Hofnarr der Pop Art: David Hockney wird 85
Mit seinen knallblauen Poolbildern wurde Hockney weltberühmt - und reich. Auch im hohen Alter ist der exzentrische Brite sehr aktiv. Ein Rückblick.
Fleißig auch mit 85
Den Schalk hat David Hockney immer im Nacken. Sein ausgeprägter britischer Humor macht ihn zur Ausnahmeerscheinung unter den Künstlern. Inzwischen ist der Maler fast taub. Doch auch mit Mitte 80 tritt er offenbar kein bisschen kürzer. Im Fitzwilliam-Museum in Cambridge sind derzeit Zeichnungen, Gemälde und digitale Kunstwerke von Hockney zu sehen, darunter auch ein neues Selbstporträt.
Malen und Rauchen - seine Leidenschaft
2017, zu seinem 80. Geburtstag, widmete die Londoner Tate Britain David Hockney eine große Werkschau. Mit knapp einer halben Million Besucherinnen und Besuchern war es die bislang meistbesuchte Ausstellung der Tate. Trotz Herzinfarkt und Schlaganfall - Hockney malt immer noch, inzwischen auch mit dem iPad. Lediglich muss er beim Malen häufiger sitzen, verriet er kürzlich dem "New Yorker".
Schattenseite der Sonne
Die Sonnenseite des Lebens in Kalifornien zog den jungen David Hockney magisch an. Los Angeles wurde seine künstlerische Heimat, hier wurde er reich und berühmt. Auch wenn seine amerikanischen Pop-Art-Werke vor greller Farbigkeit strotzen, blieb er ein europäischer Maler. Den Schattenseiten der Luxuswelt Hollywood gab er Raum auf seinen großformatigen Bildern, hier "Pool with Two Figures" (1972).
Frühe Arbeiten
Am Royal College of Art in London experimentierte der junge Hockney mit Malerei und verschiedenen Motiven. Er suchte erst noch seinen Stil. Hier eines seiner frühen Gemälde, ganz klassisch Öl auf Leinwand: "Domestic Scene" von 1963. In dem Jahr bekam Hockney auch seine erste Einzelausstellung in der Londoner Galerie Kasim. Künstler zu sein - für Hockney ein aufregendes Abenteuer.
Neues Selbstbewusstsein
Sein fotorealistisches Acrylbild von Christopher Isherwood und Don Bachardy, einem bekannten schwulen Paar, machte Hockney als Maler bekannt. Er liebte es cool und "very british" zu sein, aber die Hippiezeit in den USA mit ihrem Credo "Make love not war" hatte ihn inspiriert: Das Licht, der ewige Sommer Kaliforniens, der offene Umgang mit Homosexualität, all das prägte seine Malerei nachhaltig.
"Ossie Wearing a Fairisle Sweater"
Die Menschen in seiner unmittelbaren Umgebung mussten alle Modell sitzen bei Hockney. Seine malerischen Szenen wirken oft sehr privat, fast intim, und strahlen trotzdem eine kühle Distanziertheit aus. "Die Oberfläche ist eine Illusion", sagt Hockney dazu. Hier skizzierte er mit schnellem Kreidestrich "Ossie, Wearing a Fairisle Sweater", eine Arbeit aus dem Jahr 1970.
Unfertiges Selbstporträt
Als erfolgreicher Maler konnte sich Hockney in den 1970er-Jahren kaum vor Ausstellungsanfragen und Aufträgen retten. Sie ermüdeten ihn. Hier sein Bild "Model with Unfinished Self Portrait". 1975 kehrt er zu den Ursprüngen als Bühnenbildner zurück, entwarf malerische Kulissen für "The Rake's Progress" an der britischen Glyndebourne Opera und für Opernhäuser in San Francisco, New York und Chicago.
Der schöne Schein von Hollywood
Als Hockney in den 1960er-Jahren nach Kalifornien zog, fragten ihn Freunde, was er in dieser kulturellen Wüste wolle. "Das ist die Heimat einer Hochkultur: Hollywood", antwortete er. Schon als Junge ging er viel ins Kino - raus aus der ärmlichen Welt der grauen Vorstädte, wo er aufgewachsen war. Als erfolgreicher Künstler konnte er sich später dieses "Hollywood Hills House" (Bild) leisten.
Amerikanischer Highway
Irgendwann reichte Hockney der ewige Sommer Kaliforniens, die Weiten der amerikanischen Landschaften, wie in seiner Fotocollage "Pearblossom Highway, 11-18th April 1986 #1", die er dem Getty Museum in Los Angeles zum Abschied geschenkt hat. Er sehnte sich zurück nach Europa, nach grünen Wäldern, nach Herbst und Winter. Zuerst zog er nach Paris, dann nach London und schließlich in die Normandie.
Landschaften Europas
Zurück in Europa zog es ihn als Maler in die Landschaften seiner britischen Heimat. Er war viel unterwegs, fotografierte und entdeckte die digitalen Farbwelten der computergenerierten Bilder. Häufig verknüpfte er Videos zu Bild-Tableaus, die auf großformatigen Bildschirmen eine fast surreale Anmutung entwickeln. Hier "Woolgate Woods, 6. & 9. November 2006".
Grand Canyon/USA
Fast 2000 Bilder hat David Hockney im Laufe seines Lebens gemalt. Ruhestand ist für ihn ein Fremdwort. "Mein Werk ist noch nicht abgeschlossen, weil ich noch nicht am Ende bin", scherzt er gern bei Interviews. Auch dieses riesige Gemälde "9 Canvas Study of The Grand Canyon" (1998) war in der Ausstellung der Tate Britain zu sehen.