FARC beendet Waffenruhe
22. Mai 2015Bei einem Angriff auf die kolumbianische Guerilla-Organisation FARC haben Streitkräfte 26 Rebellen getötet und den schleppenden Friedensprozess auf eine harte Probe gestellt. Ein Lager der linken Revolutionären Streitkräften Kolumbiens in westlichen Cauca wurde in der Nacht zum Freitag aus der Luft und von Soldaten und Polizisten angegriffen, wie die Streitkräfte mitteilten. Die FARC legte daraufhin ihre im Dezember ausgerufene einseitige Waffenruhe auf Eis.
Kämpfe trotz Waffenruhe
Die FARC hatte am 20. Dezember eine einseitige Waffenruhe erklärt und Präsident Juan Manuel Santos aufgefordert, einem beiderseitigen Waffenstillstand zuzustimmen. Im März setzte die Regierung erstmals ihre Luftangriffe auf FARC-Stellungen aus. Nach neuen Gefechten nahm die Armee die Bombardierungen aus der Luft Mitte April wieder auf. Trotz ihrer geforderten Waffenruhe hatten die FARC im April in ihrer Hochburg um Cauca elf Soldaten getötet. Kolumbiens Staatschef Juan Manuel Santos hatte daraufhin die Wiederaufnahme von Angriffen gegen die Guerilleros angeordnet - die Attacke in der Nacht zum Freitag war seitdem die bei weitem größte. Bei dieser laut Santos "legitimen Aktion" seien 26 Rebellen getötet worden. Die Militäreinsätze gegen die Erhebung würden "nicht stoppen", bekräftigte er umgeben von seinem Generalstab. "So sind die Spielregeln." Zugleich sei es an der Zeit, die vor zweieinhalb Jahren in Havanna gestarteten Friedensverhandlungen "zu beschleunigen".
FARC will Verhandlungen fortsetzen
Die FARC-Delegation in Havanna verkündete in ihrem Blog, ihre einseitige Waffenruhe sei "suspendiert". Einer ihrer Delegationsleiter, Pastor Alape, verurteilte den Militärangriff scharf. "Weitere Tote ohne Grund", schrieb er im Kurznachrichtendienst Twitter. Die Rebellen seien mit 250-Kilo-Bomben angegriffen worden und hätten sich nicht wehren können. In ihrer Erklärung betonte die FARC, dass sie die Friedensverhandlungen mit der Regierung jedoch weiterführen werde. "Der Frieden ist der einzige Weg gegen die Barbarei." Die Rebellen nannte das Vorgehen der Regierung widersprüchlich. Die "Ermordung der Kämpfer" mache die Wiederaufnahme der Kriegshandlungen notwendig, was nicht dem Willen der FARC entspreche. In ihrer Erklärung forderte die Guerilla ein sofortiges Ende des Blutvergießens.
Seit über zwei Jahren verhandeln Regierung und FARC in der kubanischen Hauptstadt Havanna über ein Ende des 50 Jahre währenden Krieges. Bei den Verhandlungen in Havanna zur Beendigung des Konflikts wurden bereits mehrere Kapitel erfolgreich abgeschlossen, in Kernfragen gelang bisher aber keine Einigung. Die FARC kämpfen seit 1964 gegen Großgrundbesitzer und die kolumbianische Regierung. Amtlichen Angaben zufolge wurden in dem längsten bewaffneten Konflikt Lateinamerikas 220.000 Menschen getötet und Millionen aus ihren Dörfern vertrieben.
pab/stu (epd, dpa, afp, kna)