FC Bayern: Sportdirektor gesucht
26. Juli 2017Hat die Suche endlich ein Ende? Gibt es bald wieder einen Sportdirektor beim deutschen Rekordmeister FC Bayern? "Es gibt einen Kandidaten, den wir im Blick haben. Wir haben uns damit viel Zeit gelassen und wir glauben, dass wir das jetzt ganz gut gelöst haben", sagte Präsident Uli Hoeneß dem SID während der Asienreise seines Vereins in Singapur. Den Namen allerdings wollte er noch nicht verraten.
Drei prominente Namen scheiden aus: Wunschkandidat Philipp Lahm, der seine Karriere als Aktiver zum Ende der letzten Saison beendet hatte, zeigte offenbar kein Interesse an der Führungsposition. Kolportiert wird, dass sich Lahm einen Posten im Vorstand ausbedungen hatte, wie ihn Vorgänger Matthias Sammer hatte, diesen aber (zumindest vorerst) nicht bekommen sollte. Max Eberl, der seit Jahren bei Borussia Mönchengladbach gute Arbeit leistet, und lange keine klare Aussage über seine Zukunft machte, schied ebenfalls aus. Wie weit hier Verhandlungen fortgeschritten waren, ist seriös nicht überliefert. Jedenfalls bleibt Eberl bei seinem bisherigen Klub.
Absage des Titanen
Einen weiteren Namen hatte Hoeneß selbst im Gespräch mit der "Sportbild" von der Liste gestrichen: "Oliver Kahn hat uns klar gesagt, dass er nicht Sportdirektor werden will. Darum ist er auch kein Thema." Dabei hätte der ehemalige Nationaltorwart sicher einige Skills, die ihn für diesen Job bei den Bayern qualifizieren:
Er kennt den Verein aus seiner Zeit als Spieler dort aus dem Effeff, wohnt in München, ist unter anderem über seine Expertentätigkeit beim ZDF dem Metier weiter verbunden geblieben, hat durch sein Wirtschaftsstudium und den Abschluss im General Management auch Einblicke in das Große und Ganze. Und vor allem strahlt er das aus, was einen Uli Hoeneß und einen Matthias Sammer auf ähnlichen Posten in der Vergangenheit so wertvoll machte: Kahn polarisiert, Kahn lenkt die Aufmerksamkeit der Medien auf sich und somit ab von der Mannschaft, und er strahlt das berühmte "Mia san mia" aus, das oft übergroße Bayern-Ego.
Bommel, Linke oder Klose?
Wen will Hoeneß also nun bis zum Saisonstart Ende August aus dem Hut zaubern? Offenbar ist es nicht so einfach, den vermeintlichen Traumjob zu besetzen. Was auch daran liegen mag, dass es eine undankbare Aufgabe sein könnte, sich zwischen den Alphatieren Rummenigge, Hoeneß und Ancelotti aufzureiben.
Mark van Bommel wird in und um München heiß gehandelt. Der Niederländer gab bei den Münchenern von 2006 bis 2011 den "Agressive Leader" im Mittelfeld und ist jetzt beim PSV Eindhoven als Juniorentrainer tätig. Allerdings wiegelte van Bommels Schwiegervater Bert van Marwijk bei Sport1 ab: "Mark wird nicht Sportdirektor bei Bayern, er ist in Eindhoven Trainer bei der U19 und das macht ihm großen Spaß. Wenn er zu Bayern gehen würde oder mit denen verhandeln würde, dann hätte ich es gewusst."
Van Bommel war auch schon von Hoeneß als Assistent von Trainer Ancelotti ins Spiel gebracht worden, auch dieses Ansinnen scheiterte an bestehenden vertraglichen Verpflichtungen. Dennoch - wahrscheinlich wäre hier über eine entsprechende Ablösesumme noch etwas zu machen.
Eine "kleine" Lösung könnte Thomas Linke sein. Auch er war Nationalspieler in Diensten des FC Bayern, Champions-League-Sieger sogar, und zuletzt im Rahmen der bescheidenen Möglichkeiten erfolgreich als Sportdirektor des Bundesliga-Absteigers FC Ingolstadt. Sein Vertrag wurde Ende Juni aufgelöst, er wäre also zu haben für den Posten als "Bindeglied zwischen Trainer und Mannschaft, Bindeglied zwischen Mannschaft und Vorstand", wie Hoeneß die Aufgabe umreißt, zu der auch noch die Mit-Organisation des Nachwuchsleistungszentrum gehört.
Asientripp mit Hintergedanken
Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und er seien "viel Auto gefahren. Da haben wir das ein oder andere Gespräch geführt", sagte Hoeneß. Das legte einen anderen Schluss nahe: Denn ganz nah, quasi im selben Flieger, war ein anderer Ex-Fußballer, der plötzlich zum Kandidat wurde: WM-Rekordtorschütze Miroslav Klose. Er begleitet die Bayern auf deren Asien-Promo-Tour - auf Wunsch der Vereinsspitze, wie es heißt. Weltmeister Klose, der in München als Torjäger seine Fußabdrücke hinterlassen hat, scheidet als Sportdirektor aber aus: Der FCB-Vorstand möchte ihn auch in Zukunft als Vereinsbotschafter einbinden, sofern der Ex-Profi neben seiner Trainerausbildung die Zeit dafür finde. "Er hat es hier super gemacht", lobte Rummenigge zum Ende der Asienreise.
"Ihr könnt versichert sein, wenn es irgendetwas zu erzählen gibt, dann werdet ihr es rechtzeitig erfahren. Das Gute ist: Ich kann Vieles!", sagte Klose jetzt nichts- und vielsagend bei einem Medientermin in Singapur und ergänzte: "Ich habe mich in meiner Karriere nie an Spekulationen beteiligt. Damit bin ich immer ganz gut gefahren."
Aber worum ging es den Bayern sonst bei der Einladung zu dieser Reise? Als "Test für ihn und uns" hatte Rummenigge den Trip bezeichnet. Auch wenn Kloses Pläne eigentlich andere sind oder waren: "Die Trainerscheine werde ich machen. Ende September schaffe ich es, die erste Woche A-Schein zu machen. Und so geht es nahtlos weiter", sagte der 39-Jährige. Und vorher soll ein Gespräch mit dem DFB über die Zukunft stattfinden. Vielleicht befördert man da ja Klose gleich zum Assistenten von Bundestrainer Joachim Löw. Dann müsste sich Hoeneß doch anderweitig orientieren.