Führungswechsel bei der Deutschen Bank
31. Mai 2012Bei der Deutschen Bank ist die Ära Josef Ackermann zu Ende gegangen. Der Schweizer verabschiedete sich auf der Hauptversammlung in der Festhalle Frankfurt am Main nach zehn Jahren von den Aktionären.
Zu seinem Abschied stimmte Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann seine Nachfolger auf schwere Zeiten ein. "Mit Blick auf den weiteren Jahresverlauf müssen wir Vorsicht walten lassen", sagte Ackermann bei der Hauptversammlung in Frankfurt. "Insbesondere die konjunkturelle Lage, die Schuldensituation und mangelnder Reformwille in einigen Ländern der Eurozone geben Anlass zur Sorge, und die Arbeitslosigkeit dort, gerade bei jungen Menschen, ist beunruhigend."
Lange Suche nach Nachfolgern
Die Suche nach einem Nachfolger für Ackermann hatte sich über Jahre hingezogen und offensichtlich hatte eine Person alleine nicht den Ansprüchen an einen Nachfolger genügen können. Tatsache ist jedenfalls: Ackermann folgt eine Doppelspitze. Er übergibt den Stab an seine Nachfolger Anshu Jain und Jürgen Fitschen. Das neue Führungsduo übernimmt Deutschlands größtes Geldhaus in einer Zeit, in der sich die Euro-Schuldenkrise gerade wieder zuspitzt und sich die Geldhäuser weltweit für eine strengere Regulierung rüsten müssen.
Ackermann, heute 64 Jahre alt, hatte während seiner Amtszeit polarisiert, er war einerseits hoch geachtet, wurde aber auch vielfach kritisiert. In den zehn Jahren auf dem Chefsessel der Deutschen Bank formte er Deutschlands größtes Geldhaus zu einem Global Player, einem ernstzunehmenden Spieler in der internationalen Hochfinanz. Er steuerte die Deutsche Bank ohne direkte staatliche Hilfe durch die Finanzkrise und baute das Privatkundengeschäft als zweites Standbein neben dem Investmentbanking aus.
Ackermann zog jedoch auch immer wieder Kritik auf sich, weil es ihm an Fingerspitzengefühl für gesellschaftliche Befindlichkeiten fehlte. Ein Beispiel dafür war der Gerichtsprozess um die Mannesmann-Affäre 2004. In dem Prozess ging es um die viele Millionen Euro schwere Zahlung von Prämien an Mannesmann-Vorstände, die bei der Übernahme des deutschen Traditionskonzerns durch das britische Mobilfunkunternehmen Vodafone flossen.
Ackermann machte damals zu Prozessbeginn mit seinen Fingern ein Victory-Zeichen in die Kameras. Vielen gilt diese Geste seitdem als Symbol für eine Kaltschnäuzigkeit und Arroganz der Finanzbranche.
haz/jh (rtr, dpa)