Murnau Filmpreis für Christian Petzold
2. Juli 2017Neben Fatih Akin und Tom Tykwer dürfte Christian Petzold der auch im Ausland bekannteste und angesehenste deutsche Regisseur einer jüngeren Generation sein. Seit dem vergangenen Jahr zählt zudem Maren Ade ("Toni Erdmann") zu diesem Kreis. Petzold, 1960 in Hilden geboren, bekommt für sein seit 1995 entstandenes Werk jetzt (2.7. 2017) den angesehenen Friedrich Wilhelm Murnau Filmpreis.
Christian Petzold und Nina Hoss: ein kongeniales Gespann
Petzold wurde international vor allem mit seinen Filmen bekannt, die er mit seiner bevorzugten Hauptdarstellerin Nina Hoss drehte. In "Yella", "Jerichow" und "Barbara" erzählt der Regisseur Geschichten vom Verschwinden und Suchen, von doppelten Realitäten und subjektiven Erlebniswelten. Auch sein letzter bisher realisierter Kinofilm "Phoenix" entführt den Zuschauer in eine Welt, in der er nicht mehr sicher sein kann, was Realität und was Phantasie ist.
Nicht zuletzt aufgrund dieser thematischen Verwandtschaft bekommt Petzold den Murnau-Preis zugesprochen. "Dass Petzold das 'Gespenster'-Phänomen nicht loslässt, bezeugt sein 2014 gedrehter Film 'Phoenix' mit Nina Hoss als Wiedergängerin", heißt es von Seiten der Preis-Jury dazu.
Mit seinen filmischen Anleihen an Hitchcocks "Vertigo - Aus dem Reich der Toten" und Georges Franjus "Le Yeux sans Visage" zeige sich Petzold als Bewunderer und Kenner der US-amerikanischen wie der europäischen Filmgeschichte. Petzold verankere seine "Untersuchungen der Psyche in den sich verändernden politischen Konstellationen Deutschlands, im Historischen und im Unterbewussten", so die Meinung des Bielefelder Preiskomitees.
Auch Petzolds TV-Arbeiten sind von großer Klasse
Petzold, der nach einem geisteswissenschaftlichen Studium in Berlin noch an der Deutschen Film- und Fernsehakademie (dffb) studierte, debütierte 1995 mit der Fernsehproduktion "Pilotinnen". Auch in den Folgejahren arbeitete er immer wieder fürs Fernsehen, zuletzt drehte er zwei Folgen der Serie "Polizeiruf 110". Wie seine Werke für die große Leinwand zeichnen sich auch seine Fernsehfilme durch ein ausgeprägtes Stilbewusstsein aus.
In den vergangenen Jahren wurde der Regisseur mit zahlreichen Filmpreisen geehrt, unter anderem erhielt er mehrfach den "Preis der Deutschen Filmkritik", den "Deutschen Filmpreis" (2001/2012), den Silbernen Bären der Berlinale (2012 für "Barbara"), den Helmut-Käutner-Preis sowie mehrere TV-Auszeichnungen.
Murnau schuf mit "Nosferatu" einen stilbendenen Klassiker
Der seit 1988 verliehene Friedrich-Wilhelm-Murnau-Preis erinnert an den 1931 in Kalifornien tödlich verunglückten gleichnamigen deutschen Filmregisseur. Murnau schuf Meisterwerke des Stummfilms wie "Nosferatu", "Der letzte Mann" und "Faust".