Autoren unterstützen "Free Turkey"-Petition
16. September 2016Die Unterzeichner, darunter Navid Kermani, Swetlana Alexijewitsch, Liao Yiwu, Boualem Sansal, Friedrich Schorlemmer und Alfred Grosser, fordern Bundeskanzlerin Angela Merkel und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker auf, sich eindeutig für die Meinungsfreiheit in der Türkei einzusetzen, wie der Börsenverein des Deutschen Buchhandels in Frankfurt am Main mitteilte. "Journalistinnen und Schriftsteller zu verfolgen, weil sie als unabhängige Instanzen des politischen Wissens und Gewissens ausgeschaltet werden sollen - das alles schützt keine Demokratie. Es zerstört sie", sagte die diesjährige Friedenspreisträgerin Carolin Emcke. "Eine jede Demokratie lebt dann und nur dann, wenn sich die Menschen, die in ihr leben, darüber verständigen können, wie sie miteinander leben wollen", begründet Emcke ihr Engagement. "Dafür braucht es das offene Denken und angstfreien Widerspruch, die Freiheit der Kritik wie die der Utopie."
Jeder kritische Journalist ein Terrorist?
Der französische Politologe Grosser warf die Frage auf, ob die EU die Beitrittsverhandlungen mit der Türkei überhaupt weiterführen dürfe: "Wenn jeder Journalist, der etwas kritisiert, ein Terrorist sein soll und befürchten muss, keinen Anspruch auf einen fairen Prozess zu haben, dann passt das nicht zu unseren Vorstellungen einer freien, demokratischen Gesellschaft."
Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels vergibt alljährlich zur Buchmesse den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Die europaweite Online-Petition ist nach eigenen Angaben mittlerweile von mehr als 77.000 Menschen unterzeichnet worden. Sie wurde Ende August vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels, dem PEN-Zentrum Deutschland und der Organisation "Reporter ohne Grenzen" gestartet. Seit dem Putschversuch Mitte Juli in der Türkei würden dort regierungskritische Autoren, Journalisten, Verleger und andere Medien- und Kulturschaffende massiv drangsaliert und verfolgt, heißt es in der Petition. Mehr als 110 Journalisten und Autoren seien verhaftet und mehr als 130 Medienhäuser geschlossen worden, darunter 45 Zeitungen, 29 Buchverlage und 15 Magazine.
Zu den zehn Autoren gehören Swetlana Alexijewitsch (2013), Carolin Emcke (2016), Alfred Grosser (1975), David Grossmann (2010), Navid Kermani (2015), György Konrad (1991), Wolf Lepenies (2006), Boualem Sansal (2011), Friedrich Schorlemmer (1993) und Liao Yiwu (2012).
pab/sti (dpa, epd, kna)