Freiheit trotz Zensur: Die Geschichte der DDR-Filmplakate
Die Grafiker in der DDR hatten einen hohen Anspruch - und sie waren in der Gestaltung freier als im Westen. Das sagt Detlef Helmbold, der ein Buch herausgegeben hat, in dem er sämtliche Filmplakate der DDR zeigt.
René Ahrlé: Die Mörder sind unter uns (1946)
"Die Mörder sind unter uns" ist der erste deutsche Nachkriegsfilm und zugleich der erste Film der DEFA, die im Mai 1946 gegründet wurde. Für sein Buch "Mehr Kunst als Werbung. Das DDR-Filmplakat 1945 - 1990" hat der Grafiker Detlef Helmbold mehr als 6000 Filmplakate gesammelt. Sie zeigen, dass die Plakatkunst in der DDR einen hohen Stellenwert hatte.
Josef Fenneker: Affaire Blum (1948)
Ebenfalls von der DEFA produziert wurde der Film "Affaire Blum" von Erich Engel, ein Film über einen Justiz-Skandal aus den 1920er Jahren. Das Plakat ist eines der sogenannten "Kopfplakate" wie sie typisch waren für die 1940er und 1950er Jahre. An sich waren die Grafiker in der DDR in der Gestaltung der Plakate aber relativ frei, sagt Detlef Helmbold.
Werner Gottsmann: Berge brennen (1959)
Der Film "Berge brennen" wurde im Filmstudio Lodz in Polen produziert. Der Film handelt von unterdrückten Bauern, die einen Aufstand gegen die Adeligen organisieren. Die DEFA ließ den Film auf Deutsch synchronisieren. Das Filmplakat von Werner Gottsmann zeigt einmal mehr, dass die künstlerische Herangehensweise im Vordergrund stand und nicht der Informationsgehalt des Plakates.
Ebeling Hegewald: La Strada (1961)
Dieser Film von Regisseur Federico Fellini stammt aus Italien. Er wurde 1954 in Venedig uraufgeführt und gewann in den darauffolgenden Jahren einige Preise, darunter 1957 einen Oscar in der Kategorie bester fremdsprachiger Film. In der Hauptrolle Anthony Quinn als Schausteller Zampanó, der auf den Jahrmärkten immer wieder dieselbe Nummer zeigt, nämlich wie er eine Eisenkette sprengt.
Erhard Grüttner: Das Gelübde (1976)
Dieses Drama aus Portugal von Regisseur António de Macedo handelt von einer Ehe, die durch ein Keuschheitsgelübde belastet ist. Was auf keinem Plakat in der damaligen Zeit fehlen darf: Der Hinweis, dass es sich um einen "Farbfilm" handelt. Das war auch noch so, als längst klar war, dass so gut wie alle Filme in Farbe produziert wurden, erklärt Detlef Helmbold.
Christoph Ehbets: Levins Mühle (1980)
Dies ist eines der Lieblingsplakate des Grafikers und Buchautors Detlef Helmbold. Seiner Meinung nach zeigt es, dass "die Plakate mehr Kunst als Werbung sind". Auch hier steht die grafische Interpretation des Filmes im Zentrum und nicht die Information. "So ein Filmplakat würde es im Westen nicht geben, heute nicht und auch nicht damals", sagt Helmbold.
Hans-Eberhard Ernst: Der Stein des Anstoßes (1980)
Im Original heißt dieser Film aus dem damaligen Jugoslawien "Novinar", was auf Deutsch übersetzt "Journalist" bedeutet. In der DDR wurde der Film kurzerhand umbenannt, weil die Kombination aus Journalist und gezeichnetem Maulkorb nicht gern gesehen wurde. Am Ende aber durfte es doch nicht aufgehängt werden.
Bernd Krause: Greystoke (1986)
In den 1980er Jahren ging es "wilder und expressiver" zu, sagt Detlef Helmbold. So wie hier auf dem Plakat für den britischen Film "Greystoke - Die Legende von Tarzan, Herr der Affen" von Regisseur Hugh Hudson. Das Drehbuch basiert auf den Tarzan-Geschichten des US-amerikanischen Schriftstellers Edgar Rice Burroughs.
Albrecht von Bodecker: Die Besteigung des Chimborazo (1989)
Auch dies ist eines der Lieblingsplakate von Detlef Helmbold. "Da wird der ganze Titel zum Berg, da war der Künstler total frei." Der deutsch-deutsche Film entstand in Zusammenarbeit von DDR und BRD und handelt von einer Expedition Alexander von Humboldts zum ecuadorianischen Vulkan Chimborazo. Die Premiere des Films fand nur wenige Wochen vor dem Mauerfall statt.
Detlef Helmbold: Denk bloß nicht, ich heule (1990)
Diese Plakat stammt von Detlef Helmbold selbst. Er war von 1986 bis 1990 beim "Progress Film-Verleih" als angestellter Grafiker tätig. Der Film des ostdeutschen Regisseurs Frank Vogel wurde bereits 1965 gedreht, wurde aber in der DDR verboten, da er aufgrund seiner kritischen Auseinandersetzung mit dem Sozialismus als "besonders schädlich" galt. Die Erstaufführung fand erst im April 1990 statt.