Frankreich gedenkt der Opfer der Anschläge
13. November 2016Präsident Francois Hollande und die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo suchten alle sechs Anschlagsorte in der französischen Hauptstadt auf: das Stade de France, ein Restaurant, drei Bars und das Konzerthaus Bataclan. Überall enthüllten sie Gedenktafeln mit den Namen der Opfer, legten Kränze nieder (Artikelbild) und hielten Schweigeminuten.
Den Anfang der Gedenkfeierlichkeiten machten Hollande und Hidalgo am Pariser Stade de France. Vor dem Stadion hatten sich während des Fußball-Länderspiels Frankreich gegen Deutschland am 13. November 2015 drei Selbstmordattentäter der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) in die Luft gesprengt. Dabei wurden ein Mann getötet und mehrere Menschen verletzt.
Der Sohn des am Stadion ermordeten Passanten erinnerte in einer kurzen Ansprache an seinen Vater Manuel Dias und rief dazu auf, der Furcht nicht nachzugeben. Angesichts der Angst "müssen wir alle weiter in aller Freiheit voranschreiten", sagte er. "Im Bewusstsein der Risiken, ohne jemals denen nachzugeben, die uns terrorisieren wollen".
Reden Hollandes oder anderer Verantwortlicher waren nicht geplant, in Abstimmung mit den Opferverbänden hatten sie sich für ein zurückhaltendes Gedenken entschieden. Unter den Tafeln und vor den Eingängen der Anschlagsorte legten Angehörige weiße Rosen nieder und stellten Kerzen auf. Viele Menschen hielten sich an den Händen oder nahmen sich in den Arm, einige weinten.
Bataclan mit Sting-Konzert wiedereröffnet
Am Samstagabend hatte der britische Rockmusiker Sting den Auftakt zu den Gedenkfeiern gegeben. Er trat als erster Künstler seit dem Anschlag im Bataclan auf, wo die Islamisten 90 Menschen getötet hatten.
Abgewiesen wurden zwei Mitglieder der US-Band Eagles of Death Metal, die während des Anschlags auf der Bühne gestanden hatten. Die Bataclan-Leitung begründete die Entscheidung mit Interview-Äußerungen des Sängers der Band, Jesse Hughes. Dieser hatte gesagt, der Angriff sei von Sicherheitsleuten im Saal ausgelöst worden, zudem hätten während der Anschläge Muslime vor dem Konzertsaal gefeiert.
Ausnahmezustand könnte weiter verlängert werden
Anlässlich des Jahrestags der Anschläge forderte Frankreichs Ministerpräsident Manuel Valls in einem Gastbeitrag für die Zeitung "Die Welt" schärfere Grenzkontrollen im Kampf gegen den islamistischen Terrorismus. Valls sprach sich für ein Einreisegenehmigungssystem nach amerikanischem Vorbild aus, für systematische Kontrollen an den EU-Außengrenzen sowie für den Aufbau europäischer Streitkräfte.
In einem Interview mit der britischen BBC sagte Valls außerdem, er gehe davon aus, dass der Ausnahmezustand in Frankreich nochmals um einige Monate verlängert werde. Dies sei vor allem angesichts des in wenigen Wochen beginnenden Präsidentschaftswahlkampfes nötig. "Wir müssen auch unsere Demokratie beschützen", sagte Valls.
Der Ausnahmezustand war nach den Anschlägen in Frankreich mehrfach verlängert worden und gilt nun bis Ende Januar 2017. Er gibt den Behörden teils umstrittene Sonderrechte. So können Hausdurchsuchungen ohne Richterbeschluss angeordnet werden und der Innenminister kann auch Menschen unter Hausarrest stellen.
rk/mak (afp, dpa, rtr)