Fortschritte Richtung Frieden in Kolumbien
18. Oktober 2015Nach dem Durchbruch bei den Friedensverhandlungen zwischen der kolumbianischen Regierung und der FARC-Guerilla haben die Konfliktparteien eine weitere Detaileinigung erreicht. Beide Seiten seien übereingekommen, "erste Maßnahmen zur Suche, Identifizierung und Rückgabe von sterblichen Überresten" als verschwunden geltender Menschen zu ergreifen. Das teilten kubanische und norwegische Diplomaten, die in dem Konflikt vermitteln, in der kubanischen Hauptstadt Havanna mit.
Eine entsprechende Spezialeinheit solle gebildet werden, um das Schicksal der Verschwunden zu klären, hieß es weiter. Zehntausende werden in Kolumbien vermisst. Die getöteten Menschen würden anschließend würdig bestattet, erklärten die Diplomaten.
Historischer Durchbruch in Kuba
Die linksgerichtete FARC und die Regierung Kolumbiens hatten am 23. September bekannt gegeben, nach über 50 Jahren ihren Konflikt aufarbeiten zu wollen. Nach fast dreijährigen Verhandlungen unterzeichneten der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos und der FARC-Kommandeur Timoleón Jiménez alias "Timochenko" im Beisein des kubanischen Staatspräsidenten Raul Castro ein entsprechendes Abkommen.
Für politische Straftaten werde eine weitreichende Amnestie gewährt, heißt es in der gemeinsamen Erklärung. Für Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit gebe es hingegen keinen Straferlass. Wer seine Beteiligung an schweren Verbrechen einräume, müsse mit einer Freiheitsstrafe rechnen. Damit ist der Weg für einen endgültigen Friedensvertrag frei. Dieser soll spätestens im März 2016 unterzeichnet werden.
Ein halbes Jahrhundert der Gewalt
Die FARC-Rebellen hatten im Jahr 1964 den bewaffneten Kampf gegen Großgrundbesitzer und die kolumbianische Regierung aufgenommen. Heute zählen die sogenannten marxistischen Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) rund 7000 Kämpfer. Sie verhandeln seit fast drei Jahren mit der Regierung über einen Friedensvertrag.
Bis Mitte der 2000er Jahre waren auch rechte Paramilitärs in den Konflikt verwickelt. Ihnen werden schwere Menschenrechtsverletzungen zur Last gelegt. Nach ihrer Demobilisierung schlossen sich viele Kämpfer kriminellen Banden an. Mehr als 220.000 Menschen wurden bislang in dem Konflikt getötet. Sechs Millionen Menschen mussten ihre Heimatorte verlassen. Viele flohen in die Elendsviertel am Rande der Großstädte.
nin/qu (dpa, afp)