Feuriges Ende für einen Satelliten
20. September 2010Es war ein schnelles Ende für den alten CHAMP: 3718 Tage lang bereicherte der Satellit die Forschung und verglühte dann rasant über dem Ochotskischen Meer - irgendwo zwischen Ostsibirien, der russischen Halbinsel Kamtschatka und Japan.
Für Professor Reinhard Hüttl, den Vorstandsvorsitzenden des Deutschen GeoForschungsZentrums GFZ, das die CHAMP-Mission 1995 konzipierte und umsetzte, gilt sie ganz klar, "als eine der erfolgreichsten Missionen zur Erkundung des Systems Erde." Das sei unbestritten. CHAMP habe auf seinen drei Missionsfeldern bahnbrechend neue Kenntnisse ermöglicht.
Die "Potsdamer Schwerekartoffel"
Mit Hilfe von CHAMP konnten die Forscher aus Potsdam beispielsweise die Form der Erde besser erfassen - Beulen und Dellen inklusive. Daraus entstand das Bild der Erde als schwebende Kartoffel, als "Potsdamer Schwerekartoffel".
Möglich war dies, weil CHAMP wie alle erdnah fliegenden Satelliten auf einer unregelmäßigen Bahn um die Erde flog. Mal wurde er mehr, mal weniger von der Erde angezogen. Doch erstmals konnten die Forscher so die Bahn kontinuierlich mit Zentimetergenauigkeit und im Sekundentakt verfolgen und die Form der Erde rekonstruieren.
Weniger magnetisch
Neue Erkenntnisse hat CHAMP auch in punkto Erdmagnetfeld ermöglicht. Ergebnis: Die Feldstärke nimmt kontinuierlich ab, vor allem im südlichen Atlantik, was wiederum gehäuft zu Störungen im Satellitenbetrieb führt.
Auch globale Karten wichtiger Mineral- und Erzstätten konnten dank CHAMP erstellt werden: Eisenerz in Kursk, Diamanten in Westafrika - alle Vorkommen wurden erst durch Analyse der Magnetisierung des Gesteins sichtbar.
Morgen schneit es, übermorgen Regen
Die Messungen des Satelliten werden sogar in der Wettervorhersage und Klimaforschung eingesetzt. 2006 nutzte der britische "Met Office" erstmals Daten für globale Wettervorhersagen. Mittlerweile arbeiten auch andere Zentren in Europa, Japan und Kanada mit den CHAMP-Daten.
Als unerwartet nützlich erwies sich der kleine Erdbeobachter auch bei der Überwachung des Weltraumwetters, so dass Stürme in der Ionosphäre, einer der äußeren Atmosphärenschichten der Erde, schneller erkannt werden können. Sie stören mitunter die Telekommunikation, Satellitennavigation und Funk-Radarsysteme.
15 Jahre Arbeit
Die Erfolgsgeschichte CHAMP begann 1995 als das Bundesministerium für Bildung und Forschung eine Satellitenmission als Leitprojekt für die ostdeutsche Raumfahrtindustrie ins Leben rief. Das GFZ der Helmholtz-Gemeinschaft ging mit seinem CHAMP-Konzept (CHAllenging Mini satellite Payload) ins Rennen und gewann die Ausschreibung. Am Ende schickten die Forscher einen 522 Kilogramm schweren Satelliten ins All, der ursprünglich nur maximal fünf Jahre lang Ergebnisse liefern sollte. Doch CHAMP erwies sich als stabiles "Weltraum-Baby" und konnte vier Mal wieder auf die Umlaufbahn angehoben werden.
Autor: Nicole Scherschun
Redaktion: Judith Hartl