Fußball trifft Kino in Berlin
19. März 2015Mehr Starpower geht kaum. Den Auftakt des diesjährigen 11mm-Fußball-Festivals macht kein Geringerer als Lionel Messi. Zwar ist der Superstar des FC Barcelona beim Start im Kino "Babylon" in Berlin-Mitte nicht persönlich dabei, doch auf der Leinwand ist er zu bestaunen. "Messi (Der Film)" von Álex de la Iglesia, dem Regisseur des Kultfilms "Perdita Durango", eröffnet das Festival. Zu den Gästen wird der deutsche Ex-Nationalspieler Arne Friedrich gehören. Das ist ein Indiz dafür, wie weit das 11mm-Festival seit seinen Ursprüngen in Berlins Off-Szene gekommen ist.
"Wir haben im Kino 'Central' im Hinterhof der Hackischen Höfe angefangen, das nicht mehr als 80 Plätze hatte. Und selbst die brauchten wir oft nicht", erinnert sich Andreas Leimbach-Niaz, einer der Leiter des Festivals. "Und jetzt bespielen wir ein großes Kino mit 400 Plätzen. Vorstellungen wie die Eröffnungsveranstaltung oder die Shortkicks-Gala [der Kurzfilmwettbewerb, Anm. der Redaktion] sind ausverkauft. Es ist schon toll zu sehen, wie die Leute sich das über die Jahre gemerkt haben. Es gibt sogar Besucher, die von 400 Kilometer weit weg hierher kommen. Sie fragen, ob es auch einen Festivalpass gibt, wie bei der Berlinale."
Bis kommenden Montag werden fast 50 Filme gezeigt. Dennoch ist das 11mm-Festival noch weit entfernt von der Größenordnung der Berlinale mit ihrem Roten Teppich und den Goldenen Bären. Die meisten Mitwirkenden arbeiten ehrenamtlich oder für ganz kleines Geld. Laut Leimbach-Niaz stößt die Veranstaltung in der jetzigen Form schon an ihre Grenzen.
Von Brasilien über Bosnien zum BVB
Zu sehen sind sowohl Spiel- als auch Dokumentarfilme. Die Länge reicht von 97 Sekunden (der kanadische Kurzfilm "Bounce") bis hin zu zweieinhalb Stunden (das indonesische Melodram "We Are Moluccans"). Viele der Filme sind politischer Natur. "Istanbul United" erzählt zum Beispiel, wie Anhänger der drei rivalisierenden Fußballclubs der türkischen Metropole zusammenkommen, um gegen Präsident Recep Tayyip Erdogan zu protestieren. Andere Streifen thematisieren den Rassismus in Südafrika, die Armutsviertel Antwerpens oder den Bürgerkrieg in der Ostukraine. Eine ganze Filmreihe befasst sich mit Juden im Fussball.
Auch Kinogänger, die ihren Sport lieber politikfrei genießen möchten, kommen auf ihre Kosten. So lässt "The Class of ‘92" Manchester-United-Fans in Erinnerungen an die Zeiten schwelgen, als die Stars David Beckham, Paul Scholes und Ryan Giggs noch keine Gesichtsfalten hatten. Andere Filme drehen sich um das Maracana-Stadion, die beste Fussball-Mannschaft Kubas, die Anhänger der bosnischen Nationalmannschaft oder die Gründung des Bundesligisten Borussia Dortmund vor 105 Jahren. Und natürlich darf die WM 2014 in Brasilien nicht fehlen. "Das musste einfach sein", sagt Leimbach-Niaz. "Deutschland hat über 20 Jahre auf diesen Titel gewartet."
Echte Liebe
Sein persönlicher Favorit hat jedoch mit Heimatliebe zu tun. "Ich komme aus dem Ruhrgebiet, deshalb liegt mir der Film ‘Meidericher Vizemeister‘ besonders am Herzen", erzählt Leimbach-Niaz. "Er erzählt die Geschichte des MSV Duisburg, der in der ersten Bundesligasaison überraschend Zweiter wurde. Gedreht haben den Streifen drei Jungs, die vorher noch nie einen Film gemacht hatten, mit den Spielern von damals. Der Kapitän der Mannschaft kommt am Sonntag mit den drei Jungs nach Berlin. Für mich ist es das persönliche Highlight."
Die Zebras spielen mittlerweile in der dritten Liga - was der Unterstützung der Fans keinen Abbruch tut. Eine ähnliche Leidenschaft ist überall beim 11mm-Festival zu spüren. Nicht zuletzt in den Pausen zwischen den Vorführungen, wenn sich die Filmfreaks vor dem Kino versammeln, um mit dem Ball hin und her zu kicken. Auf der großen Leinwand wie auf dem grünen Rasen gilt die gleiche Regel: Die besten Ergebnisse erzielt man, wenn man den Spaß dabei nicht vergisst.
Die DW-Bundesliga-Sendung Kick off! ist seit Jahren Medienpartner des 11mm Fußball-Filmfestivals.