Flüchtlingswelle nach Kämpfen im Südjemen
21. September 20108000 bis 12.000 Menschen hätten die Stadt al-Hota und deren Umgebung verlassen, teilte die jemenitische Polizei am Montag (20.09.2010) mit. Auch der Rote Halbmond, also das islamische Pendant zum Roten Kreuz, bestätigte, dass Tausende im Süden des Landes auf der Flucht seien. Das jemenitische Verteidigungsministerium berichtete von schweren Gefechten der Soldaten mit "bewaffneten Elementen", die versuchten, sich unter die Bevölkerung zu mischen.
Schreiben von Barack Obama
Der Jemen ist seit Jahren Schauplatz von Kämpfen mit Terroristen und Regierungsgegnern, die in jüngster Zeit an Intensität zugenommen haben. Neben einem Schiiten-Aufstand im Norden und einer Separatisten-Bewegung im Süden des Landes wird die Zentralregierung in Sanaa seit einiger Zeit vor allem im Osten des Landes von der El Kaida bedroht.
Der zunehmende Terrorismus in dem Land an der Südspitze der Arabischen Halbinsel war auch der Grund für den Besuch des US-amerikanischen Antiterrorismus-Berater John Brennan bei Präsident Ali Abdullah Saleh, ebenfalls am Montag. Brennan übergab ein Schreiben von US-Präsident Barack Obama, in dem dieser die jemenitische Bevölkerung auffordert, gemeinsam gegen die Bedrohung anzugehen, um so eine friedvolle Zukunft auch für die Kinder zu schaffen.
Bei der Unterredung wurde nach Angaben der US-Botschaft die Kooperation der beiden Länder im Kampf gegen die Terrororganisation El Kaida erörtert. Konkret ging es um die Aktionen des örtlichen El-Kaida-Ablegers im Jemen. In den vergangenen Monaten hat diese Gruppe zahlreiche Anschläge in dem Land an der Südspitze der Arabischen Halbinsel verübt.
Deutscher unter Terrorverdacht
So auch am 26. April 2010, als ein junger Selbstmordattentäter sich nahe des britischen Botschafters Tim Torlot in die Luft sprengte. Torlot entging dem Anschlag nur knapp. Im Zuge der Ermittlungen gegen Terrorverdächtige waren vier Jugendliche festgenommen worden. Sie standen am Montag in der Hauptstadt Sanaa vor Gericht.
Ihnen wird vorgeworfen, Mitglied einer islamistischen Terrorgruppe zu sein. Ob auch eine Verbindung zu dem Anschlag im April besteht, könnte im Prozessverlauf zur Sprache kommen. Unter den Angeklagten im Alter zwischen 15 und 22 Jahren soll sich auch ein deutscher Jugendlicher befinden. Der junge Mann heißt Rami Hans Harman und ist nach eigenen Angaben 16 Jahre alt. Der Sohn eines Deutschen und einer Jemenitin bestreitet die Vorwürfe.
Deutsche Botschaft involviert
Zu seinen deutschen Wurzeln befragt, erklärt der Angeklagte, dass er sich an seinen deutschen Vater nicht erinnern könne. Seine Mutter verfolgte den Prozessauftakt im Gerichtssaal. Der 16-Jährige erklärte vor dem Staatssicherheitsgericht weiter, seine Lebensumstände im Jemen seien hart. Deshalb solle ihm die deutsche Botschaft helfen, nach Deutschland auszureisen.
Das Auswärtige Amt in Berlin konnte die Nationalität des Angeklagten zunächst nicht bestätigen. "Wir gehen diesen Hinweisen nach", sagte ein Sprecher in Berlin, Klarheit gebe es aber noch nicht. Trotzdem verfolge man den Fall. Ein Vertreter der deutschen Botschaft war im Gerichtssaal.
Prozess vertagt
Zusammen mit dem 16-Jährigen müssen sich auch ein 15 Jahre alter Iraker und zwei Jemeniten im Alter von 18 und 22 Jahren vor Gericht verantworten. Sie sollen laut Anklageschrift "eine bewaffnete Bande gegründet haben, um Touristen sowie ausländische und militärische Ziele im Jemen anzugreifen". Zu Prozessbeginn beteuerten die Angeklagten ihre Unschuld. Kurz darauf wurde der Prozess auf den 3. Oktober vertagt.
Autorin: Marion Linnenbrink (afp, dapd, dpa, rtr)
Redaktion: Reinhard Kleber