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Kéré: "Wir werden das Projekt weiterführen"

25. August 2010

Als Architekt hat Diébédo Francis Kéré eng mit Christoph Schlingensief zusammengearbeitet. Er will nach dem Tod des Regisseurs das gemeinsame Projekt Operndorf Afrika beenden, erzählt er im DW-WORLD-Interview.

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Diébédo Francis Kéré, Architekt aus Burkina Faso, (Foto: Diébédo Francis Kéré)
Bild: Diébédo Francis Kéré

DW-WORLD.DE: Wie hat Sie die Nachricht vom Tod Christoph Schlingensiefs erreicht?

Francis Kéré: Er war schwer krank und das wusste ich. Dennoch bin ich nach seinem Tod immer noch im Schockzustand. Ich weiß nicht, ob man mich versteht, aber ich würde mich am liebsten verstecken und nichts mehr machen oder sagen. Ich habe solche Schmerzen. Christoph hat mich kürzlich nach Burkina Faso geschickt. Und der Abschied war schwer, als ich gesagt habe: "Mensch hör doch mal auf, ich komme ja wieder und wir sehen dann, wie es weitergeht." Während er im Krankenhaus lag, hat er gekämpft und ich wurde regelmäßig über seinen Gesundheitszustand informiert – soweit die Telefonverbindungen es zugelassen haben. Aber als ich erfahren habe, dass Christoph uns verlassen hat, war das ein Schock. Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll. Ich habe nicht geahnt, wie schlimm es wird.

DW-WORLD.DE: Wie wird es nun weitergehen mit dem Projekt Operndorf Afrika ohne den Ideengeber Christoph Schlingensief?

Francis Kéré: Es ist zu früh, um im Detail darüber zu reden. Aber unsere Freundschaft hat mit diesem Projekt begonnen. Ich habe also einen großen Freund und eigentlich sogar einen Bruder verloren. Wir werden alles daran setzen, um das Projekt Operndorf umzusetzen. Deshalb hat Christoph mich kürzlich noch unter Tränen hierhergeschickt. Es ist sein Wille, dass das Projekt voran geht. Darum hat er mir noch vor kurzem im Beisein seiner Frau gebeten: " Francis, du musst das Projekt umsetzen!"

DW-WORLD.DE: Das Goetheinstitut hat seine finanzielle Unterstützung für ihr Operndorf bereits zugesagt. Ist die Finanzierung für das Projekt gesichert?

Francis Kére: Das Goetheinstitut ist die ganze Zeit dabei und es ist ein großes Anliegen der Institution das Projekt Operndorf weiterzuführen. Die genaue finanzielle Situation ist mir nicht bekannt, das weiß nur das Management. Ich habe mich stattdessen gemeinsam mit Christoph auf den Austausch und die künstlerische Umsetzung konzentriert. Und wir haben mit den Behörden vor Ort verhandelt. Aber das Goetheinstitut ist nach wie vor an dem Projekt beteiligt und ich habe auch die Zusage, dass das Projekt mit dem Ausscheiden von Christoph nicht beendet ist. Das kann ich mir nur von ganzem Herzen wünschen. Das Management und die Familien bitten darum, auf Blumen und Kränze zu seiner Beerdigung zu verzichten und stattdessen für das Operndorf Afrika zu spenden.

DW-WORLD.DE: Was ist das Vermächtnis von Christoph Schlingensief?

Francis Kéré: Für mich war es ein großes Glück mit einem Menschen wie Christoph Schlingensief zusammenzuarbeiten. Ich erinnere mich gerne daran, dass er tausendmal gesagt hat, wir beide seien ein "Dreamteam". Und jetzt ist er tot und das tut sehr weh. Ich hätte mir gewünscht, dass wir dieses verrückte Projekt gemeinsam einweihen. Jetzt wird er das nicht mehr erleben. Ich werde noch heute im Fernsehen ein Interview geben. Denn es wurde nach seinem Tod viel berichtet, aber die Leute müssen beruhigt werden. Ich werde den Menschen hier sagen, dass Christoph die Freundschaft und Liebe zu diesem Land mitgenommen hat. Er ist gestorben mit der Freundschaft und Liebe zu Burkina Faso.

Das Interview führte Stephanie Gebert

Redaktion: Dirk Bathe