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Geduldsprobe in Asien

Andreas Becker, z.Zt. Neu-Delhi3. November 2012

Für deutsche Unternehmer eröffnen sich in Asien große Chancen, aber die Region birgt auch viele Risiken. Während die Entwickung in einigen Ländern rasend schnell verläuft, braucht man in anderen vor allem Geduld.

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Ein Arbeiter auf dem Bau in Indonesien (Foto: dapd)
Wirtschaft Wachstum IndonesienBild: dapd

Die Wirtschaft in der Region Asien-Pazifik hat im letzten Vierteljahrhundert ein gewaltiges Wachstum hingelegt. 1986, bei der ersten Asien-Pazifik-Konferenz der deutschen Wirtschaft, konnten die meisten davon nur träumen. Bei der 13. Auflage der Tagung, die vom 1. bis 3. November im indischen Gurgaon bei Delhi stattfindet, ist zwar immer noch von großen Chancen die Rede. Allerdings ist auch etwas Nüchternheit eingekehrt, denn nicht alle Hoffnungen haben sich erfüllt.

Das zeigt schon ein Blick in die indische Presse am Tag der Eröffnung der Konferenz. Der deutsche Flughafenbetreiber Fraport will seinen Anteil am Flughafen Delhi verkaufen und kritisiert die indische Regierung. Ein weiterer Bericht widmet sich den Problemen des Autobauers Volkswagen. Um 20 Prozent ist der Absatz in Indien im ersten Halbjahr eingebrochen, der Marktanteil sank von 3,5 auf 2,4 Prozent.

"Der indische Markt ist sehr schwankend", bestätigt Volkswagen-Vorstand Ulrich Hackenberg gegenüber der Deutschen Welle. "Wir sind in diesem Markt noch nicht am Ziel, sondern befinden uns noch in der Aufbauphase. Wir denken langfristig."

Problem Infrastruktur

Mit anderen Worten: Man muss Geduld haben in Indien. Die braucht man auch, wenn man hier im Stau steht oder auf eine verlässliche Energieversorgung angewiesen ist. "Die größte Herausforderung ist dieser riesige Nachholbedarf bei der Infrastruktur", sagt auch Siemens-Chef Peter Löscher. Er leitet den Asien-Pazifik-Ausschuss der deutschen Wirtschaft und ist damit ein Gastgeber der Konferenz.

Philipp Rösler und Peter Löscher (Foto: DW/Andreas Becker)
Philipp Rösler und Peter LöscherBild: DW/Andreas Becker

Viel zu tun also, auch für deutsche Unternehmen. Allerdings kritisiert auch Löscher, dass der Aufbau der Infrastruktur zu langsam verläuft. Rund 600 größere Infrastrukturprojekte in Indien stecken laut Löscher derzeit fest.

Hubert Lienhard, der Chef des süddeutschen Maschinenbauers Voith, weiß aus eigener Erfahrung, was das bedeutet. Mal habe ein Investor Probleme bei der Genehmigung zum Bau eines Kraftwerks, mal könne er das benötigte Land nicht erwerben, weil die Besitzverhältnisse unklar sind, und mal gebe es Probleme bei der Energieversorgung. "Und dann gehen solche Projekt 'on hold', das heißt, sie bleiben einfach stehen", so Lienhard. "Damit steckt dann auch die ganze Wertschöpfungskette fest, die in diese Projekte gehen soll."

Wachstumsregion

Trotz aller Kritik am indischen Reformstau ist das Land ein wichtiger Standort für Voith. Das Unternehmen beschäftigt in Indien 1000 Mitarbeiter, in China sind es 3500. "Wir machen in Asien 28 Prozent unseres Umsatzes", sagt Lienhard. "Die Region ist für unser Unternehmen von ganz entscheidender Bedeutung."

Der Chemiekonzern BASF macht ebenfalls mehr als 20 Prozent seines Umsatzes in der Region. "Bis zum Jahr 2020 wollen wir hier 29 Milliarden Euro Umsatz machen", sagt Albert Heuser, Asien-Pazifik-Chef von BASF. "Das ist mehr als eine Verdoppelung gegenüber dem, was wir heute haben."

Zurzeit wächst die Wirtschaft in China, Indien und anderen Ländern der Region allerdings weniger stark als erwartet. Um die Konjunktur wieder zu beleben, warb der deutsche Wirtschaftsminister Philipp Rösler auf der Konferenz für den Abbau von Handelsbarrieren. "Wir brauchen offene Märkte, freien Handel und einen fairen Wettbewerb", so Rösler. "Das ist der beste Weg zu mehr Wachstum in der Region Asien-Pazifik."

Freihandel

Doch auch hier muss man Geduld haben. Denn mit Indien verhandelt die Europäische Union schon seit sechs Jahren über die Einrichtung einer Freihandelszone - ein Abschluss ist noch nicht in Sicht.

Euro-Krise Thema bei Asien-Pazifik Konferenz

Ganz anders die Situation in Südkorea. Die asiatische Exportnation hat bereits acht Freihandelsabkommen mit 45 Ländern unterschrieben, sagt Han Duk-Soo, früher Ministerpräsident des Landes, heute Leiter der koreanischen Handelsvereinigung KITA.

"Die Länder, mit denen Korea Freihandelsabkommen hat, repräsentieren 60 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung", so Han. "Wenn die laufenden Verhandlungen mit anderen Ländern abgeschlossen sind, steigt dieser Anteil sogar auf 90 Prozent."

So unterschiedlich die Länder der Region sind, so unterschiedlich ist auch das Tempo, mit denen sie Veränderungen in Angriff nehmen. Kamal Nath, der indische Minister für Stadtentwicklung, warb auf der Konferenz daher auch für Verständnis für das oft kritisierte Reformtempo seines Landes. Man dürfe nicht vergessen, so der Minister, dass in Indien heute noch 300 Millionen Menschen lebten, die mit weniger als einem Dollar am Tag auskommen müssten.