befreiungsbewegung, genießt bei vielen Veteranen hohes Ansehen. Ihr Mann kam bei einem Brand ums Leben. Die genauen Umstände sind ungeklärt.
Grace Mugabe nutzt ihre öffentlichen Auftritte, um ihre Kontrahentin zu bedrohen und zu diffamieren. "Frau Mujuru muss ihr Amt niederlegen!", forderte Mugabe auf einer Parteiveranstaltung vor Kriegsveteranen des simbabwischen Unabhängigkeitskampfes. "Sie hat nichts für das Land getan. Stattdessen hat Sie nur ein Auge auf das Präsidentenamt geworfen. Ich sehe sie nicht in der Lage, Simbabwe zu regieren. Sie benutzt das Geld, um Mugabe zu stürzen."
Mit solchen Auftritten macht sich Grace Mugabe nur wenige Freunde - ganz im Gegensatz zu Robert Mugabes erster Frau Sally, die in Simbabwe sehr beliebt war und politisch einen mäßigenden Einfluss hatte. "Aktuell ist Grace Mugabe die wohl meistgehasste Person in Simbabwe", sagt ein ausgewiesener Kenner des Landes, der nicht mit Namen genannt werden will. Denn kritische Äußerungen an Staat und Parteimitgliedern werden in Simbabwe mit Repressalien oder sogar Haft bestraft.
"Ihre wöchentlichen Hasstiraden gegen faktisch alles und jeden machen den Menschen Angst. Selbst Parteigänger der ZANU-PF sind düpiert: 'Sie schadet dem Land - sie schadet uns!', sagen sie." Ein Grund sind auch die wirtschaftlichen Aktivitäten der Präsidentengattin. Seit 2002 ließ Robert Mugabe nahezu alle 4500 weißen Farmen enteigenen - im Zuge dessen soll sich seine Frau bereichert und trotz internationaler Sanktionen weiterhin lukrative Geschäfte mit ausländischen Firmen gemacht haben. Mit Sorge würden viele Simbabwer den rasanten politischen Aufstieg der First Lady beobachten und blutige Auseinandersetzungen zwischen den zerstrittenen Zanu-PF-Fraktionen befürchten, so der Analyst weiter.
Journalisten bekamen erst kürzlich wieder den Zorn der Präsidentengattin zu spüren. Korrespondenten privater Medien warf sie vor, sie seien Aktivisten der Opposition und würden mit Schmiergeldern dafür bezahlt, negativ über sie zu berichten.
Dr. Grace Mugabe
Grace Mugabes jüngster Coup: Die einst renommierte Universität von Simbabwe verlieh der ihr einen Doktortitel. Ihre Immatrikulation lag dabei nur Monate zurück und auch die Dissertation mit dem Titel "Wandel sozialer Strukturen und die Funktion der Familie" ist nicht einzusehen. Pikantes Detail: Die Doktorwürde wurde ihr eigenhändig vom Rektor der Universität verliehen und der heißt: Robert Mugabe.
Die parteipolitischen Intrigen würden auf dem Rücken der Bevölkerung ausgetragen, so die Einschätzung des Analysten, der nicht genannt werden will. "Simbabwe ist politisch zum Stillstand gekommen. Die Machthaber sind mit den Ränkespielen beschäftigt und haben keine Zeit, sich um die Amtsgeschäfte zu kümmern." Man habe Angst. Laut Schätzungen haben schon etwa vier Millionen Simbabwer das Land verlassen, um ihre Zukunft woanders zu suchen.