Für Solarworld geht die Sonne unter
25. Januar 2013Lange galt Frank Asbeck als der "Sonnenkönig" vom Rhein: Der Gründer und Vorstandschef von Solarworld war ein Pionier und das Aushängeschild der gesamten Solarbranche. Aktionäre konnten viel Geld mit dem Bonner Unternehmen verdienen - bis die Krise kam und der Kurs in sich zusammensackte. Nun schreibt Solarworld Rote Zahlen und ächzt unter einer Schuldenlast - es geht um das Lebenswerk von Frank Asbeck.
Die Luft ist dünn geworden für Solarworld, der deutsche Branchenprimus ist in finanzieller Not und kämpft ums Überleben. Aber Pleitegefahr bestehe nicht, so Asbeck, es gehe lediglich um Schuldenreduzierung: "Das hat nichts mit einer Insolvenz zu tun." Gläubigern drohen zumindest heftige Verluste. Die von einem möglichen Schuldenschnitt betroffenen Anleihen brachen am Freitag ein - ebenso der Aktienkurs.
Die heftige Krise in der einstigen Aufbruchbranche durch Überproduktion sowie Wettbewerbs- und Preisdruck fordert Zug um Zug ihre Opfer. Da halfen auch die staatlichen Subventionen nicht, mit denen die Solarenergie in Deutschland zulasten der Stromkunden gefördert wurde.
Ein ruinöser Wettbewerb
Neben anderen deutschen Anbietern musste auch Solarworld auf dem deutschen Markt der Konkurrenz aus Fernost immer mehr das Feld überlassen. Für Asbeck ist China der Sündenbock. Er warf der chinesischen Solarbranche in den vergangenen Monaten immer wieder vor, eine "ruinöse Abwärtsspirale" in Gang gesetzt zu haben. Dies sei nur mit staatlicher Hilfe möglich, denn auch die Chinesen seien keine "Hexenmeister". Die USA und die EU wollen China mit Strafzöllen und Dumping-Beschwerden wieder in die Schranken weisen. Doch ob sie damit Erfolg haben werden, ist zweifelhaft.
Schwierigkeiten in Übersee und daheim
"Auch bei einem möglichen Erfolg der Anti-Dumping- und Anti-Subventionsbeschwerde ist nicht zu erwarten, dass Solarworld von den Chinesen Marktanteile zurückgewinnen wird", sagt Branchenanalyst Wolfgang Hummel vom Zentrum für Solarmarktforschung in Berlin. Schon in den USA hätten die dort eingeführten Anti-Dumping-Zölle, die eine Kostenbelastung für chinesische Anbieter bedeuten, für Solarworld keine Vorteile gebracht.
Auch in Deutschland, dem weltgrößten Photovoltaik-Markt, habe Solarworld von den Zubauzahlen in 2012 nur unterdurchschnittlich profitieren können, sagt Analyst Hummel: "Das Geschäft bei den Solarparks und großen Freiflächen musste Solarworld der chinesischen Konkurrenz überlassen." Das Geschäftsmodell von Asbeck sei nicht zukunftsfähig, weil die Fertigung am deutschen Standort zu teuer sei. Solarworld hat Produktionsstätten im sächsischen Freiberg und in den USA.
Mit gutem Beispiel voran
Asbeck setzte bisher auf Durchhalteparolen, die "deutsche Qualität" werde sich durchsetzen und es werde "sich die Spreu vom Weizen trennen". Asbeck hält selbst knapp 28 Prozent der Anteile an Solarworld. Mögliche Einkünfte hat er mit dem Schicksal seines Unternehmens verknüpft und angekündigt, er wolle so lange auf Gehalt, Bonus und Dividende verzichten, bis Solarworld wieder profitabel ist. "Meine Entscheidung soll ausdrücken, dass ich an das Unternehmen glaube", hatte Asbeck bei der Halbjahresbilanz im Sommer 2012 erklärt.