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Horst Eckel - eine Fußball-Legende

8. Februar 2012

Er war 22 und damit jüngstes Mitglied der legendären Herberger-Elf, die 1954 durch ein 3:2 gegen Ungarn Fußball-Weltmeister wurde. Am Mittwoch feierte der Held des "Wunders von Bern" seinen 80.

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Der ehemalige deutsche Fußballnationalspieler Horst Eckel, aufgenommen am 30.01.2012. (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

"Das Spiel war zu Ende und wir waren Weltmeister. Das war ein schönes Gefühl." Mit diesen bescheidenen Worten beschreibt Horst Eckel den vielleicht wichtigsten Moment in seinem Leben. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft besiegt bei der WM 1954 in der Schweiz im Finale den klaren Favoriten Ungarn mit 3:2. "Wir haben zwar gewusst, dass wir Weltmeister sind, aber was das für die vielen Menschen in Deutschland und für uns dann später bedeutet, das konnte man nicht ermessen", erinnert sich Eckel. "Das haben wir erst gemerkt, als wir deutschen Boden betreten haben."

Tatsächlich war es für die Menschen im Nachkriegs-Deutschland viel mehr als nur ein sportlicher Erfolg. Historiker bezeichneten später das "Wunder von Bern" als die eigentliche Gründung der Bundesrepublik. "Die Leute haben ja nicht gesagt: Die elf Leute und Sepp Herberger sind Weltmeister geworden, sondern wir sind Weltmeister geworden", betont Eckel, der am 8. Februar 1932 im pfälzischen Vogelberg bei Kaiserslautern geboren wurde.

Kapitän Fritz Walter (2.v.r. oben) und Horst Eckel (r.) werden nach dem Triumph im WM-Finale im Berner Wankdorfstadion von begeisterten Anhängern vom Spielfeld getragen (Foto: dpa)
Die Triumphatoren Fritz Walter (2.v.r. oben) und Horst Eckel (r.)Bild: picture-alliance/ dpa

Das entscheidende Tor

Horst Eckel gehört neben Ottmar Walter (87 Jahre alt) und Hans Schäfer (84) zu den drei letzten noch lebenden Spielern der deutschen Weltmeisterelf, die 1954 im Endspiel auf dem Platz stand. Noch immer ist ihm der Moment genau präsent, als das Tor zum 3:2 gegen die Ungarn fiel: "Es waren ja nur noch sechs Minuten zu spielen. Da war der Zweikampf Hans Schäfer mit Boszik, dann die Flanke rein, die Kopfballabwehr eines ungarischen Spielers - Helmut Rahn zum Glück vor die Füße", schildert Eckel. "Helmut Rahn hat ein, zweimal einen (Ungarn) umspielt und dann - so wie man das von ihm kennt - mit dem linken Bein in die lange Ecke zum 3:2 geschossen."

Eckel war rechter Läufer im deutschen Team. Wie Kapitän Fritz Walter nahm er an allen sechs WM-Spielen teil. Der WM-Triumph ließ den damals 22-Jährigen aber nicht abheben, Bescheidenheit gehört bis heute zu seinen Tugenden. "Ich war ja immer der Jüngste und habe immer versucht, mich im Hintergrund zu halten, die Augen und Ohren aufzumachen und zu lernen", erzählt Eckel. "Ich habe nie das Empfinden gehabt, mich so in den Vordergrund zu spielen. Mir wäre es sogar peinlich gewesen, wenn das so gewesen wäre."

Gefahr vor dem deutschen Tor: Torhüter Toni Turek (l.) stürzt dem ungarischen Stürmer Sandor Kocsis entgegen, rechts Läufer Horst Eckel im WM-Finale von Bern 1954. (Foto:dpa)
Torhüter Toni Turek (l.) stürzt im WM-Finale 1954 dem Ungarn Sandor Kocsis entgegen, rechts Läufer Horst EckelBild: picture-alliance/dpa

Erinnerungen an Fritz Walter und Sepp Herberger

Auch wenn es ihm widerstrebt, Spieler aus der Weltmeister-Elf herauszuheben: wenn die Rede auf Fritz Walter kommt, gerät Eckel ins Schwärmen. "Er hat die Mannschaft geführt und war der verlängerte Arm von Sepp Herberger. Ich behaupte, dass Fritz Walter zu seiner Zeit mit der Beste in Europa und vielleicht sogar auf der ganzen Welt war. Das war ein ganz hervorragender Fußballer und ein hervorragender Mensch."

Auch über den Bundestrainer äußert sich Eckel voller Ehrfurcht: "Sepp Herberger war zu dieser Zeit einer der besten Trainer der Welt. Er hat immer alles gewusst, obwohl die Medienlandschaft nicht so groß war wie heute. Er hat alle großen Mannschaften gekannt. Er hat sogar die einzelnen guten Spieler gekannt und hat uns darauf eingestellt. Es ist für mich heute noch ein Rätsel, woher er das gewusst hat. Er war so eine richtige Vaterfigur für uns."

"Es wird zuviel Geld bezahlt"

Schon mit 17 Jahren wechselte Eckel vom C-Klassen-Verein SC Vogelbach zum 1. FC Kaiserslautern, für den er 213 Spiele absolvierte (1949 bis 1960). Mit dem FCK wurde er 1951und 1953 Deutscher Meister. Bis 1966 war er dann für den SV Röchling Völklingen aktiv. Für die deutsche Nationalmannschaft bestritt er 32 Länderspiele (1952 – 1958).

Auf die heutige Fußballwelt blickt Eckel ein wenig mit Skepsis. "Wir verspüren keinen Neid auf die heutige Generation, die so viel Geld verdient. Wir hätten, wenn wir das Geld bekommen hätten, es auch genommen", erklärt der 80-Jährige. "Aber es wird zuviel Geld bezahlt. Das gefällt mir nicht." Kritisch beurteilt Eckel auch den Arbeitseifer der heutigen Profis. "Sie tun zu wenig. Ich vermisse den absoluten Willen, wie das bei uns der Fall war."  

Horst Eckel (r.) scherzt auf einer Verabnstaltung im Juni 2011 in Winningen mit der Spielerin der deutschen Frauenfussball-Nationalmannschaft, Celia Okoyino da Mbabi. (Foto: dpa)
Engagiert: Eckel und Nationalspielerin Celia Okoyino da MbabiBild: dapd

Seit 1957 ist Eckel mit seiner Frau Hannelore verheiratet. Der pensionierte Realschullehrer hat zwei Kinder und lebt immer noch in seinem Geburtsort Vogelbach. Eckel hat soziale Aufgaben übernommen - wie die als Repräsentant der Sepp-Herberger-Stiftung. Er kümmert sich um Menschen mit finanziellen Engpässen und die Resozialisierung jugendlicher Strafgefangener. Für den Film "Das Wunder von Bern" von Regisseur Sönke Wortmann war Eckel fachlicher Berater. Rückblickend stellt er fest: "Die schönere Zeit haben wir gehabt. Wir waren alle und sind alle, die heute noch leben, zufrieden. Zufriedenheit ist manchmal viel wichtiger als Geld."

Autor: Arnulf Boettcher
Redaktion: Wolfgang van Kann