Frühjahrskick für den Arbeitsmarkt
31. März 2017Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im März um 100.000 auf 2,662 Millionen gesunken. Im Vergleich zum Vorjahr waren es sogar 183.000 Erwerbslose weniger, wie die Bundesagentur für Arbeit am Freitag in Nürnberg mitteilte. Die Arbeitslosigkeit ging damit deutlich stärker zurück als im Schnitt der vergangenen drei Jahre und erreichte den niedrigsten Wert in einem März seit 1991. Die Arbeitslosenquote sank um 0,3 Punkte auf 6,0 Prozent.
"Der Arbeitsmarkt entwickelt sich weiterhin günstig", sagte der designierte BA-Vorstandschef Detlef Scheele. Mit dem Einsetzen der Frühjahrsbelebung sei die Zahl der Arbeitslosen deutlich gesunken, das Beschäftigungswachstum halte unvermindert an und auch die Nachfrage der Betriebe nach neuen Mitarbeitern sei weiter hoch. Auch saisonbereinigt gab es einen Rückgang. Die um jahreszeitliche Einflüsse bereinigte Arbeitslosenzahl lag bei 2,556 Millionen. Damit waren 30.000 weniger Männer und Frauen ohne Job als im Februar. Im Westen ging die Zahl um 18.000 zurück, im Osten um 12.000.
Immer weniger Arbeitslose
Für das Gesamtjahr 2017 rechnen die meisten Volkswirte mit einem weiteren Rückgang der Arbeitslosigkeit - je nach Annahmen um 60.000 bis 100.000 im Jahresdurchschnitt. Dabei unterstellen die meisten Ökonomen, dass sich der starke Rückgang der Arbeitslosenzahl im ersten Quartal 2017 im Jahresverlauf deutlich verlangsamt. Dem widersprechen allerdings Prognosen von Arbeitsmarktforschern, die mit einem deutlich stärkeren Rückgang der Arbeitslosigkeit rechnen.
Der von der Bundesagentur bereits am Donnerstag veröffentlichte Stellenindex BA-X weist auf jeden Fall auf weiterhin gute Beschäftigungschancen hin. Denn danach erreichte die Zahl der freien Stellen im März einen neuen Rekord - selbst der bisherige Höchststand von Januar und Februar wurde zuletzt noch einmal leicht übertroffen.
Der Indikator, der saisonbereinigt die Trends auf dem Stellenmarkt abbildet, stieg im März auf 227 Punkte; er lag damit um einen Punkt über dem bisherigen Höchststand und 17 Punkte höher als vor einem Jahr. Der Indikator misst die Entwicklung seit 2005. In knapp vier Fünfteln aller Branchen liege die Nachfrage nach Arbeitskräften inzwischen höher als vor einem Jahr, wie die BA weiter mitteilte. Am stärksten gewachsen sei die Zahl der offenen Stellen in der Industrie, im Baugewerbe, bei Firmen-Dienstleistern wie Werbeagenturen und Unternehmensberatern sowie in der Zeitarbeit.
Neue Rekorde bei regulären Jobs
Bei der Zahl der Menschen mit einem regulären Job soll es nach einer Prognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) einen Rekord geben: 2017 werden laut der Prognose 32,26 Millionen Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt sein. Das wäre ein Plus von 760.000 im Vergleich zum Vorjahr. "Dabei handelt es sich um den stärksten Anstieg seit der Wiedervereinigung", schreiben die Forscher des IAB, der Denkfabrik der Bundesagentur.
Insgesamt wären damit in diesem Jahr so viele Menschen wie nie zuvor sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Die meisten neuen Jobs werde es in den Bereichen öffentliche Dienstleister, Erziehung und Gesundheit geben. Einen Rückgang sehen die Forscher nur in der Finanzbranche.
Arbeitskräfte werden knapper
Trotz des demografischen Wandels erreiche auch die Zahl der verfügbaren Arbeitskräfte einen Höchststand: Das sogenannte Erwerbspersonenpotenzial soll um 320.000 auf 46,76 Millionen steigen. Hauptgründe seien die Zuwanderung sowie mehr erwerbstätige Frauen und Ältere. "Das Erwerbspersonenpotenzial wächst damit 2017 nicht einmal halb so stark wie die Erwerbstätigkeit. Verfügbare Arbeitskräfte werden also knapper", sagte Enzo Weber, Experte des zur Bundesagentur für Arbeit gehörenden IAB.
Betriebe würden ihre Beschäftigten daher halten, heißt es weiter. Das Risiko, den Job zu verlieren, sei auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung gesunken. Das IAB erwartet für 2017 ein Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,4 Prozent. Im vergangenen Jahr nahm es um 1,9 Prozent zu. Ein wichtiger Grund für das geringere Wachstum sei, dass es in diesem Jahr deutlich weniger Arbeitstage gebe.
wen/zdh (dpa)