Frauen, Film und Festival
2. Oktober 2002"Ally Mc Beal kauft ein Haus; ein altmodisches natürlich. Alle helfen beim Renovieren und plötzlich taucht dieser nette Handwerker auf ... " Das hört sich eigentlich nicht gerade nach Frauen-Filmfest an, gehört aber mit dazu. Besucherinnen und Besucher der Feminale können – noch vor dem deutschen Fernsehstart der fünften Staffel – zwei Folgen der amerikanischen Erfolgsserie "Ally Mc Beal" begutachten. Gleichzeitig sollen sie mehr über die Situation von "Working Single Girls" erfahren.
Unisex mit Ally
"Wir wollen eine breite Klientel ansprechen. Denn Frauenfilme sind nicht automatisch Lesben- oder Problemfilme", erklärt Verena Mund von der Festivalleitung der Feminale im Gespräch mit DW-WORLD. Und so wird die berühmte TV-Anwältin "Ally" im Rahmen eines Vortrags über alleinstehende, arbeitende Frauen filmtheoretisch eingeordnet – neben Frauen wie Mary und June oder Denise, Jill und Honey.
Mary und June kann man in der cineastischen Rarität "Working Girls" von 1931 sehen. Denise, Jill und Honey spielen in einem 70er-Jahre Anti-Sexploitation-Film von Stephanie Rothmans. (In Rothmans Film setzen Frauen gezielt Sex ein, ohne auf ihre sexuelle Eigenständigkeit zu verzichten.)
Von einem Wohnheim für unverheiratete Frauen gelangen Zuschauerin und Zuschauer in die Welt einer Frauen-Wohngemeinschaft und finden sich schließlich in der Unisex-Toilette von "Ally´s" Anwaltskanzelei wieder. Die Veranstalterinnen wollen aus klar feministischer Perspektive "patriarchalische Zumutungen" untersuchen. Und sie treffen dabei auf "Frauen, die ihren Mann stehen" - ein Aspekt der diesjährigen Feminale.
Kuba oder Trans-Gender
Das Angebot des Festivals reicht vom Kuba-Spezial bis zum Trans-Genderprogramm. Zu sehen gibt es Film- und Videoproduktionen aus 24 Ländern. Erwartet werden mehr als 40 Regisseurinnen und Wissenschaftlerinnen. Neben Podiumsdiskussionen und Vorträgen steht die Preisverleihung des "Feminale-Debüt-Preis" im Mittelpunkt der Veranstaltung. Sieben internationale Erstlingswerke streiten um den mit 2500 Euro dotierten Preis.
Hoden und Handwerker
Vom regionalen Festival, organisiert von einer handvoll Studentinnen, hat sich die Kölner Veranstaltung inzwischen zum zweitgrößten Frauen-Filmfest der Welt entwickelt. Für jeden (Frauen-)Filminteressierten – ob weiblich oder männlich – dürfte irgendwas mit dabei sein: Vielleicht ein Dokumentarfilm über eine 15-jährige Surferin auf Hawaii ("Shea"), vielleicht die deutsch-schweizerische Coproduktion mit dem aparten Namen "Keine Hoden". Vielleicht aber auch wieder "Ally". Denn irgendwann kommt ja der nette Handwerker. Dabei handelt es sich im übrigen um niemand geringeren als Rockstar Jon Bon Jovi. "Wieso sollen Frauen nicht auch schöne Männer angucken", fragt Filmfestorganisatorin Mund. Da hat sie eigentlich recht.