Ferdinand Piëch: Innovationen für die Autowelt
Der Machtkampf ist vorbei, der Patriarch hat verloren. Martin Winterkorn hat Ferdinand Piëchs Zorn überstanden, anders als viele Vorgänger. Piëch zieht sich zurück, doch sein Vermächtnis ist prägend, nicht nur für VW.
Zwei legendäre Modelle, eine Familie
Am Anfang des Imperiums, das Ferdinand Porsches Enkelsohn Ferdinand Piëch mit aufgebaut hat, stehen zwei klassische Modelle: Der Käfer stammt von Porsche selbst. Ein anderer Enkelsohn, Ferdinand Alexander Porsche - Piëchs Cousin - hat das sehr erfolgreiche 911er Modell entworfen, den größeren und übermütigeren Bruder des Käfers.
Fulminantes Debüt: Der Porsche 917
In seiner Zeit beim Sportwagenhersteller Porsche brachte Piëch 1969 einen der erfolgreichsten Le Mans-Rennwagen des 20. Jahrhunderts auf den Markt. Der Porsche 917 war damals das schnellste deutsche Auto. Er gewann 1970 und 1971 das legendäre Langstreckenrennen von Le Mans. Es folgten die Modelle 936, 956 und 962 - aber da hatten sich Piëch und sein Cousin Wolfgang Porsche schon zerkracht...
Audis Weg aus der Klemme
Audi hatte weder die Kraft von Porsche, noch die Klasse von Mercedes oder das schicke Design von BMW, als die Firma 1969 von VW aufgekauft wurde. Als Vorstandsmitglied für Technik hat Piëch in den 1970er Jahren viele zentrale Entwicklungen eingeleitet. Unter anderem hat er einen Dieselmotor für Familienwagen stark verbessert. Audi wurde daraufhin für die Modelle 80 und 100 ausgezeichnet.
Wiedergeburt des Vierradantriebs
Piëch hat den Vierradantrieb zwar nicht erfunden, das Patent stammt von 1893. Es wurde aber kaum für PKWs verwendet - bis zum Audi "quattro". Er dominierte die Rallys der 1980er Jahre, hier fährt Hannu Mikkola. Dank dieses Erfolgs konnte Audi mehr als 10.000 straßentaugliche Modelle verkaufen. Der Reihenmotor mit fünf Zylindern war eine Innovation unter Piëchs Führung.
Verbindungen zum Staat
Als es für ihn bergab ging, bekam Piëch keine Unterstützung vom Land Niedersachsen. Doch seine Verbindungen zum Bundesland, das 20 Prozent der Anteile an Volkswagen hat, sind eng. Viele einflussreiche Politiker kommen aus Niedersachsen - unter anderem Gerhard Schröder, der Piëch 1997 die Landesmedaille von Niedersachsen verlieh.
Diversifizierung bei VW
Auch im Ausland trafen sich Piëch und der damalige Bundeskanzler Schröder - wie 2001 bei der Eröffnung eines Skoda-Werks in der Tschechischen Republik. Am Ende des Kalten Krieges war Skoda noch das Ziel vieler Witze ("Wie verdoppelt man den Wert eines Skoda? Man füllt den Tank."). Später wurde Skoda Teil der Volkswagen-Gruppe und ist heute sehr erfolgreich.
Einigung mit Pischetsrieder
Dieser dreifache Handschlag verwandelte eine von Piëchs bittersten Niederlagen ins Gegenteil. Nachdem er die britische Luxusmarke Rolls Royce an den Rivalen BMW verloren hatte, einigten sich Piëch, der BMW-Vorsitzende Bernd Pischetsrieder und Ralph Robin von Rolls Royce darauf, dass VW-Tochter Bentley weiterhin Anlagen von Rolls Royce nutzen kann. Dadurch wurde Bentley überlebensfähig.
Der frühere Nachfolger-Kandidat
Nur ein Jahr nach dem dreifachen Handschlag war Ex-BMW-Chef Pischetsrieder noch bei der VW-Tochter Seat - bevor er 2001 an die Spitze von VW kam. Doch 2006 war Piëch unzufrieden - und Pischetsrieder musste wieder gehen. Das hatte Piëch nun mit Winterkorn auch vor - und scheiterte.
Das schnellste Auto
Ein anderer ehrgeiziger Kauf unter Piëchs Führung war die legendäre Marke Bugatti. Das Modell wurde wieder zum Leben erweckt mit 16 Zylindern und einer Höchstgeschwindigkeit von 407 Stundenkilometern. Die Kosten lagen bei 2 Millionen US-Dollar - bei diesem Projekt gab es keine halben Sachen. Jahrelang war der Veyron das schnellste Auto der Welt - ein Symbol für Piëchs mutigen Stil.
Erfolg im Fußball
Und sogar auf diesem Spielfeld war Piëch erfolgreich: Der VfL Wolfsburg, die Werks-Elf der Volkswagen-Fabrik, gewann 2009 die Bundesliga-Meisterschaft - dank der Tore des brasilianischen Stürmers Grafite und der VW-Millionen.
Erneuertes Vermächtnis
Audi kehrte zum Rennen von Le Mans zurück, als Piëch bereits an der Spitze von VW war. Viele Elemente dieser modernen Rennwagen gehen auf Piëchs technische Innovationen aus seiner Zeit bei Audi zurück. Der aktuelle Audi ist sogar ein Hybridmodell. Audi hat seit dem Jahr 2000 in Le Mans 13 von 15 der 24-Stunden-Rennen gewonnen.