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Friedenstreffen

10. August 2007

Mehrere hundert Religions- und Stammesführer sind in Kabul zu einem afghanisch-pakistanischen Treffen zusammen gekommen - so viele wie nie zuvor. Ihr Ziel: ein gemeinsames Vorgehen gegen die Taliban.

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Der afghanische Präsident Hamid Karsai bei der Eröffnung der Friedens-Dschirga, Foto: AP
Karsai: "Eine großartige historische Dschirga"Bild: AP

Mit einem Aufruf zum gemeinsamen Kampf gegen den Terrorismus hat am Donnerstag (9.8.) in Kabul eine Ratsversammlung mit hunderten Stammesführern aus Afghanistan und Pakistan begonnen. Der afghanische Präsident Hamid Karsai sagte zur Eröffnung der so genannten "Friedens-Dschirga", wenn Afghanistan und Pakistan ein gemeinsames Handeln beschließen sollten, wäre "das Monster von Terrorismus und Unterdrückung morgen aus der Welt geschafft". Der pakistanische Premierminister Shaukat Aziz warnte vor einer "Talibanisierung" der Region. Er betonte, der Kampf gegen "diese dunklen Kräfte" erfordere gemeinsame Anstrengungen der beiden Nachbarländer.

Islamistisches Trainingslager an der afghanisch-pakistanischen Grenze, Foto: AP
Das gemeinsame Problem: Islamistische TerroristenBild: AP

Ziel der dreitägigen Ratsversammlung ist es, die eskalierende grenzüberschreitende Gewalt in der Region einzudämmen. Das Treffen mit etwa 650 Stammesführern, Politikern und Religionsgelehrten ist das erste dieser Art. Karsai sprach von einer "großartigen historischen Dschirga". Zuvor hatten jedoch rund 60 pakistanische Delegierte erklärt, dass sie die Versammlung boykottieren würden. Sie begründeten das unter anderem damit, dass die Taliban nicht eingeladen wurden. Taliban-Sprecher Kari Jussif Ahmadi sagte, das Treffen sei Teil der Verschwörungstaktik der Besatzungsmacht USA.

Geiselnahme als zentrales Thema

Karsai kritisierte die Geiselnahmen in Afghanistan als eine "Kränkung der Ehre für Afghanistan von historischem Ausmaß". Drei Wochen nach Beginn des Geiseldramas um die südkoreanischen Christen versucht die Regierung in Seoul weiter, die Entführer aus den Reihen der Taliban zu einem Einlenken zu bewegen. Die Taliban fordern die Freilassung inhaftierter Gesinnungsgenossen im Austausch gegen die noch lebenden 21 Geiseln. Zwei Geiseln haben die Aufständischen bereits erschossen. Seit mehr als drei Wochen ist auch der deutsche Bauingenieur Rudolf B. in Afghanistan verschleppt.

Afghanische Frauen auf der Straße, Foto: AP
Hoffen auf FriedenBild: AP

Kabul wirft Islamabad vor, nicht ausreichend gegen Extremisten im Grenzgebiet vorzugehen, die von Pakistan aus Ziele in Afghanistan angreifen. Afghanistans Präsident Karsai sagte bei dem Treffen, in den afghanischen Provinzen an der Grenze zu Pakistan könnten rund 250.000 Kinder wegen der schlechten Sicherheitslage nicht mehr zur Schule gehen. Pakistans Premier Aziz wies die Vorwürfe aus dem Nachbarland zurück, nicht ausreichend gegen Extremisten vorzugehen. Er sagte, auch die Afghanen und regionalen Truppen hätten die Verantwortung, die Grenze zu sichern. Er betonte zudem: "Lasst uns nicht vergessen, dass die Taliban in erster Linie Afghanen sind."

Strenge Sicherheitsvorkehrungen

Der pakistanische Präsident Pervez Musharraf hatte seine Teilnahme an der Ratsversammlung wegen innenpolitischer Unruhen abgesagt. Es ist das erste Mal, dass so viele Paschtunen aus beiden Ländern zu einer Konferenz zusammenkommen. Weitreichende Ergebnisse werden allerdings von dem Treffen, das seit knapp einem Jahr geplant ist und an diesem Samstag endet, nicht erwartet.

Der pakistaniasche Premierminister Shaukat Aziz (l.) und der afghanische Präsident Hamid Karsaim, Foto: AP
Das erste große Treffen der Religions- und Stammesführer aus Pakistan und AfghanistanBild: AP

Die Konferenz war unter dem Druck der USA zustande gekommen: US-Präsident George W. Bush hatte Karsai und Musharraf bei einem Dreier-Treffen im vergangenen Jahr aufgefordert, im Kampf gegen den Terrorismus besser zusammenzuarbeiten. Karsai und die USA haben Pakistan wiederholt beschuldigt, Taliban und Al-Kaida Rückzugsgebiete zu gewähren.

Die Taliban liefern sich mit der vom Westen unterstützten Regierung Karsai und den in Afghanistan stationierten Nato-Truppen derzeit die heftigsten Kämpfe seit mehr als fünf Jahren. Die Sicherheitsvorkehrungen für das Treffen in Kabul waren hoch. Nato-Truppen halfen rund 2500 afghanische Polizisten dabei, den Konferenzort im Zentrum weiträumig abzusperren. (ina)