Kopflos
9. Oktober 2015Die FIFA-Ethikhüter weisen die Vorwürfe der Anwälte von Joseph Blatter nach dessen 90-Tage-Sperre zurück. Die Rechtsvertreter des Fußball-Weltverbandspräsidenten hatten unter anderem beklagt, dass Blatter von der Ethikkommission nicht ausreichend angehört worden sei. "Herr Blatter wurde am 1. Oktober von Robert Torres von der FIFA-Ethikkommission einvernommen", sagte Andreas Bantel, Sprecher der Untersuchungskammer des Gremiums, am Freitag auf Anfrage.
"Herr Blatter hatte das Recht, zu sämtlichen offenen Fragen in der notwendigen Ausführlichkeit Stellung zu beziehen." Dies sei auch beim ebenfalls suspendierten UEFA-Chef Michel Platini der Fall gewesen. Der 79 Jahre alte Schweizer Blatter hatte am Donnerstag nach Angaben seines Anwalts Richard Cullen Berufung gegen das Urteil eingelegt. In dem Schriftstück werde zudem beklagt, dass Blatter erst von dem Bann erfahren habe, nachdem die FIFA ihn veröffentlichte, berichtete die "New York Times" (Freitag). "Die Publikation darf erst erfolgen nach persönlicher Mitteilung an die Personen, das ist auch in diesem Falle geschehen", erklärte Bantel dazu.
FIFA-Sondertreffen am 20. Oktober
FIFA-Interimspräsident Issa Hayatou wird in der kommenden Woche in der Züricher Zentrale des Fußball-Weltverbands erwartet. Das FIFA-Exekutivkomitee, die "Weltregierung des Fußballs", trifft sich am 20. Oktober zu einer außerordentlichen Sitzung.
Zudem wurde am Freitag bekannt, dass die Schweiz die Auslieferung eines weiteren Beschuldigten im FIFA-Skandal an die USA bewilligt hat. Der britische Staatsbürger Costas Takkas - ehemals Generalsekretär des Fußballverbands der Cayman-Inseln (CIFA) - war auf Bitten der US-Justiz am 27. Mai 2015 zusammen mit sechs anderen FIFA-Funktionären in Zürich festgenommen worden. Die US-Staatsanwaltschaft wirft Takkas vor, beim Verkauf von Marketingrechten anlässlich der Qualifikationsspiele für die WM 2018 und 2022 an eine US-Sportvermarktungsfirma Bestechungsgelder in Millionenhöhe angenommen zu haben.
Platini für Vesper nicht mehr tragbar
Unterdessen prognostizierte der Vorstandschef des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Michael Vesper, dem suspendierten UEFA-Chef Michel Platini als Topfunktionär in den internationalen Fußball-Verbänden praktisch keine Zukunft mehr. Als Präsidenten-Kandidat beim Weltverband FIFA komme Platini "nicht mehr infrage, und wenn er als Kandidat nicht infrage kommt, dann ist sicherlich auch fraglich, ob er UEFA-Präsident bleiben kann", sagte Vesper am Freitag im WDR5-Morgenecho. "Nach drei Jahren hin und her", erklärte Vesper weiter, "muss jetzt endlich Schluss sein."
Einen Rücktritt Platinis wegen der ungeklärten Millionen-Zahlung durch die FIFA forderte der ehemalige Grünen-Spitzenpolitiker allerdings nur indirekt: "Ich habe noch nicht den Ansatz einer plausiblen Erklärung gehört. Aber die UEFA braucht Klarheit, das kann man nicht einfach ad acta legen oder, wie Michel Platini es versucht, einfach aussitzen." Derweil wurde ein Dringlichkeitstreffen der UEFA-Exekutive für kommenden Donnerstag angesetzt.
Europas Club-Vereinigung ECA meldete sich nun auch zu Wort und fordert von der FIFA "echte Reformen und Transparenz". Zudem will die von Bayern Münchens Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge angeführte Organisation eine zentrale Rolle im Reformprozess einnehmen. Als Beispiel führte die ECA die UEFA an. Dort habe die Club-Vereinigung schon eine aktivere Rolle eingenommen, das müsse auch auf FIFA-Niveau geschehen. "Die Vereine müssen Teil der Lösung sein", teilte die ECA mit.
sw/ck (dpa, sid)