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Mosambiks neuer Präsident Filipe Nyusi

Nádia Issufo30. Oktober 2014

Vom Unbekannten zum Staatschef: Mosambiks neuer Präsident Filipe Jacinto Nyusi hat einen steilen Aufstieg geschafft. Dabei hat er eine politische Karriere nie offen angestrebt.

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Mosambik neuer Präsident Filipe Nyusi (Foto: AFP)
Bild: Getty Images/G. Guerica

Vereinsvorsitzender, Unternehmenschef, Verteidigungsminister - Filipe Nyusi hatte schon viele Jobs. Und trotzdem galt er in Mosambik bislang als Unbekannter. Selbst die Medien wussten nicht viel mit ihm anzufangen. Jetzt ist er gewählter Staatschef und sein Name in aller Munde. Am 15. Oktober 2014 holte der 55-Jährige gleich in der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen mit der FRELIMO knapp 56 Prozent der Stimmen. Das teilte die Wahlkommission am Donnerstag (30.10.2014) mit. Nyusi löst damit seinen Parteifreund Armando Guebuza an der Staatsspitze ab, der nicht mehr antreten durfte.

Der erste Staatschef aus dem Norden

Die frühere Befreiungsbewegung FRELIMO regiert Mosambik seit der Unabhängigkeit 1975 - aber Filipe Nyusi ist der erste Präsident aus dem Norden des Landes. Seine Nominierung sehen Beobachter als einen Versuch der FRELIMO, die Unzufriedenheit der Bevölkerung in diesem Teil Mosambiks zu kompensieren. Denn viele Menschen dort glauben, dass die politische Führung im Süden die gesamte Macht im Land für sich beansprucht. Dabei hat der Norden in letzter Zeit an Gewicht gewonnen. Dort wurden jüngst auch riesige Gasfelder entdeckt.

Geboren wurde Filipe Nyusi 1959 in Cabo Delgado, einer Hochburg der FRELIMO. Seine Eltern waren Freiheitskämpfer im Krieg gegen die portugiesischen Kolonialherren. Nyusi besuchte eine Schule der FRELIMO, 1973 wurde er Parteimitglied und ließ sich in Tansania auch militärisch ausbilden. Zwei Jahre später, nach der Unabhängigkeit Mosambiks, begann er sein Studium: zunächst Elektrotechnik in Maputo, dann Maschinenbau in der damaligen Tschechoslowakei, und schließlich Betriebswirtschaft in Großbritannien.

Wahlplakat Filipe Nyusi (Foto: AFP)
Nyusi - ein Kind von Freiheitskämpfern aus dem NordenBild: Getty Images/AFP/ Gianluigi Guercia

Ein Politiker mit Praxiserfahrung

Aber anders als seine Vorgänger im Präsidentenamt strebte Nyusi nie offen eine politische Karriere an, war mehr Manager als Staatsmann. 2007 wurde Nyusi Geschäftsführer der staatlichen mosambikanischen Eisenbahngesellschaft, für die er schon seit 1992 arbeitete. Das Unternehmen sponsort den Fußballclub Ferroviário de Nampula, der Vorsitzende: Filipe Nyusi.

In der Politik landete der Manager im Jahr 2008, als Verteidigungsminister. Ein Amt, das jahrelang als irrelevant galt. Erst als die frühere Rebellenbewegung RENAMO 2012 den Kampf gegen die von der FELIMO geführte Regierung wiederaufnahm, wurde der Konflikt zum Dauerthema, auch für Nyusi: Sein Ministerium stand in dieser Zeit heftig in der Kritik. Oppositionsparteien und unabhängige Analysten warfen ihm Fehler im Umgang mit der RENAMO vor und eine schlechte Vorbereitung der Regierungssoldaten. Dies, so die Kritiker, habe zu vielen unnötigen Toten geführt. Im August 2014 schlossen FRELIMO und RENAMO Waffenruhe - und Nyusi führte Wahlkampf.

Neuer Präsident, neuer Kurs?

Es war sein Vorgänger im Präsidentenamt, Armando Guebuza, der dem 55-Jährigen den Weg zur Präsidentschaftskandidatur ebnete. Seine Nominierung war selbst für viele Parteifreunde eine Überraschung, viele hielten andere Kandidaten für qualifizierter. Im Wahlkampf setzte Nyusi vor allem auf politische Kontinuität. Und wie die Konkurrenz versprach auch er, die Lebensbedingungen der Bevölkerung zu verbessern: "Lasst uns gemeinsam für den Zusammenhalt und das Wachstum Mosambiks arbeiten", appellierte er an seine Wähler. "Ein besserer Zugang zu Trinkwasser und mehr Umweltschutz - das sind unsere Prioritäten, in der Stadt und auf dem Land."

Filipe Nyusi mit seinem Vorgänger Armando Guebuza (Foto: AFP)
Filipe Nyusi mit seinem Vorgänger Armando GuebuzaBild: Getty Images/AFP/ Gianluigi Guercia

Der neue Staatschef wird im Land als politischer Erbe des scheidenden Armando Guebuza gesehen. Es wird erwartet, dass Nyusi die Politik seines Vorgängers fortsetzt. "In letzter Zeit hat Nyusi aber gezeigt, dass er auch unabhängig handeln kann. Ich bin mir also nicht so sicher, dass er die Regierungspolitik Guebuzas fortsetzen wird", kommentiert der politische Analyst Silvestre Baessa. "Er identifiziert sich mit einer Gruppe, die nicht zu denen gehört, die in den letzten zehn Jahren von der Macht profitiert haben".

Noch ist unklar, ob Nyusi auch den Vorsitz der Partei FRELIMO von Guebuza übernehmen wird. Bisher wurden beide Ämter stets in Personalunion geführt. Und der Vorsitz der Partei wird als das wichtigere Amt betrachtet, da nur dieses dem Staatschef auch das Durchsetzungsvermögen innerhalb der Partei sichert - und damit letztlich auch im Land.