Eröffnungsgala im Schatten des Verdachts
23. Oktober 2015Eigentlich war alles wie erwartet: Eine große Showbühne, viel Glitzer und Glamour, dazu illustre Gäste: Bundestrainer Joachim Löw war da, Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff natürlich auch. Sogar der heftig in der Kritik stehende DFB-Präsident Wolfgang Niersbach ließ sich die Eröffnung des Deutschen Fußballmuseums in Dortmund nicht entgehen.
Doch die Liste der Absagen hatte sich kurz vor der Veranstaltung um einige prominente Namen verlängert: Franz Beckenbauer hatte sein Erscheinen kurzfristig ebenso abgesagt wie Günter Netzer. Beide sind in der aktuellen Diskussion über mögliche finanzielle Unregelmäßigkeiten rund um die "Sommermärchen-WM" 2006 in der Kritik. Auch die Absage des Fußball-Idols Uwe Seeler drückte bei Veranstaltern und Gästen auf die Stimmung.
Probleme? Welche Probleme?
In seiner Eröffnungsrede zum Start der Veranstaltung ging DFB-Präsident Niersbach nur kurz auf die jüngsten Vorwürfe ein. "Wir werden das zu 100 Prozent aufklären", sagte er vor der Festgesellschaft. Das sei man "Deutschland, dem deutschen Fußball und uns selbst schuldig", so der oberste Fußballfunktionär.
Doch dann rückte er das Museumsthema in den Mittelpunkt des Interesses. Das neue Museum sei ein "Haus des gesamten deutschen Fußballs" und "vereine Profis und Amateure unter einem Dach".
Eine moderne Pilgerstätte
Auf rund 3700 Quadratmetern Ausstellungsfläche präsentiert das Deutsche Fußballmuseum mehr als 1600 Exponate der deutschen Kicker-Historie. Zu den besonders beeindruckenden Zeugnissen der Fußballgeschichte gehören der Originalball vom WM-Endspiel 1954 und die Mütze des langjährigen Bundestrainers Helmut Schön. Viele große Sportmomente werden multimedial aufbereitet, so dass die Besucher sie noch einmal erleben können.
NRW-Ministerpräsidentin Kraft zeigte sich bei einem Rundgang nach dem feierlichen Eröffnungsakt beeindruckt und sagte, sie sei "davon überzeugt, dass dieses Museum zu einer Pilgerstätte" werde.
Das ist auch dringend erforderlich, denn damit das Museum kostendeckend arbeiten kann, müssen pro Jahr 270.000 Besucher nach Dortmund kommen und ihren Eintrittspreis von bis zu 17 Euro entrichten. Andernfalls müsste der Steuerzahler für die Differenz aufkommen, da der DFB seine Zuschüsse zu dem 36-Millionen-Euro-Projekt auf maximal 250.000 Euro pro Jahr beschränken wird.
Für die Öffentlichkeit wird das Deutsche Fußballmuseum an diesem Sonntagvormittag eröffnet. Um 11.00 Uhr werden Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau, Ligapräsident Reinhard Rauball und DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock das rote Band feierlich zerschneiden.
mak/cw (dpa, sid)