Fillon sieht Europas Einfluss bedroht
24. Januar 2017Fillon warnte vor einem sinkenden politischen Einfluss Europas. Notwendig sei ein "europäischer Schub", ansonsten drohe der Kontinent von der internationalen Bühne zu verschwinden, sagte der 62-Jährige bei einer Veranstaltung der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung (Artikelbild). Europa sei unentschlossen und müsse eine gemeinsame Antwort finden auf die derzeitigen Herausforderungen der Welt.
Der Präsidentschaftskandidat der Partei Les Républicains, der laut Umfragen gute Chancen hat, den sozialistischen Präsidenten François Hollande zu beerben, beschwor die "deutsch-französische Partnerschaft". Die Zusammenarbeit beider Staaten sei wesentlich, um das Europäische Projekt zu verteidigen und wiederzubeleben. "Unsere Schwäche treibt uns auseinander." Europa müsse seine Werte verteidigen und seine Wirtschaftsinteressen selbstbewusst vertreten - sonst gehe es unter. "Der Handel ist das neue Schlachtfeld der Globalisierung, wir müssen mit gleichen Waffen kämpfen", forderte der wirtschaftsliberale Politiker. Zuvor hatte Fillon in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) bemängelt, die Deutschen hätten kein Vertrauen in die Fähigkeit der Franzosen, ihr Land wirtschaftlich wieder aufzurichten.
"Europas Grenzen müssen ernsthaft überwacht werden"
Gleichzeitig räumte er Differenzen zwischen Berlin und Paris etwa in der Flüchtlingspolitik ein. Fillon sprach sich für einen harten Kurs gegenüber Flüchtlingen aus. "Da denken wir anders als unsere deutschen Freunde." Er forderte eine effektive Sicherung der Außengrenzen und eine klare Begrenzung des Zuzugs. Deutschland müsse klar sein, dass Frankreich nicht bereit sei, noch mehr Flüchtlinge aufzunehmen.
Für eine Annäherung an Moskau
Die Beziehungen der Europäischen Union zu Russland möchte Fillon stärken. Er werde sich im Fall seines Wahlsiegs um ein "offenes und respektvolles" Verhältnis zu Russland stark machen, sagte Fillon beim Europaforum der Adenauer-Stiftung in Berlin. Wenn man Russland isoliere, dann drifte das Land immer weiter nach Asien ab. Aber Russland sei ein wichtiger Partner im Kampf gegen den Terrorismus.
Politische Gespräche mit Merkel und Ministern
Frankreich wählt seinen neuen Staatpräsidenten im April und Mai. Ende 2016 hatte die bürgerliche Rechte Fillon zu ihrem Spitzenkandidaten gekürt. In Berlin war er am Montag von Bundeskanzlerin Angela Merkel zu einem vertraulichen Gespräch empfangen worden. Ihr Sprecher Steffen Seibert ließ lediglich verlauten, bei dem Treffen sei über Schwächen des deutsch-französischen Verhältnisses und Reaktionen auf den neuen US-Präsidenten Donald Trump gesprochen worden. Auch Finanzminister Wolfgang Schäuble und Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (beide CDU) kamen zu Gesprächen mit Fillon zusammen.
qu/stu (dpa, afp, FAZ)