Graphic Novel erzählt vom Bürgerkrieg in Syrien
15. Februar 2017Es ist die Geschichte eines kleinen illegalen Krankenhauses irgendwo in der syrischen Provinz. Betrieben wird es von Yasmine, einer kettenrauchenden jungen Friedensaktivistin, die hier verletzte Rebellen pflegt. Wie auf einer Theaterbühne versammelt das "Freedom Hospital" seine Darsteller - Alawiten und Kurden, Salafisten und Muslimbrüder, junge Revolutionäre, Aktivisten aus dem Westen und Gegner wie Anhänger Assads. Doch erst die Kulisse macht die Szenerie zum Spiegel des blutigen Syrien-Konflikts.
Brutale Gewaltszenen wechseln sich mit romantischen Liebesnächten ab, Bombenhagel, Kopfschüsse und Folterszenen kontrastieren mit Momenten von Zärtlichkeit und Hingabe. Sulaiman hat seinen Comic-Roman mit schwarzer Tusche gemalt. Seine Zeichnungen enthalten die ganze Gegensätzlichkeit und Sinnlosigkeit des Bürgerkriegs, den längst niemand mehr durchschaut, nicht einmal der Künstler.
Im Krieg lebt die Hoffnung
Und doch lässt Sulaiman Raum für Hoffnung. Er zeigt Menschen, die sich – wo Hoffnungslosigkeit und abgrundtiefe Verachtung grassieren - unter Lebensgefahr für andere einsetzen. Er zeichnet Freundinnen, die unter dem funkelnden Sternenhimmel Syriens beieinander sitzen und von ihrer Zukunft träumen. Und am Ende seiner Geschichte kehrt – symbolisch - der Frühling zurück.
Hamid Sulaiman, geboren 1986 in Damaskus, studierte Kunst und Architektur. Schon früh beteiligte er sich am Widerstand gegen das Assad-Regime, 2011 wurde er verhaftet und gefoltert. Schließlich gelang ihm die Flucht nach Frankreich, wo er heute als Maler und Illustrator arbeitet. Bevor sie in einem Buch erschienen, waren Sulaimans Zeichnungen in einer Berliner Galerie ausgestellt. Mit ihnen setzt der Künstler ein Zeichen - in Richtung Heimat ebenso wie an seine westlichen Leser.
Hamid Sulaiman: Freedom Hospital, aus dem Französischen von Kai Pfeiffer
Hanser Berlin, Berlin 2016, 288 Seiten, 24 Euro