Filmfestival Locarno: Kino vor prächtiger Kulisse
Filme mit politischem Anspruch, aber auch Glamour und Stars - all das will das Schweizer Festival sein. Einen der schönsten "Kinosäle" der Welt hat das traditionsreiche Festival auf jeden Fall.
8000 Augenpaare...
...richten sich allabendlich auf die riesige Leinwand im Zentrum von Locarno. Die Vorführungen auf der Piazza Grande gehören zu den Höhepunkten des Festivals. Hier wird Kino zum überwältigenden visuellen Erlebnis.
Eine röhrende Rocklady...
...spielt die mehrfache Oscarpreisträgerin Meryl Streep. Im Eröffnungsfilm "Ricki and the Flash" von Regisseur Jonathan Demme gibt Streep Vollgas - in einer Rolle, die für sie ungewöhnlich ist. Als fetzige Musikerin wird sie plötzlich mit ihrer bürgerlichen Vergangenheit konfrontiert. Das sorgt für Dramen, aber auch für viel Heiterkeit.
Udo Kier...
...ist eine der schillerndsten Persönlichkeiten im Filmgeschäft der letzten 50 Jahre. Kier, Mitglied der Jury in Locarno, spielte in den 1960er-Jahren in Trash-Filmen, stieß dann zum Tross um Andy Warhol, war bei Fassbinder-Filmen dabei und in letzter Zeit in mehreren Filmen von Lars von Trier zu sehen. Der gebürtige Kölner ist inzwischen 70 Jahre, arbeitet aber unermüdlich.
Bulle Ogier...
...ist auch eine Filmschaffende. Sie stand vielleicht nie im ganz großen Rampenlicht, aber Kenner der Kinoszene schätzen und lieben sie. Die französische Schauspielerin bekommt in Locarno in diesem Jahr den Ehrenpreis "Pardo alla carriera". Das Festival will damit vor allem die Auftritte Bulle Ogiers in Filmen von "Nouvelle Vague"-Regisseuren wie Jacques Rivette würdigen.
Auch Locarno...
...steht mit seinen vielen Filmen und einzelnen Reihen für einen Trend des internationalen Weltkinos der letzten Jahre: den der starken Vernetzung und Globalisierung. Filme wie "Te prometo anarquía" des mexikanischen Regisseurs Julio Hernández Cordón sind beispielhaft für diese Entwicklung. Der in spanischer Sprache produzierte Film entstand mit deutschen Geldern.
Die Globalisierung...
...hat längst auch in der Schweiz Einzug gehalten. Auch davon erzählt der Film "Heimatland", der von einem schweizerischen Regie-Kollektiv inszeniert wurde. Im dem Wettbewerbs-Beitrag wird das Land von einer geheimnisvollen Wolke bedroht: ein apokalyptisches Umwelt-Szenario als Zustandsbeschreibung der Gesellschaft im Jahre 2015.
Einer der wenigen...
...deutschen Regisseure beim Festival ist Achim Bornhak, der in der Nebenreihe "Concorso Cineasti del presente" seinen Film "Der Nachtmahr" vorstellt: eine wilde, beunruhigende Studie über ein junges Mädchen in Berlin. Der Film ist eine Mischung aus Coming-of-Age-Story und Horrorfilm.
Realistischer...
...geht es im deutschen Film "Der Staat gegen Fritz Bauer" zu. Regisseur Lars Kraume fächert darin die bewegende Geschichte des Staatsanwaltes Fritz Bauer auf, der nach dem Zweiten Weltkrieg als erster deutscher Jurist konsequent gegen ehemalige Nazi-Verbrecher vorging.
Ein Festival der Stars ...
... ist Locarno schon lange. Doch es sind nicht nur die Superstars aus Hollywood, die wie bei der Konkurrenzveranstaltung in Cannes über den Roten Teppich gehen. Locarno setzt gern auf Außenseiter der Kinogeschichte. Wie auf den US-Regisseur Michael Cimino (im Bild), der mit Werken wie "The Deer Hunter" und "Heaven's Gate" Geschichte schrieb. Cimino bekommt in Locarno einen Ehren-Leoparden.
Ein Mann im Hintergrund...
...ist auch Walter Murch. Der amerikanische Cutter und Sound-Designer (Mitte) hat ebenso Filmgeschichte geschrieben. Murch arbeitete mit Regisseuren wie George Lucas und Francis Ford Coppola zusammen. Durch ihn wurde der Begriff Sound-Designer erst etabliert. Murch erhielt drei Oscars sowie mehrere Nominierungen. Dazu ist er ein Freund der Berlinale - links neben ihm ist Dieter Kosslick zu sehen.
Am Ende winkt...
...ein Leopard. Die Filmfestspiele in Locarno, die im Reigen der europäischen Veranstaltungen stets ein wenig im Schatten der großen drei Festivals in Cannes, Berlin und Venedig stehen, gehen in diesem Jahr am 15. August zu Ende. RegisseurIn und ProduzentIn des von der Jury ausgewählten Gewinner-Films dürfen dann den Goldenen Leoparden mit nach Hause nehmen.