Fall Marinowa: Festnahme in Deutschland
10. Oktober 2018Der Verdächtige sei ein 21-Jähriger, teilte Innenminister Mladen Marinow mit. Von deutscher Seite heißt es, dass der Mann nach Hinweisen bulgarischer Behörden am Dienstagabend in Stade bei Hamburg von Zielfahndern aufgespürt und von Spezialkräften festgenommen worden sei.
Nach Angaben des bulgarischen Generalstaatsanwalts Sotir Zazarow besteht nach derzeitigem Ermittlungsstand kein Zusammenhang zwischen der Tat und der Arbeit der 30-jährigen Journalistin. "Aber wir untersuchen weiterhin alle Hypothesen", fügte er hinzu. Der Verdächtige wurde laut Zazarow bereits wegen Mordes und Vergewaltigung gesucht.
Haftbefehl wird beantragt
Die Generalstaatsanwaltschaft in Celle wird nach eigenen Angaben nun die Voraussetzung für die Auslieferung prüfen und beim zuständigen Oberlandesgericht einen Haftbefehl für den Verdächtigen beantragen.
Bei dem Verdächtigen handele es sich um einen polizeibekannten Verbrecher, der die Moderatorin des Kabelsenders TVN nicht gekannt habe, berichtet das Internetportal der Zeitung "168 Tschassa". Er sei laut Grenzpolizei schon am Sonntag nach Deutschland geflüchtet, wo seine Mutter leben soll. In seiner Wohnung sei Marinowas Handy gefunden worden, meldet der private Fernsehsender bTV unter Berufung auf eigene Quellen.
Vergewaltigt und erwürgt
Die Leiche der 30-jährigen Journalistin war am Samstag in einem Park am Donauufer der Stadt Russe entdeckt worden. Marinowa war dort joggen gegangen. Noch ist unklar, ob Marinowa aufgrund ihrer journalistischen Arbeit getötet oder durch Zufall zum Opfer wurde.
Ungeachtet dessen hat sich der Kriminalfall bereits zum Politikum in Bulgarien entwickelt. Denn Marinowa hatte in der letzten Ausgabe ihrer neuen Sendung "Detektor" zwei Investigativ-Reporter zu Gast, die zu einem angeblichen Betrug mit EU-Fördergeldern Recherchen anstellten.
Auch die Bundesregierung in Berlin hatte bestürzt auf den Mord reagiert und den Schutz der Pressefreiheit in Bulgarien angemahnt. Die EU-Kommission forderte die zuständigen Behörden auf, den Fall rasch zu klären.
wa/nob (dpa, 168chasa.bg, DW)