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FIFA ermittelt gegen Blatter

27. Mai 2011

FIFA-Präsident Blatter gerät unter Druck. Auf Antrag seines Herausforderers im Kampf um den Posten des FIFA-Chefs leitete die Ethikkommission eine Untersuchung gegen ihn ein. Mehr als ein taktisches Manöver?

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Joseph Blatter mit nachdenklicher Miene (Foto: dpa)
Joseph Blatter unter DruckBild: picture-alliance/dpa
FIFA-Hauptquartier in Zürich (Foto: pa-Augenklick/Roth)
FIFA-Hauptquartier in ZürichBild: picture-alliance/Augenklick/Roth

Der Kampf um den höchsten Posten im Weltfußball gerät immer mehr zur Schlammschlacht. Im Vorfeld der Abstimmung am kommenden Mittwoch (01.06.2011) in Zürich wird jetzt auch Amtsinhaber Joseph Blatter vor der Ethik-Kommission der FIFA aussagen müssen. Blatter bleibt gelassen, zumindest nach außen. "Ich kann zum Verfahren, das heute gegen mich eröffnet wurde, keine Stellung nehmen", ließ der Präsident des Weltfußballverbands mitteilen. "Die Fakten werden für sich selbst sprechen."

Kommissionschef lässt sich ablösen

Günter Hirsch, Ex-Präsident des Bundesgerichtshofs (Foto: dpa)
Günter Hirsch trat zurückBild: dpa

Die Ethik-Kommission hat 13 Mitglieder, die überwachen sollen, dass sich die FIFA bei ihren Entscheidungen an Recht und Gesetz sowie an die eigenen Regeln hält. Im vergangenen Dezember hatte der deutsche Richter Günter Hirsch für Wirbel gesorgt, als er aus dem Gremium austrat. Der Grund: Hirsch bezweifelte, dass bei der Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 an Russland und 2022 an Katar alles mit rechten Dingen zugegangen war. Der Vorsitzende der Kommission, Claudio Sulser, ließ sich für die jetzt anstehende Anhörung wegen möglicher Befangenheit von seinen Pflichten entbinden. Sulser, ein Rechtsanwalt und früherer Fußballprofi, ist wie Joseph Blatter Schweizer. Petrus Damaseb aus Namibia wird vorübergehend den Vorsitz des Gremiums übernehmen.

Geld gegen Stimme?

Mohamed bin Hammam bei einer Pressekonferenz (Foto: AP)
Mohamed bin HammamBild: AP

Gegenkandidat Mohamed bin Hammam aus Katar hatte die Ethik-Kommission aufgefordert, nicht nur gegen ihn zu ermitteln, sondern auch gegen Blatter. Der FIFA-Chef, so bin Hammam, habe offenbar von angeblichen Bestechungsgeldern an FIFA-Funktionäre gewusst, aber nichts dagegen unternommen. Kurioserweise bezieht sich der Katarer damit auf die Vorwürfe, die gegen ihn selbst erhoben wurden. Bin Hammam soll am 10. und 11. Mai in Trinidad Funktionären des Fußballverbands der Karibik Geld geboten haben, wenn sie bei der Wahl des FIFA-Präsidenten für ihn und nicht für Blatter stimmen. Jack Warner, einer der Stellvertreter Blatters, soll ebenfalls in den angeblichen Bestechungsversuch verwickelt sein. Der US-Amerikaner Chuck Blazer hatte die FIFA über das Treffen in Trinidad informiert und so den Stein ins Rollen gebracht. Blazer gehört dem Exekutivkomitee an, dem höchsten Gremium des Weltfußballverbands.

Blatter eindeutiger Favorit

Bin Hammam warf Blatter vor, ihn vor der Abstimmung gezielt in Misskredit bringen zu wollen, damit er freiwillig auf seine Kandidatur verzichtet. Das komme für ihn aber nicht in Frage, sagte der 62-jährige Katarer. "Ich bin zuversichtlich, dass es nicht zu einer Anklage kommt und ich wie geplant bei der Wahl antreten werde. Meine Chancen stehen 50:50." Die Experten sehen das Rennen bei weitem nicht so offen. Blatter kann auf die Stimmen der einflussreichen Verbände aus Europa, Südamerika und Afrika zählen und ist damit eindeutig in der Favoritenrolle. Bin Hammam weiß lediglich die Asiaten hinter sich. Für den 75 Jahre alten Blatter wäre es die vierte Amtszeit als FIFA-Chef. Der Schweizer hatte den Posten 1998 übernommen.

Autor: Stefan Nestler
Redaktion: Thomas Grimmer