Florian Wellbrock: In Rekordzeit zu EM-Gold
5. August 2018Schon vor der Siegerehrung bekam Florian Wellbrock für den Gold-Coup seine wohl schönste Belohnung. Freundin Sarah Köhler, die am Tag zuvor an ihrem eigenen Medaillenanspruch gescheitert war, lief auf den neuen Schwimm-Europameister über 1500 Meter Freistil zu und umarmte ihn innig.
"Ich bin sehr stolz auf ihn. Mir kamen auf der Tribüne die Tränen, als er anschlug", sagte Köhler. Wellbrock selbst nahm seinen Triumph in deutscher Rekordzeit (14:36,15 Minuten) nach außen fast gelassen - vielleicht waren für die ganz große Freude die Schmerzen noch zu groß. "Hintenraus tat es höllisch weh, da ging es nur noch über den Kopf, nicht mehr über die Arme", sagte der 20-Jährige.
"Ein galaktisches Ding"
Nur drei Schwimmer waren auf dieser Strecke jemals schneller als Wellbrock, einen deutschen Europameister über 1500 Meter hatte es zuletzt vor 23 Jahren gegeben, als Jörg Hoffmann siegte. Wellbrock hielt am Ende den Ukrainer Michailo Romantschuk um 0,73 Sekunden auf Distanz, der italienische Olympiasieger Gregorio Paltrinieri war früh geschlagen. "Phänomenal! Nach 200 Metern hatte ich Gänsehaut und wusste, dass das ein galaktisches Ding wird", jubelte Bundestrainer Henning Lambertz.
Es war das dritte Edelmetall für die deutschen Schwimmer bei den European Championships. Vor Wellbrock, der noch im Becken über die 800 Meter und im Freiwasser in der Staffel aussichtsreich startet, hatten bereits Henning Mühlleitner mit Bronze über 400 Meter Freistil und die siegreiche Mixed-Freistilstaffel über 4x200 Meter Medaillen für den Deutschen Schwimm-Verband (DSV) gewonnen.
Nicht runterziehen lassen
Dass seine Freundin Köhler am Tag zuvor über 800 m Freistil als Vierte enttäuschte, zog Wellbrock emotional nicht runter. "Florian ist da relativ unbeeindruckt", sagte sein Heimtrainer Bernd Berkhahn schon vor dem Finale: "Solche Sachen haben wir geübt, dass der Misserfolg des einen keinen negativen Einfluss auf die Leistung des anderen hat. Dass war mir wichtig, als die Beziehung losging."
Wellbrock sagte, dass es ihm "natürlich leid getan" habe, dass Köhler einen schlechten EM-Start hatte, "aber für ihre Form kann ich nichts." Ihre Stimmung hat Wellbrock mit dem Sieg aber deutlich aufgehellt.
sw/sam (dpa, sid)