Freude über Euro und Klagen über "Teuro" in Slowenien
11. Januar 2007Am 15. Januar heißt es endgültig Abschied nehmen vom slowenischen Tolar. Der Euro ist da und das Umdenken ist bei einem Kurs von knapp 240 zu eins gar nicht so einfach. Hartgeld spielte bis heute kaum eine Rolle in Slowenien, es hatte einfach keinen Wert. Die größte slowenische Münze bringt umgerechnet gerade mal 21 Cent.
Reibungslose Einführung
In Werbekampagnen informieren Nationalbank und Regierung über den Euro: "Euro-Münzen sind keine Kleinigkeit", heißt es zum Beispiel. Laut Eurobarometer, einer Studie der Europäischen Kommission, haben fast alle Slowenen die Euro-Münzen bereits vor ihrem offiziellen Start mindestens einmal benutzt. Bei Auslandsreisen und auch als Geldanlage.
Das erklärt auch, warum es seit der Euro-Einführung am 1. Januar an den Kassen in den slowenischen Geschäften kaum Probleme gab. "Währung ist Währung", sagt ein Kunde in einem slowenischen Supermarkt. "Nur der Wechselkurs hat sich geändert". Eine andere Kundin ist eher skeptischer: "Alles wird teurer", sagt sie. "Es wird nicht anders sein, als in anderen Ländern. Dort waren die Menschen vom Euro enttäuscht."
Der Euro als "Teuro"?
Damit bringt sie das Problem auf den Punkt: Über 70 Prozent der Slowenen befürworten zwar den Euro, zwei Drittel von ihnen fürchten aber laut Eurobarometer einen Preisanstieg. Insgesamt ist Slowenien trotz aller Furcht vor dem "Teuro" das Euro-freundlichste unter den EU-Neumitgliedern. Peter Japelj vom slowenischen Außenministerium sagt: "Die Slowenen freuen sich auf den Euro, weil er das erste Zeichen dafür ist, dass sie erfolgreich sind in der EU. Das ist etwas Greifbares. Den Euro wird man in der Hand halten, er wird über die Grenze fahren. Das ist schon eine Anerkennung für Slowenien und die Slowenen wissen das."
"Euro-phorie" herrscht im slowenischen Alltag. Und dennoch: die Angst vor dem "Teuro" bleibt. Ema Misic vom Slowenischen Statistikamt beobachtet seit Jahren die Preise und beschwichtigt: "Die Preisentwicklung unterscheidet sich kaum von der im Vorjahr. Kleine Preissteigerungen in Einzelfällen sind nicht stark genug, um die Inflationsrate in Slowenien insgesamt zu beeinflussen."
Die unabhängigen Verbraucherschützer Sloweniens prangern vor allem die Dienstleister an: Der Kinobesuch kostet zum Beispiel im Januar bis zu 30 Prozent mehr als noch Dezember, auch das Parken ist teurer geworden. Kurz vor Weihnachten stiegen auch einige Lebensmittelpreise. Ein direkter Zusammenhang mit der Euro-Einführung kann zwar nicht nachgewiesen werden, trotzdem bleibt bei all der Freude über den Euro auch ein bitterer Nachgeschmack über die neuen Preise.
Mario Dobovisek, Ljubljana
DW-RADIO, 11.1.2007, Fokus Ost-Südost