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Film

Sex and the City - Revival im Fernsehen

Sertan Sanderson
11. Dezember 2021

Die Serie "And Just Like That..." ist der Nachfolger von "Sex and the City". Viele Fans freuen sich. Doch wie greifen solche Revivals den neuen Zeitgeist auf?

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Die Protagonistinnen der neuen Serie "And just like that..." laufen auf einem Fußweg in New York nebeneinander
"Sex and the City"-Nachfolger "And Just Like That..." premierte am 9. Dezember 2021 auf HBO Max.Bild: Sky/dpa/picture alliance

Das Wiederaufgreifen von Fernsehserien ist wie das Wiedersehen mit alten Bekanntschaften: Erinnerungen werden aufgefrischt, Vergleiche angestellt, Freundschaften Revue passiert. Doch auch wenn Fans angesichts solcher Neuauflagen ihrer Lieblingsformate in Begeisterung ausbrechen, fragen sich Kritikerinnen und Kritiker, ob sich eine bewährte alte Story einfach so wieder mit neuem Leben füllen lässt.

Wirtschaftlich gesehen sei es sinnvoll, ein bereits etabliertes Format wiederaufleben zu lassen, erklärt die Drehbuchautorin und Produzentin Shelly Goldstein, die in Großbritannien und den USA tätig ist. "Eigentlich handelt es sich um eine sichere Sache, denn Fans gibt es ja schon. Man könnte das auch den 'Big Mac' der Kreativität nennen: Inhaltsstoffe und Geschmack sind bekannt", erklärt Goldstein im DW-Interview. Trotzdem gäbe es natürlich gewisse Risiken, eine neue Staffel oder eine etablierte Serie wieder neu aufzulegen.

"Es geht nicht so sehr darum, was dem Publikum gefällt, sondern darum, was den Auftraggebern gefällt, also Fernsehsendern, Produktionsstudios und Streamingdiensten." Die Macher dieser Serien müssten also trotzdem bestimmte Entscheidungen treffen, um sicherzustellen, dass ein "Reboot", "Remake" oder "Revival" Erfolg haben kann.

Filmstill aus der US-amerikanischen Serie Beverly Hills
Die US-amerikanische Serie "Beverly Hills, 90210" wurde 10 Jahre lang auf Fox ausgestrahlt.Bild: Courtesy Everett Collection/picture alliance

Definitionsversuch: Reboot, Remake, Revival

Während ein Reboot frühere Handlungsstränge überwiegend ignoriert und es dem Publikum erlaubt, einfach in ein geliebtes TV-Universum zurückzukehren, ist ein Revival eher eine Fortsetzung: Die von den Fans geliebten Charaktere kehren auf den Bildschirm zurück, um neue Abenteuer zu erleben. Von einem Remake spricht man hingegen, wenn die ursprüngliche Serie einfach noch mal produziert wird, mit denselben Handlungssträngen, Charakteren oder Schauplätzen.

Remakes haben eine besonders hohe Erfolgsquote bei Filmen: Allein vier verschiedene Versionen existieren von "A Star is Born", zuletzt verfilmt mit Bradley Cooper und Lady Gaga in den Hauptrollen. Zu beobachten ist, dass auch Fernsehserien dagegen in den letzten Jahren immer häufiger ein Revival erleben. Dabei ist es interessant zu beobachten, dass die besten Wiederaufnahmen klassischer Stoffe "diejenigen sind, die die Idee im Kern beibehalten, während die Charaktere auf irgendeine Weise wachsen. Andernfalls gibt es keinen Grund, das Original erneut zu drehen", sagt Goldstein. "Es gibt einige Flops, die es weder geschafft haben, das ursprüngliche noch ein neues Publikum zu erreichen."

Filmstill der Neuverfilmung von "Twin Peaks", in dem drei Hauptcharaktere vor einem schwarzen Truck stehen
Die Serie "Twin Peaks" von David Lynch feierte 2017 ihr Comeback - nach 25 Jahren.Bild: picture-alliance/Everett Collection

Serien müssen "Charakter" haben

Berühmte Serien wie "Twin Peaks" endeten bewusst mit einem Cliffhanger. Mit "Twin Peaks: The Return" bekamen die Fans dann 25 Jahre später eine Fortsetzung geliefert, die allerdings mehr Fragen aufwarf als Antworten gab. Andere Formate wie die elf Staffeln der Sitcom "Will & Grace" verlassen sich auf die Treue ihrer Fans, die nur darauf warten, wie es weitergeht mit ihren geliebten Charakteren. 90er-Nostalgie liegt ebenfalls im Trend, was für ein Comeback von Serien wie "Beverly Hills, 90210" sorgte. 

