Gedenken an die Opfer von München
31. Juli 2016An dem Gottesdienst mit hunderten Menschen beteiligten sich auch Vertreter der griechisch-orthodoxen Kirche und des Judentums. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx sagte, Abschottung, Misstrauen und Angst dürften nicht das letzte Wort behalten. Die Tat werde ein "Markstein" in der Geschichte der Stadt bleiben, so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Marx dankte Polizisten, Rettungskräften und Seelsorgern für ihre Arbeit und erinnerte auch an jene, die sich in den Stunden nach der Tat solidarisch gezeigt hatten. Der Erzbischof rief zu einem "konstruktiven Widerstand gegen das Böse" auf. "Eine neue Wachsamkeit ist erforderlich." Diese müsse zu einer neuen Aufmerksamkeit füreinander werden.
Für den Muslimrat München sagte Dhari Hajer, Deutschland solle davor bewahrt werden, in einen "Kreislauf des Hasses und der Gewalt" zu verfallen. Eindringlich wendet sich die Muslimin im katholischen Wahrzeichen Münchens an Allah. "Beschütze diese schöne Stadt und ihre Bewohner", betet Hajer.
Neben Marx zelebrierte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, den Gottesdienst. Bedford-Strohm sagte, nach dem Schrecken der Tatnacht und nach weiteren schlimmen Nachrichten und aus anderen Orten sei es nun Zeit, inne zu halten. "Uns alle bewegt die Frage, wie wir jetzt in die Zukunft gehen sollen." Vielleicht könne angesichts dieser Tat ja eine neue Achtsamkeit für die Kostbarkeit des Lebens entstehen. Es müssten "Frühwarnsysteme" geschaffen werden, um medizinische und soziale Anzeichen für mögliche Gewalttaten rechtzeitig zu erkennen.
Bundespräsident Joachim Gauck, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Vizekanzler Sigmar Gabriel, der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, sowie Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter nahmen an der Trauerfeier teil. Dazu kamen zahlreiche Bundes- und Landesminister.
Ein 18-Jähriger hatte am 22. Juli im Bereich des Olympia-Einkaufzentrums neun Menschen erschossen und vier weitere verletzt, überwiegend Jugendliche. Anschließend erschoss er sich selbst. Der Täter war psychisch krank. Als ein mögliches Motiv für seinen Amoklauf gilt sein Gefühl, in der Schule gemobbt zu werden.
rb/cw (afp, dpa, kna)