Papst beklagt Spaltung der Christen
29. November 2014Gemeinsam mit hunderten Gläubigen hat Papst Franziskus am zweiten Tag seiner Türkei-Reise eine katholische Messe gefeiert. In der Istanbuler Heilig-Geist-Kathedrale rief das katholische Kirchenoberhaupt die Kirchen die verschiedenen Konfessionen und Glaubensrichtungen der Kirche zur Einheit auf.
Die Vielfalt der Christenheit stelle einen "gewaltigen Reichtum" dar, sagte Franziskus in seiner Predigt. Die Kirchen sollten sich nicht gegeneinander abgrenzen, sondern sich füreinander öffnen. An der Messe nahmen auch der orthodoxe Patriarch Bartholomäus sowie Vertreter anderer Konfessionen teil.
Besuch in der Hagia Sophia
Zuvor hatte Papst Franziskus die Blaue Moschee besucht. Gemeinsam mit dem Mufti Rahmi Yaran verharrte er dort mit gefalteten Händen und geschlossenen Auge. Es war der erste Besuch von Franziskus in einer Moschee seit Beginn seines Pontifikats.
Anschließend besucht er die Hagia Sophia, die lange Zeit eine Kirche, später eine Moschee war und heute ein Museum ist. Politiker aus der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP fordern immer wieder, die Hagia Sophia wieder zur Moschee zu machen.
Getrennte Wege seit 1000 Jahren
Die Begegnung mit den orthodoxen Christen und ihrem Patriarchen Bartholomäus ist ein wichtiger Teil von Franziskus' Türkei-Reise. Beide haben sich bereits mehrmals getroffen. Die römisch-katholische Kirche und die orthodoxe Kirche haben sich vor fast 1000 Jahren gespalten.
Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel ist heute das Ehrenoberhaupt von 300 Millionen orthodoxen Christen weltweit. Er gilt als Nachfolger des Apostels Andreas, der den Bischofssitz von Byzantion, dem heutigen Istanbul, begründet haben soll. Der Fischer aus Kapharnaum war laut Überlieferung der ältere Bruder von Petrus, der erster Bischof von Rom wurde und als dessen Nachfolger sich die Päpste verstehen.
Beim Gottesdienst in der Istanbuler Heilig-Geist-Kathedrale nahmen aber noch weitere christliche Würdenträger teil: Anwesend waren der syrisch-katholische Patriarch Ignatius III. Younan, der Istanbuler Vikar der armenisch-apostolischen Kirche, Erzbischof Aram Ateshian, der syrisch-orthodoxe Metropolit von Istanbul Filuksinos Yusuf Cetin sowie Vertreter evangelischer Kirchen. Gebete wurden in mehreren Sprachen gesprochen, darunter Armenisch, Türkisch und Aramäisch sowie europäischen Sprachen.
det/sc (afp, dpa, epd, kna)