Verstappen gewinnt kurioses Regenrennen
29. August 2021Drei Stunden und 46 Minuten nach der ursprünglichen Startzeit nahm ein kurioser Renn-Sonntag im belgischen Spa-Francorchamps ein kurioses Ende. Dichter Regen, graue Wolken am Himmel und keine Sicht in der Gischt ließen ein Formel-1-Rennen nicht zu. Eigentlich sollte es um 15 Uhr losgehen, dann wurde immer wieder verschoben, bis dann um 18.17 Uhr das Safety Car vorneweg fuhr und die Rennboliden in der Startaufstellung folgten. Überholmanöver? Fehlanzeige. Nach zwei Runden hieß es dann wieder: "Session stopped". An eine Freigabe des Rennens war nicht zu denken.
Perez kracht schon vorher in die Absperrung
Wie gefährlich das hätte werden können, zweigte schon der Crash in der Aufwärmphase von Red-Bull-Pilot Sergio Perez. In der Kurve Les Combes verlor der Mexikaner die Kontrolle über seinen Wagen und rutsche in die Absperrung. Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko kommentierte lakonisch: "Der hat Aquaplaning bekommen und dadurch das Auto verloren."
Auch die Kommentare der Fahrer im "Radio" machten klar, dass an diesem Tag kein Gedanke an ein übliches Formel-1-Rennen sein konnte. "Ich kann überhaupt nichts sehen", funkte Max Verstappen an sein Red-Bull-Team.
Dass der Wettkampf überhaupt aufgenommen werden konnte, lag sicher am engen Terminkalender der Formel 1 und vielleicht daran, dass man den im Regen ausharrenden Zuschauern doch noch irgendetwas bieten wollte. "Ich hoffe, die Fans bekommen ihr Geld zurück", sagte Mercedes-Pilot Lewis Hamilton am Ende. Zehn Minuten hinter dem Safety-Car, zwei Runden - dann gab es gemäß dem Reglement die Hälfte der Punktzahl.
Qualifying - selten so wertvoll
Und so war es selten wo wertvoll wie diesmal in Spa, nach dem Qualifying gut dazustehen. Verstappen hatte bereits am Samstag im - auch da schon strömenden - Regen von Spa den Druck auf Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton mit der Pole Position erhöht. Mann des Wochenendes war der Brite George Russell, der im eigentlich unterlegenen Williams sensationell Zweiter wurde und so Titelverteidiger Lewis Hamilton im Mercedes mit 0,013 Sekunden Vorsprung auf den dritten Platz verdrängt hatte. Und bei dieser Platzierung blieb es dann auch am Sonntag.
Dass die Rennleitung so zögerlich agierte, vielleicht vorsichtig, lag möglicherweise auch am schweren Unfall des Briten Lando Norris beim Qualifying. Der McLaren-Fahrer verlor nach Durchfahrt der legendären Kurve Eau Rouge die Kontrolle über sein Auto und krachte in die Streckenbegrenzung.
Der 21-Jährige stieg - auf den ersten Blick unverletzt - aus seinem Auto. Nach eingehender Untersuchung gab es endgültige Entwarnung. Als Aston-Martin-Pilot Sebastian Vettel auf Strecke vom Unfall Norris' hörte, regte er sich sehr darüber auf, dass es nicht schon vorher wegen Aquaplanings auf der Strecke eine Unterbrechung gegeben hatte. Er hatte am Funk die Rote Flagge und damit eine Unterbrechung der Einheit gefordert. "Was zum Teufel habe ich gesagt? Was habe ich gesagt? Rote Flagge! Das war so unnötig. Ich hoffe, Lando ist okay", schimpfte Vettel, der seinen Aston Martin anschließend sogar kurz neben Norris' McLaren stoppte und nachfragte, ob beim Kollegen alles in Ordnung sei, worauf dieser den Daumen hob.
Die Bilanz: Weltmeister Hamilton behielt knapp seine WM-Führung. Der Engländer führt mit 202,5 Punkten vor Verstappen (199,5). Sebastian Vettel holte im Aston Martin dank des starken Qualifyings am Samstag den fünften Platz, Haas-Pilot Mick Schumacher stand am Ende auf Rang 16. "Es ist ein Sieg, aber so willst du nicht gewinnen", bemerkte Verstappen. Und Vettel blickte nach vorne, nächstes Wochenende, der Große Preis der Niederlande: "Für Zandvoort ist der Wetterbericht auf jeden Fall besser."