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Flüchtlinge stürmen Züge in Ungarn

31. August 2015

Zu Tausenden harren Flüchtlinge im Transitbereich im Budapester Ostbahnhof aus. Die ungarischen Polizisten, die das Areal bislang sicherten, zogen sich zurück. Österreich verschärfte die Kontrollen und stoppte einen Zug.

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Ungarn Flüchtlinge im Zug von Budapest nach Wien (Foto: Getty)
Ungarn Flüchtlinge im Zug von Budapest nach WienBild: Getty Images/AFP/A. Kisbenedek

Augenzeugen berichteten aus der ungarischen Hauptstadt, seit diesem Montagmorgen stiegen Flüchtlinge zu Hunderten in Züge, die Richtung Wien, München und Berlin fahren. Sicherheitskräfte würden sie nicht daran hindern, hieß es beim ungarischen Internet-Portal origo. Die erforderlichen Fahrkarten kauften sich die Flüchtlinge in der Regel selbst.

Österreichische Beamte stoppten an der Grenze einen aus Budapest mit Ziel München kommenden Zug mit etwa 400 Migranten. Wer bereits in Ungarn Asyl beantragt habe, werde zurückgewiesen, sagte ein Polizeisprecher. Die übrigen Flüchtlinge wurden mit einem Regionalzug nach Wien gebracht.

Wie das ungarische Fernsehen meldete, bilden sich seit dem Abzug der Polizisten vor den Kartenschaltern lange Schlangen. Die ungarischen Behörden äußerten sich bisher nicht dazu. Auf den Budapester Bahnhöfen herrschen seit Tagen chaotische Zustände, weil immer mehr Flüchtlinge über die serbische Grenze Richtung Hauptstadt drängen.

Stacheldrahtzaun ist kein Hindernis

Auch über den jüngst fertiggestellten Stacheldrahtzaun an der ungarisch-serbischen Grenze flüchten nach wie vor Hunderte. Die ungarische Polizei griff nach eigenen Angaben allein am Sonntag 2890 Migranten auf, die aus Serbien nach Ungarn kamen. Am Samstag waren es 3080 Asylbewerber gewesen. Am selben Tag hatte das Verteidigungsministerium in Budapest bekanntgegeben, dass die 175 Kilometer lange Abriegelung fertiggestellt worden sei. Bis Ende Oktober soll die Stacheldrahtabsperrung noch um einen bis zu vier Meter hohen Maschendrahtzaun ergänzt werden.

Der Stacheldrahtzaun an der serbisch-ungarischen Grenze ist für die Migranten kein Hindernis (Foto: Getty)
Der Stacheldrahtzaun an der serbisch-ungarischen Grenze ist für die Migranten kein HindernisBild: Getty Images/M. Cardy

Die rechts-nationale Budapester Regierung erhofft sich davon eine Eindämmung des Flüchtlingszustroms. Westeuropäische Regierungen haben den Stacheldrahtzaun massiv kritisiert. In Berlin wies ein Regierungssprecher zudem darauf hin, dass Asylbewerber, die im EU-Land Ungarn einträfen, auch dort registriert werden müssten.

Flüchtlinge werden nicht versorgt

Derzeit sollen etwa 2000 Asylbewerber an den Bahnhöfen in Budapest festsitzen, weil ihnen das ungarische Einwanderungsamt bisher kein Aufnahmelager zugewiesen hat. Eine Sprecherin der Zivilorganisation Migration Aid erklärte, das Amt sei schlicht überfordert.

Wegen des massiven Flüchtlingszustroms haben die österreichischen Behörden im östlichsten Bundesland Burgenland generell ihre Kontrollen erheblich verstärkt. Auf der Autobahn von Ungarn Richtung Wien bildete sich ein mehr als 30 Kilometer langer Rückstau. "Wir werden die Grenzkontrollen für unbestimmte Zeit an allen wichtigen Grenzübergangen in die östlichen Regionen aufrechterhalten", kündigte eine Regierungsvertreterin an. Alle Fahrzeuge mit möglichen Verstecken für Flüchtlinge würden untersucht. Seit Sonntag wurden so fünf mutmaßliche Schlepper und mehr als 200 Migranten aufgegriffen.

Kilometerlange Staus an der Grenze zwischen Ungarn und Österreich (Foto: rtr)
Kilometerlange Staus an der Grenze zwischen Ungarn und ÖsterreichBild: Reuters/H.P. Bader

Auch am deutsch-österreichischen Grenzübergang nach Bayern werden Reisende immer wieder überprüft. Es handle sich jedoch nicht um klassische Grenzkontrollen, bei denen Menschen ihren Ausweis vorweisen müssten, daher verstoße das Vorgehen auch nicht gegen das Schengen-Abkommen über den kontrollfreien Grenzverkehr, hieß es in Wien und München.

In den osteuropäischen EU-Staaten gibt es nach wie vor erbitterten Widerstand, mehr Flüchtlinge aufzunehmen. Ungarn, Polen, Tschechien und die Slowakei vereinbarten, bei einem dreitägigen Flüchtlingsgipfel von diesem Freitag an ihr künftiges Vorgehen zu koordinieren.

se/qu (dpa, rtre, afp)