Flüchtlinge im Kongo zwischen den Fronten
23. Mai 2012Wegen der eskalierten Gewalt zwischen Milizen und Regierungsarmee fliehen derzeit 20.000 Menschen wöchentlich aus den umkämpften Gebieten im Norden der Demokratischen Republik Kongo. Die Gesamtzahl der Binnenflüchtlinge war seit 2009 nicht mehr so hoch, wie die katholische Hilfsorganisation Caritas berichtet. 40.000 Flüchtlinge haben nach Angaben der ugandischen Regierung die Grenze in das Nachbarland überquert.
Zudem würden seit dem Beginn der Gewaltwelle Ende April wieder gezielt Kinder als Soldaten rekrutiert, beklagte die Caritas. 64 Minderjährige nahm die Organisation in vier Kindersoldatenzentren auf. Die Zehn- bis 17-Jährigen berichteten den Deutschen, dass die Milizen sie auf dem Schulweg entführt und zum Kämpfen gezwungen hätten.
Chaos durch Milizen
In der vergangenen Woche gab es verstärkt Gefechte zwischen Anhängern des früheren Rebellenführers Bosco Ntaganda und der Armee. Obwohl Ntaganda seit 2009 in die kongolesische Armee eingegliedert ist, hatte der internationale Strafgerichtshof in Den Haag einen Haftbefehl beantragt. Man wirft ihm als ehemaligem Führer der CNDP-Miliz unter anderem Massenvergewaltigung und den Einsatz von Kindersoldaten vor. Die ihm untergebenen Truppen befinden sich daher im Aufstand.
Rebellen kämpfen nicht nur mit Regierungstruppen, sondern auch untereinander: Bei Gefechten zwischen der Mai-Mai-Miliz und der FDLR-Miliz wurden hundert Menschen getötet, darunter auch viele Zivilisten. Der FDLR wird von der Regierung vorgeworfen, seit Jahren die Grenzregion zu plündern, zu morden und zu vergewaltigen. Sie werden außerdem beschuldigt, zum Völkermord in Ruanda beigetragen zu haben.
Bei der Gewaltwelle wurde auch ein Mitarbeiter der Vereinten Nationen erschossen. Der 38-jährige, der für den Flüchtlingsdienst UNHCR arbeitete, war am Freitag in seinem Haus angeschossen worden und starb später im Krankenhaus.
rk/sc (dpa, afp, kna)