Mehr Jetzt, mehr Diversität

Und dann wäre da noch das Revival von "Sex and the City", was viele Prämissen für ein Comeback rechtfertigt. Fans der sechs Originalserien warteten darauf, dass es weitergeht, was zu zwei Film-Fortsetzungen 2008 und 2010 führte sowie zu einer Prequel-Serie im Jahr 2013. Nun kehren die Damen mit ihren Manolo Blahnik-Schuhen und Cosmopolitan-Cocktails unter dem neuen Titel "And Just Like That" noch einmal als Serie zurück. Allerdings mit einem großen Unterschied: Die in Großbritannien geborene Schauspielerin Kim Cattrall, berühmt für die Rolle der Samantha Jones, weigerte sich, erneut aufzutreten, was die Fab Four in ein Trio verwandelte.

Die neue Serie versucht zu verhandeln, was die ikonischen Charaktere in den letzten zehn Jahren so erlebt haben. Auch Cattralls Abwesenheit wird in einer Szene thematisiert: die Reservierung in einem Restaurants ist nur für drei - nicht für eben vier - Freundinnen.

Küchenszene aus der Serie "And Just Like That..." mit Carrie (Sarah Jessica Parker) und Mr. Big (Chris Noth).
Sarah Jessica Parker und Chris Norh sind wieder zu sehen in "And Just Like That..." Bild: Craig Blankenhorn/Warner/Sky/picture alliance

Die Serie benennt aber auch Veränderungen im Laufe der Jahre, vom Konkurs des berühmten Kaufhauses (und der New Yorker Institution) Barneys, bis hin zur Einführung eines nicht-binären Charakters.

"Jede Show, die in der Gegenwart stattfindet, muss den Zeitgeist einfangen, es sei denn, sie weist darauf hin, dies bewusst abzulehnen. Der Produzent und die Autoren von "And Just Like That" von HBO Max machen sehr deutlich, dass die Kerngruppe - ohne Kim Cattrall - aus Frauen besteht, die diverser als das ursprüngliche Quartett ist", erklärt Shelly Goldstein.

Drehbuchautorin und Produzentin Shelly Goldstein vor einer weißen Wand
Drehbuchautorin und Produzentin Shelly GoldsteinBild: Kit Rogers

Weniger Sex, mehr City?

"And Just Like That" verspricht eine Adaption für die Gegenwart zu werden und einen Kontext zu schaffen, in dem Identitäts- und Identitätenfragen im Mittelpunkt stehen. Vor allem gibt die Serie nicht nur ihrer etablierten Fangemeinde sondern auch einem jüngeren Publikum die Möglichkeit, weibliche Figuren mittleren Alters zu erleben.

"Diese Serie ist kein beliebiges Remake, denn sie präsentiert keine neue Generation von Frauen in ihren 30ern. Die Show zeigt Frauen in den 50ern. Ein Alter, das Hollywood eigentlich sonst gerne ausblendet", betont Goldstein. "Hollywoods Ansichten über die Sexualität von Frauen haben im Allgemeinen immer bei etwa 25-Jährigen aufgehört - weshalb ein männlicher Star um die 60 oftmals mit einer weiblichen Kollegin zusammenarbeitet, die weniger als halb so alt ist wie er."

Die #MeToo-Bewegung hat aber auch dazu beigetragen, den Blick auf Gender zu sensibilisieren und männliche weiße Hollywood-Manager, die jahrelang ihre Machtpositionen missbraucht hatten, um Frauen sowohl auf als auch außerhalb des Bildschirms zu erniedrigen, von ihrem Thron zu stoßen.

Aber es gibt noch eine weitere wichtige Entwicklung im Fernsehen, die das Geschäft ordentlich umkrempelt: Die "Streaming-Revolution" hat es dem Publikum ermöglicht, immer und überall auf seine Lieblingsinhalte zuzugreifen, ohne Woche für Woche zu einer bestimmten Zeit an den Bildschirm gefesselt zu sein. Dies hat nicht nur das Publikum, sondern auch Produzenten und Drehbuchautoren angefeuert, neue Formate zu entwickeln, auf die Bedürfnisse von Nischenpublikum einzugehen und das Fernsehen gleichberechtigter zu machen. Und natürlich auch Zugang zu Formaten aus der ganzen Welt anzubieten. 

Vielleicht kommt der nächste Serienhype, der ein Revival rechtfertigt, aus Asien, dem Nahen Osten oder Afrika , wo es eigene Versionen von Serien wie "Sex and the City" gibt. Da bereits südkoreanische Serien wie "SquidGame" Streamingrekorde brechen, ist das nur eine Frage der Zeit.

Adaption aus dem Englischen: Sabine Oelze