Integration von Flüchtlingen erfolgreich
19. August 2020Die Integration der Menschen ist nach Einschätzung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) auf einem guten Weg, braucht aber noch Zeit und weitere gezielte Hilfen. Das gehe aus mehreren Studien über die berufliche und schulische Situation hervor, bilanzierten Forscherinnen des Instituts.
Demnach haben in den drei Jahren nach ihrer Ankunft in Deutschland 43 Prozent der Geflüchteten eine Beschäftigung gefunden. Bei Frauen sei der Anteil geringer als unter Männern, Hauptgrund sei die Betreuung der Kinder, hieß es. Die Integration von Frauen mit Fluchthintergrund auf dem Arbeitsmarkt sei aber auch deshalb vergleichbar schlechter, weil sie seltener alleine nach Deutschland kommen als Männer.
Die meisten Flüchtlinge sind gebildet
Die Erwartungen der Flüchtlinge über ihre Integration haben sich allerdings nur teilweise erfüllt. Bei der ersten Befragung 2016 gingen zwei Drittel davon aus, dass sie binnen zwei Jahren Arbeit finden würden. Ein Drittel konnte aber anders als erhofft keinen Arbeitsplatz finden. "Insbesondere weibliche Geflüchtete, Geflüchtete mit schlechterer psychischer Gesundheit und Geflüchtete mit Grundschulbildung konnten ihre hohen Erwartungen an eine Erwerbstätigkeit im Jahr 2018 nicht erfüllen", heißt es in der Studie.
Die meisten Migranten bringen jedoch gute Voraussetzungen mit, da sie in ihrer Heimat zur besser gebildeten Hälfte der Gesellschaft gehörten. Dies trifft etwa auf drei Viertel der nach Deutschland geflüchteten Syrer zu.
Aufgrund der hohen Ausbildungsstandards in Deutschland gelten viele Berufsabschlüsse aber als niedriger, daher müssten für den Zugang zum Arbeitsmarkt oftmals zusätzliche Hürden überwunden werden. Insbesondere Frauen und psychisch geschwächte Zuwanderer müssten bei der Integration in den Arbeitsmarkt daher stärker unterstützt werden, erklärte DIW-Forscherin Katharina Spieß.
Fast alle Kinder sprechen Deutsch
Die Untersuchungen kommen weiterhin zu dem Ergebnis, dass Kinder und Jugendliche an Schulen meist gut integriert sind. Mehr als die Hälfte (51 Prozent) besuchen eine Ganztagsschule. Die Identifikation mit der Schule sei sogar stärker als bei einheimischen Kindern, stellten die Forscherinnen fest. Sprachlich sind die Kinder ihren Eltern voraus: Nahezu alle (90 Prozent der Zwölfjährigen) reden mit ihren Freundinnen und Freunden Deutsch.
Außerhalb der Schule sieht es zum Teil anders aus. So liegt die Mitgliederquote in Sportvereinen um 18 Prozentpunkte niedriger als bei Gleichaltrigen ohne Migrationshintergrund. Gerade der gemeinsame Sport könne zur Integration beitragen, mahnte Spieß.
Sorge vor wachsender Fremdenfeindlichkeit
Die vier Studien basieren auf einer gemeinsamen repräsentativen Befragung von Geflüchteten durch das DIW, das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung und das Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge. Insgesamt wurden dabei knapp 8000 Menschen befragt, die zwischen 2013 und 2016 nach Deutschland gekommen waren.
Die Sorgen in der deutschen Bevölkerung vor der Zuwanderung sanken: von 46 Prozent im Jahr 2016 auf 32 Prozent im Jahr 2018. Auf der anderen Seite steigen laut DIW die Sorgen der Geflüchteten vor Fremdenfeindlichkeit.
cw/qu (afp, dpa, epd, kna rtr)