Freispruch für Blatter
30. April 2013Der ISL-Schmiergeldskandal beim Fußball-Weltverband FIFA ist für die Ethikkommission der FIFA abgeschlossen. Die rechtsprechende Kammer unter dem Vorsitz des Detuschen Hans-Joachim Eckert sprach FIFA-Präsident Joseph Blatter von allen strafrechtlich relevanten Verfehlungen frei, sein Verhalten sei höchstens "ungeschickt" gewesen. "Gemäß Einstellungsverfügung haben sich keine Hinweise ergeben, dass Präsident Blatter Provisionszahlungen von ISL, ihrem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Jean-Marie Weber oder von anderen erhalten hat", hieß es. Kritisch hinterfragt werden müsse jedoch, ob Blatter in den Jahren vor dem Konkurs der ISL wusste oder hätte wissen müssen, dass die ISL an andere FIFA-Offizielle Schmiergeld-Zahlungen getätigt hat.
Havelange bereits zurückgetreten
Blatter-Vorgänger João Havelange wurde dagegen eine "moralisch und ethisch verwerfliche Handlungsweise" vorgeworfen. Havelange war bereits vor Veröffentlichung des Berichts als Ehrenpräsident der FIFA zurückgetreten und kam damit einer drohenden Aberkennung der Ehrenpräsidentschaft zuvor, über die die FIFA beim Kongress am 30./31. Mai auf Mauritius entscheiden sollte.
Eckert kommt in seinem Bericht zu dem Schluss, dass nach dem bisher nicht bekannt gewesenen Rücktritt Havelanges und der Demission des Paraguayers Nicolas Leoz als Mitglied der Exekutive keine weiteren Maßnahmen oder weitere Verfahren gegen Fußball-Offizielle nötig seien. "Ich bin überzeugt, dass die FIFA dank des Reformprozesses, den ich selbst angeregt habe, nun über angemessene Mechanismen und Instrumente verfügt, um einen solchen Vorfall, der dem Ansehen unserer Institution so sehr geschadet hat, in Zukunft zu verhindern", erklärte Blatter.
Brisante Affäre damit vom Tisch
Die ISL-Affäre hatte 2011 den Druck auf den Weltverband zur Durchführung von Reformen erheblich erhöht. Im Zuge des Skandals wurden Schmiergeldzahlungen des früheren FIFA-Vermarktungspartners in Millionenhöhe an frühere Spitzenfunktionäre wie den ehemaligen FIFA-Boss Havelange gerichtlich festgestellt. Der amtierende FIFA-Präsident Blatter musste Kenntnisse über die Vorgänge einräumen, hat sich nach Eckerts Einschätzung allerdings weder strafrechtlich noch ethisch falsch verhalten.
Kritik gab es von Anti-Korruptions-Expertin Sylvia Schenk: "Der Bericht ist sehr unbefriedigend und verniedlichend." Der Report drücke sich um die eigentlichen Fragen. Zudem monierte die Sportbeauftragte von Transparency International, dass Eckert praktisch als Einzelrichter eine Bewertung der Ergebnisse von FIFA-Ermittler Michael J. Garcia vorgenommen habe. "Ich hätte mir gewünscht, dass sich eine ganze Kommission den Bericht angeschaut hätte. Ein Großunternehmen in der Wirtschaft kann sich nicht leisten, solche Vorgänge nur von einer Person entscheiden zu lassen."
of/sn (dpa, sid)