Bürgermeister in Schleswig-Holstein niedergeschlagen
30. September 2016Nach dem Angriff auf den Bürgermeister ging eine weitere Drohung per E-Mail in Oersdorf ein. "Wer jetzt noch immer nicht hören will, wird bestimmt lieber fühlen", heißt es in dem Schreiben, das der frühere Bürgermeister Wilfried Mündlein am Freitagmorgen erhalten hat. "Aus Knüppel wird Hammer, aus Hammer wird Axt", schreibt der Unbekannte weiter. Die Mail stammt laut Polizei von einem österreichischen Provider. Mündlein war von 1994 bis 2013 Bürgermeister von Oersdorf.
Der jetzige Bürgermeister Joachim Kebschul war nach Polizeiangaben kurz vor einer Sitzung des Bauausschusses am Donnerstagabend noch einmal zu seinem Pkw gegangen, um ein Laptop zu holen. Bei der Sitzung sollte es auch um die Unterbringung von Flüchtlingen gehen. Als sich der 61-Jährige in seinen Wagen beugte, wurde er von einem Unbekannten angesprochen und kurz darauf von hinten mit einem Knüppel oder einem Kantholz auf den Kopf geschlagen. Der Täter habe seinem Opfer offenbar aufgelauert. Der Angreifer konnte fliehen.
Der bei der Attacke leicht verletzte Bürgermeister sei bereits zu dem Vorfall vernommen worden, sagte ein Polizeisprecher. Der für politisch motivierte Straftaten zuständige Staatsschutz des Landes Schleswig-Holstein in Kiel ermittelt. Zu dem Motiv erklärte der Polizeisprecher weiter, vermutlich handele es sich um Fremdenfeindlichkeit, es könne auch ein anderer Hintergrund nicht ausgeschlossen werden.
Der Ortsvorsteher setzt sich für eine Flüchtlingsunterkunft in seiner Gemeinde ein. Sowohl der parteilose Politiker als auch die Gemeinde Oersdorf erhielten demnach in den vergangenen Monaten wiederholt Drohbriefe wegen der zeitweise geplanten Unterbringung von Flüchtlingen in einem Wohnhaus. Die Polizei ermittle bereits seit Juli.
Die Ortschaft Oersdorf hat rund 900 Einwohner und liegt 20 Kilometer nördlich der Hamburger Stadtgrenze in Schleswig-Holstein.
qu/sti/se (dpa, afp, epd)