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Frankreich stürmt ins Halbfinale

Olivia Gerstenberger3. Juli 2016

Der Traum ist ausgeträumt: Außenseiter Island verabschiedet sich von der EM. Gastgeber Frankreich macht es kurz und schmerzlos und zieht souverän ins Halbfinale ein, dort wartet Weltmeister Deutschland.

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UEFA Euro 2016 Frankreich gegen Island Tor Jubel
Bild: Reuters/C. Platiau

Paul Pogba konnte wieder jubeln, Dimitri Payet und Antoine Griezmann küssten sich abwechselnd die Füße und die französischen Fans gerieten endgültig in EM-Stimmung: Frankreich ist mit einem Ausrufezeichen ins Halbfinale gestürmt. Der EM-Gastgeber wurde seiner Favoritenrolle von Anfang an gerecht und schoss Island mit einem 5:2 (4:0)-Torfestival aus dem Turnier. Olivier Giroud (12./59. Minute), Paul Pogba (19.), Dimitri Payet (43.) und Antoine Griezmann (45.) trafen für die Equipe Tricolore. Kolbeinn Sigthorsson (56.) und Birkir Bjarnason (84.) erzielten die Ehrentreffer für Island, das damit in jedem seiner EM-Spiele mindestens ein Tor erzielten konnte. Außerdem ist es das erste Team bei einer EM, das in den ersten fünf Spielen mit exakt derselben Startformation auflief.

Die sympathische Außenseiternation verabschiedete sich sichtlich unterlegen, aber mit Leidenschaft und Kampf sowie unermüdlich anfeuernden Fans von der großen europäischen Bühne, darf sich aber trotzdem als einer der Gewinner dieser EURO fühlen. Frankreich erwartet im kommenden Spiel am Donnerstag in Marseille (21 Uhr MESZ im DW-Liveticker) mit Weltmeister Deutschland allerdings erstmals eine große Fußballnation. Frankreichs Trainer Didier Deschamps bezeichnete die deutsche Mannschaft als das "ohne jeden Zweifel beste Team" der EM, "aber", betonte er, "wir kämpfen um unsere Chance auf das Finale." Vor zwei Jahren verlor Frankreich sein Viertelfinale gegen Deutschland, ein Pflichtspielsieg gegen das DFB-Team gelang Frankreich zuletzt bei der WM 1958.

Frankreich eiskalt

"Les Bleus" machten gleich von Beginn an klar, dass sie den freundlichen Wikingern, denen bei dieser EM so viele Herzen zugeflogen waren, kein weiteres EM-Wunder ermöglichen würden. Giroud erzielte in der 12. Minute den frühesten Treffer der Franzosen bei dieser EM - sonst waren sie erst im zweiten Durchgang so richtig in Schwung und zu Toren gekommen. Matuidi hatte den Ball weit über das isländische Mittelfeld gehoben, Giroud schloss mit seinem starken linken Fuß ab und tunnelte dabei Torwart Hannes Halldorsson. Nur sieben Minuten später flog Pogba nach dem Eckstoß von Griezmann heran und wuchtete den Ball zum 2:0 in das gegnerische Tor - sein erster Treffer bei dieser EM. Die Fans stimmten vor Freude lautstark die Marseillaise an.

Pogba beim 2:0 (Foto: Reuters/C. P)
Sprunggewaltig: Pogba beim 2:0Bild: Reuters/C. Platiau

Gefährlich wurden die Isländer eigentlich nur durch Standardsituationen: Der berüchtigte weite, katapultartig abgeschossene Einwurf des Kapitäns Aron Gunnarsson brachte in der 25. Minute Jon Dadi Bödvarsson in Stellung, der den Ball aber über das Tor bugsierte. Der Freistoß von Gylfi Sigurdsson aus der 42. Minute sprang vor dem französischen Schlussmann Hugo Lloris auf, der nach kleiner Unsicherheit die Situation aber klären konnte. Nur wenig später sorgten die Franzosen mit einem Doppelschlag für die Vorentscheidung. Griezmann legte Payet auf, der den Ball zentimetergenau neben dem Pfosten ins Tor schob. Dann profitierte der Vorlagengeber selbst: Einen langen Pass von Pogba ließ Giroud passieren, Griezmann stand allein vor dem Tor und überlupfte Halldorsson. Damit ist Griezmann mit vier Treffern und zwei Assists bisher der torgefährlichste Spieler der EM. Zudem erzielte er den 100. Treffer dieser EURO.

Ehrentreffer nach dem Seitenwechsel

Die Partie war entschieden, doch die Isländer spielten in der zweiten Halbzeit munter weiter drauflos. Gylfi Sigurdsson flankte in den Fünfer, dort verwandelte Sigthorsson mit einem Flachschuss. Frankreich antwortete mit dem nächsten Treffer: Freistoß Payet, Kopfball Giroud - schon stand es 5:1. Für die französischen Fans war es ein Fußballspektakel, das das Selbstbewusstsein der Grande Nation vor dem Halbfinal-Kracher gegen Deutschland noch einmal steigen lässt. Island, dessen Fans unverdrossen ihr "Huh-huh-huh" zum Besten gaben, kam sogar in der 84. Minute noch durch Bjarnasons Kopfball zum zweiten Tor und zu weiteren Torgelegenheiten, wurde dem Gegner aber niemals gefährlich.

Ohnehin hätten die Nordeuropäer es laut Statistik niemals so weit schaffen dürfen: Keine Mannschaft ließ mehr Flanken und Torschüsse des Gegners zu, spielte mehr Fehlpässe und hatte weniger Ballbesitz. Deutlich wurde diese Diskrepanz aber erst im Viertelfinale. Dem torreichsten Spiel dieser Endrunde. Und dort erzielten die Isländer immerhin noch zwei Treffer. Den Humor haben sie jedenfalls nicht verloren, beweist Torschütze Sigthorsson: "Vielleicht wäre es ein bisschen zu viel gewesen, die EM gleich im ersten Versuch zu gewinnen."

Isländische Fans & Spieler (Foto: Reuters/C. Hartmann)
Raus mit Applaus - Island gewann bei der EM in Frankreich viele HerzenBild: Reuters/C. Hartmann

Lesen Sie hier noch einmal alle Höhepunkte der Partie in unserem DW-Liveticker nach: