Forscherstars kommen nach Deutschland
16. Mai 2017"Die Preisträger gehören in den von ihnen vertretenen Disziplinen zur Crème de la Crème", betonte der Präsident der Humboldt-Stiftung, Helmut Schwarz, bei der Festveranstaltung in Berlin. Dass sich die ausgezeichneten Forscher für die Fortsetzung ihrer Karriere in Deutschland entschieden hätten, zeige, wie attraktiv deutsche Universitäten sind.
Und das Preisgeld kann sich sehen lassen: Mit jeweils bis zu fünf Millionen Euro sind die Alexander von Humboldt-Professuren dotiert. Das Geld geht natürlich nicht in die eigene Tasche. Es dient vielmehr dazu, die ersten fünf Jahre der Professur zu finanzieren und ihnen eine dauerhafte Perspektive in Deutschland zu bieten. In der Vergangenheit haben mehr als 50 ehemalige Humboldt-Forscher einen Nobelpreis bekommen.
Und das sind die diesjährigen Preisträger:
Pflanzenbiologe Wolf B. Frommer: Höhere Erträge und neue Düngemittel
Pflanzen benötigen Transportproteine, damit sie Nährstoffe aufnehmen und durch die Membranen ihrer Zellen schleusen können. Die Erforschung dieser Proteine hat sich der Pflanzenbiologe Frommer zur Aufgabe gemacht. Im Mittelpunkt seiner Arbeit stehen vor allem die sogenannten SWEET-Proteine. Der Name kommt nicht von ungefähr, denn sie transportieren Glukose durch die Membranen. Dieses System gilt aber nicht nur für Pflanzen. Auch für die Medizin ist es von Bedeutung. So kann Frommers Forschung dazu beitragen, den Stoffwechsel in Krebszellen besser zu verstehen.
Der Pflanzenbiologe forschte zuletzt an der Stanford University in den USA und nahm seine Arbeit an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf bereits im April 2017 auf. In Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum Jülich und dem Max-Planck-Institut für Pflanzenzüchtungsforschung Köln wird der 1958 geborene Pflanzenbiologe Frommer das Exzellenzcluster CEPLAS (Cluster of Excellence on Plant Sciences) weiter ausbauen.
Strukturbiologe Jijie Chai: Proteine für die Immunabwehr
Bestimmte Proteine sind ein Schlüssel dafür, wie Krankheitserreger abgewehrt werden können. Um der Sache näher zu kommen, erforscht Chai den Aufbau dieser Proteine und spezieller Rezeptoren. Er ist einer der führenden Wissenschaftler auf diesem Gebiet. Für seine Forschung nutzt Chai ein neues und noch selten eingesetztes Mikroskopieverfahren, die sogenannte Kryoelektronenmikroskopie. Sie ermöglicht es, die Strukturen und die Rezeptoren der Proteine genauer zu erkennen und zu analysieren.
Nominiert wurde der 1966 in China geborene Strukturbiologe von der Universität zu Köln, gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut für Pflanzenzüchtungsforschung in Köln. Chai soll dazu beitragen, dass die Bereiche Medizin, Biochemie und Botanik enger zusammengeführt werden.
Der Strukturbiologe hat seine Humboldt-Professur an der Universität Köln im April 2017 aufgenommen. Davor war er Professor an der Tsinghua University in Peking.
Epidemiologe Till Winfried Bärninghausen: Aspekte der HIV Prävention
Bärninghausens Forschungsbereich beschäftigt sich mit Medizin, Ökonomie, Statistik und Demographie. So schafft er beispielsweise Verbindungen zwischen Gruppen von HIV-Infizierten und Aids-Patienten zur Gesamtgesellschaft. Das heißt auch, dass Bärninghausen sich mit Analysen von Wirksamkeit, Kosten und Nutzen der HIV-Prävention beschäftigt. Eine Fragestellung ist dabei auch, wie es sich auf die Lebenserwartung auswirkt, dass es immer mehr Behandlungsangebote für HIV-Infizierte gibt. Etliche Organisationen haben sich diese Analysen zunutze gemacht. Dazu gehört die Weltgesundheitsorganisation (WHO) genauso wie die Weltbank.
Nominiert wurde der 1969 Geborene von der Universität Heidelberg. Dort soll er die globale Gesundheitsforschung in Deutschland vorantreiben, ein Forschungsgebiet, das in Deutschland noch wenig Aufmerksamkeit bekommt. Bereits im September 2016 hatte er zur Universität Heidelberg gewechselt. Zuvor war er an der Harvard University in Cambridge, USA.
Philosoph Sven Bernecker: Was ist Erinnerung?
Die Philosophie des Gedächtnisses ist Berneckers Spezialgebiet. Schon lange hat er sich einen Namen als Philosoph gemacht, vor allen Dingen in den Bereichen der Wissens- und Erkenntnistheorie. Er gilt als international renommiert. Im Mittelpunkt steht bei ihm die Frage danach, was Erinnerung eigentlich ist. Dabei arbeitet er fachübergreifend und bezieht Teile der Kognitionswissenschaften, der Psychologie und der Soziologie mit ein.
Der 1967 geborene Bernecker wurde von der Universität zu Köln nominiert. Seine Humboldt-Professur trat er bereits im Juli 2016 an. Davor war er unter anderem an der Universität Wien tätig.
Umweltmikrobiologe Largus T. Angenent: Saubere Energie
Bakterien sind winzig und wichtig, zum Beispiel für die Energie der Zukunft. So spielen sie etwa eine Schlüsselrolle bei der Gasfermentation. Auf diesem Gebiet forscht der international führende Wissenschaftler auch dazu, wie kleinste Bakterien bei der Synthese von Treibstoffen und Chemikalien wirkungsvoller eingesetzt werden können.
In seiner Firma setzt er einen Teil seiner Forschungsergebnisse um. Dort züchtet er beispielsweise Mikroben, die Wasserstoff und Kohlendioxid in Form von Methan entwickeln. Mit der Humboldt-Professur soll er die Forschung an Mikrobiomen vorantreiben und Deutschland auf diesem Gebiet an die internationale Spitze bringen.
Der 46-jährige Niederländer wurde von der Universität Tübingen nominiert und arbeitete unter anderem an der Cornell University in den USA und der Universität in Gent (Belgien).
Rechts- und Politikwissenschaftler Ran Hirschl: Interdisziplinäre Brücken
Verfassungsgerichte im internationalen Vergleich. Das ist eines der Gebiete, mit denen sich Hirschl beschäftigt. Welche Bedeutung Verfassungsgerichte in alten und jungen Demokratien haben, sind ein zentraler Punkt seiner Forschung. In seiner Arbeit soll er sich jetzt vor allem auf die Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften konzentrieren.
Nominiert wurde Hirschl von der Georg-August-Universität Göttingen. Davor war er an der University of Toronto, in Kanada.
Die Verleihung der Alexander von Humboldt-Professuren 2017 findet am 16. Mai 2017 statt. Vergeben wird der Preis von der Humboldt-Stiftung.