Forscher entziffern verkohlte Papyrusrollen
21. Januar 2015
Bisher konnten die Texte nicht zu Forschungszwecken genutzt werden. Die verkohlten Papyrusrollen sind so empfindlich, dass sie beim Versuch des Aufrollens zerfallen würden. Außerdem wurde in der Antike mit Tinte auf Kohlebasis geschrieben, deshalb war es bisher auch mit Röntgentechniken nicht möglich die Tinte vom verkohlten Papyrus zu entziffern. Das liegt daran, dass die Dichte der kohlhaltigen Tinte und des verkohlten Papyrus sich kaum voneinander unterscheidet.
Mit einer neuen Methode soll dem nun Abhilfe geleistet werden. Eine internationale Forschergruppe, um den Physiker Vito Mocella, nutzt beim Durchtritt durch die Rollen nicht, wie bisher üblich, die Abschwächung (Absorption) der Röntgenstrahlen, sondern die Brechung. Durch dieses Verfahren ist es möglich, die unterschiedlichen Schichten des Papyrus besser zu erkennen und die Buchstaben zu entziffern.
Eine einmalige antike Bibliothek
Beim Ausbruch des Vesuv 79 n. Chr., wurden die Städte Pompeji, Herculaneum, Oplontis und Stabiae komplett von Asche und flüssigem Gestein begraben. Dadurch wurden die Überreste der Siedlungen für die Nachwelt konserviert und geben heute einen genauen Eindruck vom römischen Leben. In Herculaneum fanden Forscher im 18. Jahrhundert die "Villa dei Papiri". Eine Villenanlage mit einer umfangreichen Bibliothek mit antiken Papyrusschriftrollen, die Julius Caesars Schwiegervater gehört haben soll. Die Schriftstücke stammen größtenteils aus der Zeit des griechischen Philosophen Epikur (ca. 300 v. Chr.). Es ist die einzige Bibliothek aus römischer Zeit, die in Italien erhalten ist.
hjh/ag (dpa/Museo Archeologico Nazionale)