Flutkatastrophe belastet Rückversicherer
27. Dezember 2004Die Schadensbilanz nach der Flutwellen-Katastrophe in Südasien mit zehntausenden Toten ist noch lange nicht absehbar. Dafür ist das betroffene Gebiet zu groß, die Situation nach der Katastrophe zu unklar und die Informationslage noch zu diffus. Erst in einigen Tagen werde man wirklich zuverlässige Informationen über Opfer und Schäden aus allen Ländern vorliegen haben, sagen Experten.
Dennoch sei es wahrscheinlich, dass die Belastungen für die Rückversicherer geringer ausfallen werden als bei den Wirbelstürmen, die in diesem Jahr schwere Schäden in der Karibik, Florida und Asien anrichteten. "Ich schätze, dass die Schadensbilanz durch das Seebeben geringer ausfällt, als die Schäden durch die Hurrikane in der Karibik und Florida", sagte Konrad Becker, Analyst bei Merck Finck. "Es hat hier leider auch noch die Ärmsten der Armen getroffen, deshalb sind die Sachversicherungswerte eher gering", ergänzte ein anderer Analyst, der nicht namentlich genannt werden wollte.
Geringere Versicherungswerte
Im Vergleich zu den Wirbelstürmen, die in Florida ganze Landstriche verwüstet und auch in der Großstadt Miami Schäden angerichtet haben, beschränkten sich die Auswirkungen des Tsunamis nur auf die Küstenstreifen der betroffenen Länder. Es seien weder Großstädte noch Industrieanlagen oder Fabriken, mit einem möglicherweise höherem Versicherungswert verwüstet worden.
Die Versicherungsunternehmen selbst halten sich mit Schadensprognosen bislang zurück. "Es ist für uns noch zu früh, die Auswirkungen für die Swiss Re abschätzen zu können", sagte Simone Lauper, Pressesprecherin der Swiss Re, dem weltweit zweitgrößten Rückversicherer. "Die Schadensmeldungen aus den betroffenen Ländern liegen uns noch nicht vor, weil die Informationslage in der Region unklar ist."
Münchener Rück und Swiss Re immer betroffen
"Wir haben noch keinerlei wirklich verlässliche Zahlen, aber ich würde mal gefühlsmäßig sagen, dass der wirtschaftliche Schaden deutlich im zweistelligen Milliardenbereich liegen wird", sagte Gerhard Berz, Leiter der Geo-Risiko-Forschung beim Branchenprimus Münchener Rück, im Interview mit der Deutschen Welle. Experten gehen davon aus, dass die Belastungen für Swiss Re und Münchener Rück vergleichbar sind. Dagegen gehen die ebenfalls im Rückversicherungsgeschäft tätige Allianz und Hannover Rück nach eigenen Angaben von geringen finanziellen Auswirkungen aus.
"Als größter Rückversicherer der Welt ist die Münchener Rück bei jeder internationalen Naturkatastrophe betroffen", sagte Merck Finck-Analyst Becker. Aber auch für den Brachenriesen seien die Risiken in diesem Fall im Vergleich zu anderen Katastrophen überschaubar. "Ein Problem für die Rückversicherer könnten noch die Malediven darstellen, weil die großen Hotelanlagen von internationalen Investoren finanziert wurden und gut versichert sind", ergänzte Becker.