Festnahmen in Vatikanbank-Affäre
28. Juni 2013Die drei Verdächtigen wurden von der italienischen Polizei festgenommen. Dem hochrangigen Vatikan-Geistlichen Monsignore Nunzio Scarano aus Salerno und zwei weiteren Beschuldigten - einem italienischen Geheimdienstmitarbeiter und einem Finanzexperten - werden Korruption und Betrug vorgeworfen, wie italienische Medien berichteten. Scarano arbeitete als Buchhalter für die Verwaltung des Vatikans und wurde bereits vor einigen Wochen beurlaubt. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, 600.000 Euro von einem Konto der Bank abgezweigt zu haben, um einen Immobilienkredit zu bezahlen. Der "Corriere della Sera" berichtet zudem von 20 Millionen Euro Bargeld, die der Geistliche mit einem Privatjet aus der Schweiz einfliegen ließ.
Die Vatikanbank Istituto per le Opere di Religione IOR (Institut für die religiösen Werke) wird immer wieder mit Skandalen um zweifelhafte Finanztransaktionen in Verbindung gebracht. Wegen des Verdachts der Geldwäsche im großen Stil steht die Vatikanbank bereits seit Jahren im Fokus der italienischen Justiz. Wiederholt soll die Mafia Geld über die Kirchenbank legalisiert haben.
Papst lässt Vatikanbank durchleuchten
Im September 2010 waren Ermittlungen gegen den damaligen Präsidenten der Bank, Ettore Gotti Tedeschi, und den damaligen Generaldirektor Paolo Cipriani wegen Verstoßes gegen das Geldwäschegesetz eingeleitet worden. Im Zuge der Ermittlungen wurde die Führung des Geldinstituts entlassen und Millionen Euro eingfroren. Der neue Chef der Vatikanbank, Ernst von Freyberg, versprach, das Geldinstitut endlich aus den Negativschlagzeilen bringen und den Ruf als dubioses Finanzzentrum abstreifen zu wollen.
Der Vatikan äußerte sich bislang nicht zu den Festnahmen. Papst Franziskus hatte erst am Mittwoch eine Untersuchungskommission eingesetzt, die die Vorgänge in dem Geldinstitut aufklären soll. Die Kommission kann Einblick in alle Transaktionen der Bank nehmen und soll dem Papst unmittelbar Bericht erstatten. Als Präsidenten ernannte der Papst Kurienkardinal Raffaele Farina. Weitere Mitglieder sind der Präsident des Päpstlichen Rats für den Interreligiösen Dialog, Kardinal Jean-Louis Tauran, und die ehemalige US-Botschafterin beim Vatikan, Mary Ann Glendon. Vatikanexperten halten es für auch möglich, dass Papst Franziskus die Bank auflöst.
qu/rb (dpa, afp, rtr, kna)