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Fußball und Gewalt – was tun?

14. November 2011

Schlägereien und bengalische Feuer - in deutschen Fußballstadien kann es ziemlich gefährlich werden. Für Ordnung will jetzt eine Task Force Sicherheit sorgen. Eine heikle Aufgabe für Politiker, Vereine und Polizei.

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Lodernde Feuer auf den Tribünen eines Fußballstadions, davor randalierende Fans, die mit drohenden Gesten ihre Gewaltbereitschaft demonstrieren. (Foto: Bernd Thissen dpa)
Bild: dpa

Einen Ehrenkodex für Fußballfans wünscht sich Innenminister Hans-Peter Friedrich. Um dieses Ziel zu erreichen, wird der sechs Millionen Mitglieder starke Deutsche Fußball-Bund (DFB) ein Symposium veranstalten. Teilnehmen sollen auch Polizisten und natürlich Fans, um deren nicht immer friedliches Verhalten es schließlich geht. Auf diesen Plan verständigte sich am Montag (14.11.2011) in Berlin der Bundesinnenminister mit Vertretern des organisierten Fußballs.

Im Vordergrund soll der Dialog mit den Fans stehen, betont der konservative Politiker. Auch gewaltbereite Fans sollen in die Gespräche einbezogen werden, "um sie in den Bereich der friedlichen Fans zurückzuholen". Von den friedlichen Fans verlangt Friedrich Zivilcourage gegenüber den Gewalttätigen oder Gewaltbereiten.

Der Präsident der Deutschen Fußball-Liga (DFL), Reinhard Rauball, der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Theo Zwanziger, und Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich sitzen von links nach rechts auf einem Podium und beantworten Fragen von Journalisten zum Thema Fußball und Gewalt. (Foto: Wolfgang Kumm / dpa)
Ein Trio gegen Gewalt im Fußball: DFL-Chef Rauball, DFB-Präsident Zwanziger und Bundesinnenminister Friedrich (v.l.)Bild: picture alliance/dpa

Fan-Projekte spielen eine zentrale Rolle

Eine zentrale Rolle im Kampf gegen Gewalt spielen seit Jahren Fan-Projekte, die gemeinsam vom Deutschen Fußball-Bund und vom Staat finanziert werden. DFB-Präsident Theo Zwanziger bezeichnet die landesweit 50 Projekte als "Sozialarbeit für die Gesellschaft". Er verweist auf die rund 80.000 Fußball-Spiele, die es jedes Wochenende in Deutschland gebe. Weit über 99 Prozent der Beteiligten verhielten sich friedlich. Man dürfe sich den Fußball nicht von Leuten kaputt machen lassen, die eine gewalttätige Fan-Kultur pflegten.

Das fange bereits mit der Sprache an, sagte der DFB-Chef unter Verweis auf verunglimpfende Transparente. So brachten fanatische Anhänger des Bundesligisten Schalke 04 ihre Wut auf Nationaltorwart Manuel Neuer wegen seines Wechsels zu Bayern München mit einem Transparent zum Ausdruck, das an eine Todesanzeige erinnerte. "Wer verbale Gewalt verniedlicht, hat die Grenze zur körperlichen Gewalt sehr schnell relativiert", meint Zwanziger.

Tatort Stadion: Schalke-Fans halten ein Transparent mit der Aufschrift 'Judas' hoch. Es gilt Nationaltorwart Manuel Neuer, der für über 20 Millionen Euro zum Erzfeind Bayern München gewechselt ist. (Foto: Jürgen Schwarz / dapd)
Tatort Stadion: Schalke-Fans halten ein Transparent mit der Aufschrift "Judas" hoch. Es gilt Nationaltorwart Manuel Neuer, der für über 20 Millionen Euro zum Erzfeind FC Bayern gewechselt war.Bild: dapd

Gefühl der Gerechtigkeit ist wichtig

Einig ist sich Deutschlands mächtigster Fußball-Funktionär mit Verbands- und Vereinsvertretern, dass die Anliegen der höchst unterschiedlichen Fan-Szene ernst genommen werden müssen. Darauf pocht besonders Michael Gabriel von der Koordinierungsstelle Fan-Projekte (KOS). Fans müssten auch das Gefühl haben, dass sie gerecht behandelt werden. "Nur wenn sie gerecht behandelt werden, wird sich die Bereitschaft durchsetzen, sich gegen Fehlverhalten in der eigenen Szene zur Wehr zu setzen", glaubt Gabriel.

In einem Punkt dürfen die härtesten Fans, die sogenannten Ultras, allerdings auf keinerlei Entgegenkommen hoffen: beim Abbrennen von Pyrotechnik. Daran lässt der Präsident des Deutschen Meisters Borussia Dortmund, Reinhard Rauball, keinen Zweifel. Der Rechtsanwalt ist zugleich Präsident der Deutschen Fußball-Liga (DFL), in der die 36 Profi-Vereine der ersten und zweiten Bundesliga zusammengeschlossen sind. "Ich habe ein Problem damit, das Abbrennen von Pyrotechnik durch Fans in den Bereich der Fan-Kultur einzuordnen." Es widerspreche sich, dass eine rechtswidrige Tat zu einer Kultur gehören könne, meint Rauball. Dass die Ultras anderer Meinung sind, ist DFL-Chef Rauball klar.

Stehende Dortmund-Fans recken ihre gelben Schals in die Höhe. (Foto: Sascha Schürmann / dapd)
Die gelbe Gefahr, jedenfalls aus Sicht der gegnerischen Mannschaften. Die Dortmunder Fans gelten aber als ganz überwiegend friedlich.Bild: dapd

DFL-Chef Rauball gegen verschärfte Stadionverbote

Sympathie-Punkte dürfte er dennoch in der Szene gesammelt haben. Denn die Verschärfung von Stadionverboten lehnt er ab. Auch die Abschaffung von Stehrängen, wie in England bereits geschehen, dürfte es mit Rauball in deutschen Stadien kaum geben. Ein solches Verbot träfe seinen Verein am stärksten. Das fast immer ausverkaufte Stadion von Borussia Dortmund ist bei den Gastmannschaften vor allem wegen der "gelben Wand" gefürchtet. Dort stehen Tausende der enthusiastischsten Borussen-Fans.

Autor: Marcel Fürstenau
Redaktion: Calle Kops