Frauen am Schalthebel der Macht
Politik wird von Männern gemacht? Von wegen. Zwölf Frauen, die Deutschland und die politische Debatte prägten und prägen - von Rosa Luxemburg bis Angela Merkel.
Die Mutter der Frauenbewegung
Für sie war Emanzipation mehr als das Wahlrecht für Frauen. Als Vorkämpferin für die ökonomische Unabhängigkeit von Frauen hoffte Clara Zetkin (*5.07.1857; † 20.06.1933) auf deren Befreiung im Sozialismus. Zetkin setzte sich auch für die Schaffung des Weltfrauentags ein. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten ging Clara Zetkin 1933 ins Exil in die Sowjetunion.
Die Stimme der Arbeiterbewegung
Ein Rückblick auf die deutsche Politik ohne Rosa Luxemburg? Undenkbar! In Polen 1871 geboren, zog sie 1898 nach Berlin und schloss sich der SPD an. Mit Karl Liebknecht gründete sie den kommunistischen Spartakusbund. Bald wurde sie zum Feind der Weimarer Republik. Nach ihrer Ermordung im Januar 1919 trauerten rund eine Million Menschen bei ihrer Beerdigung.
Die erste Ministerin
Elisabeth Schwarzhaupt (* 7.1.1901, † 30.10.1986) von der CDU war Deutschlands erste Ministerin. Am 14.11.1961 wurde sie im Bundestag für die Leitung des neuen Ministeriums für Volksgesundheit vereidigt. "Was sollen wir mit einer Frau im Kabinett?" soll der greise Kanzler Adenauer (links im Bild) gefragt haben. Aber Schwarzhaupt bewies sich durch Leistung. Eine Wegbereiterin Kanzlerin Merkels.
Die erste Bundestagspräsidentin
Annemarie Renger (* 7.10.1919; † 3.3.2008) war die erste Präsidentin des Bundestages. Sie gehörte zum konservativen Flügel der SPD. Rengers politisches Leben war von den Schrecken des Zweiten Weltkriegs geprägt: "Vor uns lag das Trümmerfeld Deutschland. Ich war fest entschlossen, mich politisch zu engagieren und am Aufbau eines demokratischen Deutschland mitzuwirken."
Die Große Dame der FDP
Über Jahrzehnte prägte sie Politik der Liberalen. Hildegard Hamm-Brücher (* 11.5.1921; † 7.12.2016) war unter Außenminister Hans-Dietrich Genscher Staatsministerin im Auswärtigen Amt. Sie galt als Grande Dame der FDP. Allerdings blieb ihr die Krönung ihrer Laufbahn versagt. 1994 kandidierte Hamm-Brücher für das Bundespräsidentenamt. Doch Staatsoberhaupt wurde Unionskandidat Roman Herzog.
Die kaltherzige DDR-Ideologin
Die Bezeichnung ihres Amtes klang harmlos: Volksbildungsministerin der DDR. Doch Margot Honecker (*17.4.1927; † 6.5.2016) war Ehefrau des ehemaligen DDR-Staats- und Parteichefs Erich Honecker. Als seine Stütze in politischen Fragen spielte sie eine machtvolle Rolle und nahm die innerdeutschen Mauertoten in Kauf. Nach Ende des ostdeutschen sozialistischen Staates floh das Ehepaar nach Chile.
Die Gegenspielerin des Kanzlers
Sie wagte Tabubrüche, setzte sich für Frauenrechte ein und beteiligte sich am vergeblichen Versuch, Kanzler Kohl (links) als CDU-Chef zu stürzen. Rita Süßmuth (* 17.2.1937) setzte sich unter anderem als Familien- und Gesundheitsministern für die Aids- und Drogenhilfe ein. Von 1988 bis 1998 war sie Bundestagspräsidentin.
Die Mit-Erfinderin der Grünen
Kaum jemand hat die Anfangsjahre der Grünen-Partei stärker geprägt als die Friedensaktivistin Petra Kelly (Bildmitte, * 29.11.1947; † 1.10.1992). Wegen ihres kompromisslosen Einsatzes galt sie als "Jeanne d'Arc des Atomzeitalters". Unter nicht völlig geklärten Umständen wurde sie von ihrem Lebensgefährten Gert Bastian (links im Bild) erschossen, der sich anschließend selbst tötete.
Die (noch) mächtigste Frau Europas
Es wird einsamer um sie: Seit dem angekündigten Rückzug vom CDU-Parteivorsitz bröckelt Angela Merkels Macht. Auch für ihre Kanzlerschaft tickt die Uhr. Aber was für eine Karriere! In der früheren DDR geboren (* 17.7.1954 ) übernimmt die Physikerin im geeinten Deutschland Ministerämter, wird Parteichefin und Kanzlerin. In der Flüchtlingspolitik zeigte sie anfangs Herz, vergraulte aber Wähler.
Politik aus dem Panzerwagen
Auch wenn mehr Frauen die Politik mitbestimmen, gibt es Nachholbedarf. Frauen werden eher mit der Leitung von "weichen" Ministerien wie Gesundheit, Familie oder Justiz abgefunden. Ursula von der Leyen (* 8.10.1958) von der CDU arbeitet fleißig daran, das zu ändern. Erst leitete sie das Ministerium für Familie, dann aber das Arbeitsministerium - jetzt ist ist sie die erste Verteidigungsministerin.
Die Hoffnung der Sozialdemokraten?
Die SPD gehörte lange Zeit zu den politischen Männervereinen. Andrea Nahles (*20.6.1970) leitet die älteste Partei Deutschlands als erste Frau. Auf ihr lastet ein enormer Druck. Auch wegen des Streits innerhalb der regierenden Großen Koalition haben sich Wähler massenhaft von der SPD abgewandt. Nahles muss nun die Partei erneuern, sonst ist die frühere Arbeitsministerin Geschichte.
Die Galionsfigur der Linken
Auf einige Wähler wirkt sie wie ein rotes Tuch, andere bejubeln sie als Bannerträgerin im Kampf gegen das Großkapital. Die Fraktionsvorsitzende der Linken, Sahra Wagenknecht (*16.7.1969), bewegt und spaltet wie derzeit kaum eine andere Frau der deutschen Politik. Das neueste Projekt der in der DDR aufgewachsenen Frau des früheren SPD-Chefs Oskar Lafontaine: Eine linke Sammlungsbewegung.